Der kalte Himmel - Roman

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Autoren: PeP eBooks

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auf. » Und nix noch so. «
    Paul drehte sein Gesicht zur Wand. Er kämpfte mit sich. Marie legte sich neben ihn. Sie rührte sich nicht.
    » Marie, wie du weg warst, nach dem ganzen Streit « , sprach er mit kaum hörbarer Stimme, » da war mir so elend ums Herz wie noch nie in meinem ganzen Leben. «
    Marie schluckte. Alles in ihr überschlug sich. Hämmerte. Kämpfte.
    » Paul, ich muss dir etwas sagen « , stieß sie hervor.
    » Ja? « Seine Augen suchten sie.
    Und das war es. Als sie seinem angstvollen Blick begegnete, gab es ihr einen Stich. » Ich möchte, dass du morgen mitkommst « , sagte sie. » Wenn ich mit dem Felix zum Dr. Cromer gehe. «
    Ihre Gesichter waren ganz nah, aber ihre Hände rührten sich nicht. Paul nickte.
    *

» Ich habe Sie heute hierhergebeten, weil ich nach eingehender Beratung mit Professor Krenn eine erste Einschätzung vornehmen will « , sagte Niklas und lächelte vorsichtig.
    Kurz und scheu flogen die Blicke zwischen ihm und Marie hin und her, beide wussten, was auf dem Spiel stand. Auf die Minute pünktlich betraten Marie und Paul mit Felix das Besprechungszimmer, wo Professor Krenn gerade Platz nehmen wollte, sich zur Begrüßung des Elternpaares aber sofort wieder erhob.
    » In den vergangenen Wochen habe ich das Verhalten von Felix sorgfältig studiert « , fuhr Niklas fort. » Wir haben zahlreiche Lernspiele miteinander erproben und dezidierte Auswertungen vornehmen können. «
    Niklas rückte sich auf seinem Stuhl zurecht, er verschränkte seine Finger ineinander und öffnete sie wieder. Marie schluckte. Vor Aufregung war ihr Mund wie ausgetrocknet.
    » Felix ist ein ganz besonderes Kind. « Niklas sah erst Marie und dann ihrem Mann fest in die Augen. » Er zeigt eine Reihe autistischer Symptome bei einer gleichzeitigen außergewöhnlichen Begabung, die wie abgetrennt von seinem sonstigen Verhalten in seinem Bewusstsein liegt. Autismus heißt, dass Felix in vielen Bereichen des Lebens nie so reagieren wird wie andere Menschen. «
    Marie wurde blass. Vorsichtig schaute sie ihren Mann von der Seite an, der sich größte Mühe gab, den Ausführungen des Arztes zu folgen. Dann wanderte ihr fragender Blick erst zu Niklas und schließlich zu Professor Krenn. Was bedeutete das? Felix war doch begabt. Er war genial. Das hatte der Professor selbst gesagt.
    » Er kann sich nicht oder nur schwer in die Regeln einer Gemeinschaft hineindenken « , versuchte Niklas seine Erklärungen fortzusetzen.
    » Aber « , Marie bemühte sich sichtlich, ihre wachsende Aufregung niederzukämpfen, » aber in Berlin geht es ihm doch besser! «
    Niklas hielt ihren flehenden Blick kaum aus. » Ja « , erwiderte er sichtlich angespannt, » weil die freie Form der Wohngemeinschaft seinem Wesen entgegenkommt. Und weil ich mich als Facharzt für Entwicklungsstörungen auf ihn einstelle. Aber in jeder traditionellen Schule, in jeder anderen üblichen sozialen Gemeinschaft, einem Sportverein beispielsweise, würde Felix sofort wieder unter Druck geraten. Dann wären auch seine früheren Verhaltensweisen gleich wieder da. «
    Maries Antwort ähnelte einem Schrei. » Das glaub ich nicht! Nein! «
    Bei Niklas’ letzten Worten hatte Paul seinen Kopf immer tiefer gesenkt, unfähig den jungen Arzt noch weiter anzusehen. Fast unbeweglich saß er nun da, allein seine Wangenknochen mahlten unaufhörlich vor sich hin, als müsse er in sich etwas niederringen, was sonst herausplatzen würde.
    In Marie selbst war nach dem ersten Schock kalte Wut aufgestiegen. Doch Niklas ließ sich nicht beirren. Er wollte, nein, er musste seine Diagnose beiden Eltern verständlich machen.
    » Es gibt Formen von Autismus, die schon in den ersten Lebensjahren mit Sprach- und Intelligenzstörungen einhergehen « , erklärte er. » Das ist bei Felix nicht der Fall. Bei Felix sind die wirklichen Symptome deutlich später aufgetreten, richtig bemerkt haben Sie es ja erst um den Zeitpunkt seiner Einschulung. Der österreichische Arzt Hans Asperger hat diese Form von Autismus Anfang der vierziger Jahre erstmals beschrieben « , erläuterte Niklas weiter, als Paul ihn endlich unterbrach.
    » Und was heißt das jetzt genau? « , fragte er. » Was bedeutet das für uns? «
    Nun senkte Niklas den Kopf, er rang mit sich und kämpfte um die richtigen Worte. » Felix wird sich immer schwertun mit sozialen Kontakten, mit den Regeln des menschlichen Miteinanders « , antwortete er. » Er kann sich einfach nicht vorstellen, was in den Köpfen anderer