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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schlug rhythmisch auf ein Tamburin, auch an diesem Krach schien keiner der Erwachsenen Anstoß zu nehmen. Das aus Wasserfarben entstandene Wandbild zeigte eine städtische Straßenszene. Ein großer blauer Bus schien im Raum zu schweben, im Hintergrund flog eine Häuserreihe vorbei, und eine rote Ampel baumelte wie ein glutroter Falter im Wind. Felix schien sehr schnell für sich entschieden zu haben, was dem Ganzen fehlte, denn er malte mit großer Sorgfalt den grauen Asphalt unter die Räder des Busses und strichelte Stein für Stein als Abschlusskante des Bürgersteiges. Als Marie ihren Sohn so sah, musste sie unwillkürlich lächeln. Erst jetzt bemerkte sie, dass Alex ihr in den Raum gefolgt war.
    » Hier kann jeder so sein wie er will « , flüsterte sie. » Das wird deinem Sohn guttun. «
    » Heute hat die Lena Geburtstag, und ich bin nicht da « , sagte Marie leise.
    Liebevoll schlang Alex ihren Arm um Maries Schultern und drückte sie fest an sich.
    *

» Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch. «
    Die acht Kerzen flackerten auf dem Geburtstagskuchen, den Elisabeth für ihre Enkelin gebacken hatte, doch Lena machte keine Anstalten, die Kerzen auszublasen. Blass sah sie aus, ihre haselnussbraunen Augen hielt sie nach unten gerichtet, und sie wich den Blicken ihrer Familie aus. Paul nahm den Kuchen und stellte ihn direkt vor ihr Gedeck. Dann umfasste er den Kopf seiner Tochter zärtlich mit beiden Händen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    » Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin! «
    » Ja, alles Gute « , gluckste Max, der sich neben das Geburtstagskind auf die Eckbank gedrückt hatte und forschend zu ihr hinüberschielte.
    » Krieg ich einen Kakao? « , fragte Lena gedehnt.
    Paul lächelte seiner Tochter zu. » Jetzt bläst du erst mal die Kerzen aus « , rief er gespielt fröhlich.
    Lena tat, wie ihr geheißen, aber starrte noch immer an dem Geburtstagskuchen und ihrem Vater vorbei.
    » Schau mal, Lena « , sagte Paul vorsichtig und griff nach dem Umschlag, der an die Torte gelehnt war, » das ist ein Brief von der Mama. «
    Mit unbewegter Miene griff das Kind nach dem Umschlag und legte ihn so weit wie möglich von der Torte weg.
    » Magst ihn nicht aufmachen? « , fragte Paul und sah seine Tochter besorgt an.
    Lena schüttelte stumm den Kopf.
    » Sie hat geglaubt, dass die Mama zum Geburtstag kommt. Aber eine Busfahrt ist halt viel zu teuer « , gab Max mit altkluger Miene den großen Bruder.
    Doch Paul kannte seinen Ältesten. Auch wenn er sich abgebrüht gab, er hatte wie seine Schwester darauf gehofft, dass seine Mutter heute kommen würde. Und nicht nur die Kinder wirkten traurig, auch die Mienen der Erwachsenen verdüsterten sich. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    » Magst einen Kakao? « , fragte Elisabeth ihren Sohn Paul.
    » Lass gut sein « , sagte der leise und fing einen Blick seines Vaters auf. Als Paul kurz zu ihm herübersah, stellte er fest, dass auch Xaver seine Tasse nicht angerührt hatte.
    *

An diesem Abend musste Marie wie an den Tagen zuvor im Kudamm-Eck arbeiten. Sie hatte alles mit Alex besprochen, die heute zu Hause bleiben und Klavier spielen wollte und dabei ein Auge auf Felix haben würde. Wie schon in ihrem Pensionszimmer, hatte Marie ihren Sohn auch in der WG bereits gegen sechzehn Uhr zu Bett gebracht, um rechtzeitig bei der Arbeit zu sein. Und wie schon im Pensionszimmer, war auch in den Räumen der Wohngemeinschaft diese Zeit einfach zu früh, als dass ein sechsjähriger Junge vom Nachmittag an bis zum frühen Morgen hätte durchschlafen können. Als Felix erwachte, schlug eine Wanduhr, die einer der Bewohner auf einem Flohmarkt ergattert hatte, gerade zehn Uhr am Abend.
    » Mama? « Mit einem Ruck setzte sich der Junge in seinem Bett auf und schaute angstvoll in dem fremden Raum umher. Wie gläserne Murmeln auf einem Holzparkett klangen einzelne Töne zu ihm herüber, perlten ineinander und zogen ihn magisch an. Felix rutschte aus seinen Kissen und versuchte, mit seinen blanken Füßen den Boden zu berühren. Die allmählich lauter werdenden Töne zogen ihn in seinen Bann und ließen ihn alle Angst vergessen. Vorsichtig tapsten seine Füße über den Dielenboden, wie ein Traumwandler setzte er Schritt für Schritt den langen Flur entlang, bis er schließlich in dem großen Raum stand, in dem das alte Bechstein-Klavier den Mittelpunkt bildete. Als Alex durch das Knacken des Dielenbodens auf ihn aufmerksam wurde, unterbrach sie ihr Spiel sofort.
    »

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