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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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holte.
    » Ja « , antwortete Marie mit gedämpfter Stimme. » Und das war das Beste, was uns passieren konnte. «
    Ohne Maries Bemerkung zu kommentieren, folgte Paul mit unbewegter Miene seinem Sohn, der an seiner Mutter vorbei aus der Küche hinausgelaufen war. Mit weit ausholenden Bewegungen schwang Felix seine Arme auf und nieder und rannte unbefangen in die Kinderschar hinein, die das Spielzimmer bevölkerte.
    » Felix der Rechenvogel ist wieder da! « , rief ein Mädchen, doch keiner kümmerte sich darum, und genauso unbekümmert verkörperte Felix den Vogel, den er immer darstellte, wenn er sich ganz in seiner Welt zu Hause fühlte.
    Zu Hause, dachte Paul bitter. Sie haben sich hier ein neues Zuhause geschaffen. Eines, das er nicht verstehen konnte, in dem kein Platz für ihn war.
    Eine Stunde später sah er fassungslos zu, wie Marie sich vor dem Wandspiegel schminkte und ihre offenen Haare kämmte. Es war ihm nicht entgangen, dass sie ihm auswich, dass sie, seit sie diese Wohnung hier betreten hatten, noch nicht ein persönliches Wort an ihn gerichtet hatte.
    » Ich erkenne dich gar nicht wieder « , sagte Paul verzagt.
    Wie von einem geheimen Räderwerk aufgezogen machte sie einfach weiter. Als ob ich gar nicht da wäre, dachte er bitter.
    Pauls überraschendes Erscheinen hatte Marie tiefer getroffen, als sie sich eingestehen wollte. Dass er ausgerechnet heute hier aufgetaucht war, war etwas, mit dem sie nicht umzugehen wusste. Wie oft hatte sie sein Kommen in den letzten Monaten herbeigesehnt, hätte alles dafür gegeben, ihn an ihrer Seite zu wissen, nicht mehr allein in ihrer Sorge um Felix zu sein. Stattdessen hatte er sie am Telefon mit Vorwürfen übersät, hatte immer nur seinen Hof und seine Interessen im Auge gehabt. Aber nun war er da. Und nichts, nichts in ihr rührte sich, gab ihr einen Hinweis, wie sie mit ihm umzugehen hatte. Vielleicht war es zu spät, was sie beide betraf. Marie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie heute Abend arbeiten musste. Und dass sie keine Erklärung dafür abgeben würde. Sie war der Erklärungen müde.
    *

Als sie kurze Zeit darauf mit einem leichthin gehauchten » Bis dann « die Wohnung verließ, blieb Paul wie angewurzelt im Raum stehen. Er betrachtete seinen schlafenden Sohn, zog ihm die herabgerutschte Bettdecke bis zum Bauch hoch und sah dann vom Fenster aus seine Frau in der Berliner Nacht verschwinden.
    » Hast du Hunger? « Alex hatte an der Tür zu Maries Zimmer geklopft, doch Paul hatte nichts gehört, er war viel zu weit weg mit sich und seinen Gedanken. Wie ein Erwachender sah er sie nun an.
    » Wir haben Spaghetti gekocht « , lächelte Alex.
    » Geht sie da jeden Abend hin? « , fragte er unvermittelt.
    Alex wich seinem forschenden Blick nicht aus. » Sie braucht das Geld für die Behandlung « , erwiderte sie mit fester Stimme. » Du hast ihr doch gesagt, dass ihr euch das nicht leisten könnt. «
    Paul senkte den Blick.
    » Ist dir eigentlich klar, wie verzweifelt Marie war? « , hakte Alex nach.
    » Ja « , kam es gedämpft, » das hab ich alles nicht gesehen … «
    Nun schwiegen beide.
    » Ich glaube, ich habe einiges falsch gemacht « , gestand Paul.
    » Aber jetzt bist du da « , erwiderte Alex, » und das zählt. «
    Paul räusperte sich. » Ich verstehe einfach von den ganzen Sachen nix « , brachte er hervor. » Von der Psyche und so. «
    Alex nickte. » Vielleicht wirst du den Felix ja nie richtig verstehen « , sagte sie leise und blickte zu dem Kind hinüber, das schlafend und ruhig in seinem Bett lag. » Aber vielleicht muss man das ja auch nicht immer. Wenn man den anderen als anders respektiert. «
    Pauls Blick ging nach innen. Alex spürte, wie er mit sich rang.
    » Die Spaghetti werden kalt « , sagte sie.
    *

Ihre Armbanduhr zeigte zwanzig nach zwei, als Marie leise die Tür zur Wohngemeinschaft aufschloss. Sie streifte ihren Schal ab und hängte ihren Mantel an einen Kleiderständer aus Bambusrohr, der im Flur stand. Leise drückte sie die Klinke zu ihrem Zimmer herunter und trat in den dunklen Raum, der nur vom Licht der Straßenlaterne draußen schwach beleuchtet wurde. Paul lag mit offenen Augen auf ihrem Bett. Er trug ein weißes Unterhemd. Seine nackten Arme schimmerten in dem blass silbrigen Licht.
    » Was machst du eigentlich genau in diesem Nachtclub? « , wollte er wissen.
    Marie zog sich ihren Pulli über den Kopf. » Bedienen « , sagte sie.
    » Und sonst noch so? « , kam es vom Bett.
    Marie hakte sich ihren Rock

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