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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Palästina wurde sofort zum permanenten Konfliktherd, in dem sich unmittelbar die Fronten des Kalten Krieges spiegelten. Der Westen unterstützte Israel, der Ostblock die Palästinenser und die arabischen Staaten. Anfängliche Moskauer Sympathien für Israel wurden zugunsten der Beziehungen zu den arabischen Staaten zweitrangig. 53
    Außer in Mitteleuropa und im Nahen Osten trafen die UdSSR und die USA im Sommer 1945 in Ostasien als direkte Konkurrenten aufeinander. 54 Der Eintritt der Sowjetunion, der bereits in Jalta vereinbart und während der Potsdamer Konferenz - trotz zunehmender amerikanischer Bedenken - noch einmal bestätigt worden war, war angesichts der fanatischen japanischen Kriegsführung 1944/45 von den USA eigentlich als unverzichtbar betrachtet worden. Stalin stellte im Sommer 1945 rund 1,5 Millionen Soldaten zur Verfügung. Nachdem die UdSSR gemäß der Absprachen am 8. August 1945 zunächst in der japanisch besetzten Mandschurei, dann auch im Norden des von den Japanern annektierten Korea einmarschiert war und schließlich auch die seit 1905 an Tokio abgetretene Insel Sachalin sowie die seit 1875 japanischen Kurilen in Besitz nahm, standen sich auch hier Westen und Osten direkt gegenüber. Die Kapitulation der Japaner nach dem Einsatz der Atombomben am 6. und am 9. August 1945 veränderte die Bedingungen dann schlagartig. Tokio akzeptierte am 14. August die «Potsdamer Erklärung» und stellte zwei Tage später die Kampfhandlungen ein. Damit entfielen auch die Gründe für den sowjetischen Beistand auf dem ostasiatischen Festland und erst recht bei der Besetzung Japans. Washington ließ dies die Sowjets auch spüren. «Ich muß sagen», vermerkte Stalin in einem kurzen, aber wütenden Schreiben an Truman, «daß ich und meine Kollegen nicht erwartet hatten, daß Ihre Antwort so aussehen würde.» So behandele man allenfalls Besiegte. Den von den USA gewünschten Stützpunkt auf den Kurilen werde man unter diesen Voraussetzungen jedenfalls nicht zur Verfügung stellen. 55
    Im machtpolitischen Vakuum nach der japanischen Niederlage war es nun das geopolitisch überaus wichtige China, in dem sich der Wettlauf zwischen Amerikanern und Sowjets entfaltete. Das Land war zwar nach der japanischen Besetzung verarmt und zerstört, ging aber fast ohne Atempause 1945 wieder in den bereits in den dreißiger Jahren tobenden Bürgerkrieg über. Strategisch befanden sich die von Moskau unterstützten Kommunisten um Mao Tse-tung im Vorteil, da sie während der japanischen Besatzung hinter der Front operiert hatten. Die von den USA geförderten Truppen der Kuo-min-tang waren dagegen fast ganz in den Westen abgedrängt worden. Zusätzlich begünstigte die Eroberung der Mandschurei durch die Sowjets 1945 Mao. Geopolitisch waren am
    Ende des Bürgerkriegs eindeutig die Sowjets im Vorteil, da Maos 1949 gegründete «Volksrepublik China» sich zunächst weiter eng an Moskau orientierte. Für die Amerikaner war das chinesische Festland dagegen verloren. Die Kuo-min-tang wichen auf die Insel Taiwan (Formosa) aus, wo Tschiang Kai-schek am l.März 1950 seine eng an die USA angelehnte Republik China (Nationalchina) einrichtete. Der Konflikt zwischen beiden Teilen Chinas blieb bis weit über das Ende des globalen Kalten Krieges 1991 erhalten.
    Die ohnehin komplizierte geopolitische Lage in Ostasien wurde zum gleichen Zeitpunkt noch zusätzlich dadurch verschärft, weil mehrere Kolonialmächte - Briten, Franzosen und schließlich sogar die Niederländer - begannen, ihre durch den Zweiten Weltkrieg verlorenen Kolonien wiederzubesetzen. Diese militärischen Interventionen und politisch-geographischen Entscheidungen verstärkten hier bereits bestehende Konflikte in den Staaten am Rande des Kalten Krieges weiter und zogen sie teilweise mit in den globalen Konflikt. Dies wurde ab 1945/46 in Französisch-Indochina, dann auch im britisch kontrollierten Malaya und im zunächst niederländisch kontrollierten Indonesien sichtbar. In allen diesen Fällen gingen die zunächst als verspätete Kolonialkriege geführten Konflikte nahezu ansatzlos in «kleine Kriege» an der Peripherie des Kalten Krieges über. 56 Wie stark die geopolitischen Entscheidungen der europäischen Kolonialmächte die dortigen Konflikte über Jahrzehnte beeinflussen konnten, zeigte sich aber auch in der bis 1947 britisch verwalteten Kolonie Indien. Die Teilung in das vorwiegend hinduistische Indien und das islamische Pakistan mit einem ungeldärten Status von

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