Der Kalte Kuss Des Todes
Darius’ Kopf und hielt ihm sein blutendes Handgelenk an die Lippen. Darius schien nichts wahrzunehmen. Seine Augen waren geschlossen, seine Gesichtszüge schlaff und leblos. Malik senkte die Lippen auf die Wange des Vampirs, sein Haar fiel nach vorn und bildete einen undurchdringlichen, seidigen schwarzen Schleier. Was er jetzt sagte, konnte ich nicht einmal mit meinen geschärften Vampir-Ohren verstehen, aber Darius machte den Mund auf und begann eifrig wie ein Ferkel an Maliks Handgelenk zu saugen.
Wie gebannt schaute ich zu, wobei mir keineswegs die Reaktion von Darius’ Körper auf die Fütterung entging.
Maliks würziger Geruch stieg mir in die Nase, vermischt mit den schärferen Gerüchen von Kupfer und Lakritz. Auch lag ein modriger, süßlicher Geruch in der Luft wie von verfaulenden Blumen …
Ein lautes Plopp riss mich aus meinen Gedanken: Malik hatte seinen Finger zwischen seinen Arm und Darius’ Mund geschoben und ihn energisch von der Zitze getrennt. Ich runzelte die Stirn. Irgendwas an dem Ganzen kam mir vage bekannt vor, als hätte ich etwas Ähnliches schon mal erlebt.
» Entschuldige, Genevieve« , vermittelte mir Malik bedauernd , »Elizabettas Pläne sind keine Überraschung für mich, aber wenn ich gewusst hätte, wie Hannah sie dabei unterstützen würde, hätte ich auf die angebotene Mahlzeit verzichtet.« Er setzte sich auf und deckte Darius mit einem Laken zu. » Du
musst tun, was sie verlangt, und ich werde versuchen, den Schaden für uns beide in Grenzen zu halten.«
»Das sagst du so leicht«, brummte ich. Etwas stimmte nicht. Aber was? Ein scharfer Schmerz durchzuckte meinen Solarplexus und trieb mir die Grübeleien aus.
Malik glitt anmutig vom Bett und schlenderte nackt zum Schrank. Mein Blick hing an seinen breiten Schultern, seinem Rücken, der sich zu schmalen Hüften verjüngte, seinen straffen, runden Hinterbacken und seinen langen, sehnigen schlanken Beinen. Er hatte Grübchen in den Kniekehlen, die sich zusammenzogen, wenn er mit eleganten Schritten über den dicken Teppich lief.
Heiße Lust keimte in mir auf, stark genug, um die lästigen Nadelstiche der dämonischen Imps zu überdecken.
Ich blinzelte. Plötzlich stand er vor mir. Ich starrte sein seidiges Brusthaar an, das in einer schmaler werdenden Linie über seinen Bauch lief und im Bund einer tief sitzenden schwarzen Lederhose verschwand, die er übergestreift hatte, ohne dass mir dies bewusst geworden war.
»Jetzt darfst du versuchen, mich zu töten«, verkündete er beinahe amüsiert, als würde er schon eine ganze Weile vor mir stehen.
Ich umklammerte meine Kette fester. Was ging hier vor? Ich konnte mir zwar vorstellen, angesichts eines Prachtexemplars von Mann – oder Vampir – kurz den Zeitsinn zu verlieren, aber die Dämonen doch nicht, oder? Ohne auf die stechenden Schmerzen in meinem Bizeps zu achten, die mich zwingen wollten, meine Kette gegen Malik zu schwingen, warf ich einen Blick auf Darius, dann schaute ich wieder Malik an. In seinen Augen loderten kleine blaue Flämmchen wie ein Gasfeuer.
»Deine Augen glühen normalerweise rot, nicht blau«, sagte ich und legte nachdenklich den Kopf schief. »Darius gehört
zur Blue-Heart-Blutfamilie. Und der Earl hatte die Gewohnheit, die Zeit anzuhalten – das war seine Spezialität.« Nur, dass die Augen des Earls dabei nicht aufgeflammt waren wie die von Malik, seine Haut hatte lediglich einen bläulichen Schimmer angenommen wie kostbares Porzellan. »Lass mich raten: Du hast nicht nur Darius’ Blut in dich aufgenommen, sondern auch einige von seinen Claneigenschaften, stimmt’s?«
Malik ließ grinsend seine Fangzähne aufblitzen. »Es hat seine Vorteile, wenn man sich von Vampiren ernährt.«
»Na toll«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »vielleicht könntest du mich und die Imps ja so lange anhalten, bis alles vorbei ist, und mir dann alles erzählen?« Ein scharfer Schmerz in der linken Hüfte war die Quittung für meine rebellischen Gedanken.
»Das wäre zwar schwierig, aber nicht gänzlich unmöglich.«
Er trat mit einem blitzschnellen, geschmeidigen Schritt auf mich zu. Ich wusste, dass er mich nicht erschrecken wollte, aber dennoch schlug mein Herz plötzlich schneller.
»Aber da ich nicht bis zum Morgengrauen Zeit habe, müssen wir sehen, wie wir uns diesen kleinen Trick jetzt zunutze machen können.«
»Wieso haben wir nicht bis zum Morgen Zeit?«
»Darius’ Blut war vergiftet; mir bleibt höchstens noch eine
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