Der Kalte Kuss Des Todes
Frage kam. Aber für den Augenblick konnte und wollte ich nicht mehr, als …
»Danke«, sagte ich leise. Ich wusste, dass er mich hören
würde. »Aber wenn du mich wieder mal tötest, dann bitte auf eine etwas sanftere Art und Weise«, fügte ich sarkastisch hinzu.
» Ein nächstes Mal wird es hoffentlich nie geben, Genevieve«, antwortete er mir, und ich spürte sein tiefes, aufrichtiges Bedauern.
Ich legte mich wieder zurück und blickte nachdenklich zum allmählich heller werdenden Himmel. Das grüne Netz kam zögernd näher, und als ich es nicht abwehrte, legte es sich wie eine warme, tröstende Decke um mich.
»Aye, schon, aber es war ganz schön riskant, den Wirtskörper zu töten, Vampir«, brummte Tavish missbilligend. »Noch dazu, wo Genevieves Seele so lange gebraucht hat, um wieder in ihren Körper zurückzukehren.«
Ich seufzte; immerhin hatte ich überlebt. Aber was war mit Rosa? Mit Rosas Körper? Sie war ein Vampir … ich schickte ein Stoßgebet in den Äther und erinnerte mich daran, dass mein Rosa-Problem noch immer ungelöst war. Immerhin hatte Malik mit seinem Schwertstreich das Imp-Problem gelöst.
»Selbst wenn der Körper, in dem Genevieve sich aufhielt, den Angriff der Dämonen physisch überlebt hat«, sagte Malik angespannt, »wurde das Gehirn dabei wahrscheinlich unwiederbringlich geschädigt. Genevieve stand bereits bis zu einem gewissen Grad unter dem Einfluss von Rosas Persönlichkeit, und Rosa war bereits vor dem heimtückischen Anschlag der schwarzen Magierin ziemlich instabil.«
Ach ja, Hannahs »kleine Gefallen«. Zum Sterben schön.
Apropos Gefallen, jetzt wusste ich, wie das Rosa-Problem zu lösen war. Ich musste lediglich Malik die Informationen geben, derentwegen er sich an meine Fersen geheftet hatte.
Leise sagte ich: »Hannah Ashby weiß, wo Rosas Körper ist. Sie hat nach dem Tod der Uralten die Kontrolle über den Zauber übernommen.«
» Danke, Genevieve«, erklang Maliks Stimme in meinen Gedanken. » Ich werde mich sowohl um diese Magierin als auch um Rosa kümmern.«
Gut. Damit wären zwei Probleme gelöst. Die konnte ich schon mal von meiner Liste streichen. Hinzu kam jetzt aber das Fabergé-Ei – und eine Fußnote in Hinblick auf Neil Banners kurioses Interesse daran -, aber was ich mit der Seele der Uralten, die darin steckte, anfangen sollte, wusste ich nicht.
»Ich hab doch gesagt, unsere Bean Sidhe ist kein Schwächling«, sagte Tavish sowohl stolz als auch besorgt. »Schau dir doch nur an, was sie mit diesem Bastard von Earl gemacht hat, als der’s auf sie und diesen Satyr abgesehen hatte.«
Ich runzelte die Stirn: Der Vampir und der Kelpie unterhielten sich wie alte Freunde oder zumindest wie alte Bekannte. Das war überraschend und seltsam. Und sie redeten über mich, als wäre es nicht das erste Mal, dass sie das taten.
Meine Gedanken schweiften ab. Ich dachte über meine Situation nach. Über den Mord an Tomas. Plötzlich fiel mir etwas ein, das ich in Hannahs Erinnerungsfenster gehört hatte, etwas, das der Earl gesagt hatte, kurz bevor er die Uralte tötete.
Das Verbot endete mit ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag, aber jetzt, wo sie den Schutz der Hexen genießt, bleibt sie weiterhin außerhalb meiner Reichweite.
Ich hatte den Worten zunächst nicht viel Beachtung geschenkt, aber es schien, als habe eine Art »Verbot« die Londoner Vamps davon abgehalten, mir an die Kehle zu gehen. Und das war vor zehn Jahren noch leichter gewesen als jetzt. Ich war zwar immer sehr vorsichtig gewesen, aber es hätte schon gereicht, wenn man mich für ein, zwei Wochen eingesperrt hätte. Meine Venom-Sucht hätte dafür gesorgt, dass ich mich ihnen freiwillig an den Hals geworfen hätte, um mal bei diesem Bild zu bleiben.
Aber dann hatte ich vor gut einem Jahr diesen Job bei Spellcrackers.com gekriegt, kurz vor meinem dreiundzwanzigsten Geburtstag. Ich hatte mich gefreut wie eine Schneekönigin: Hier konnte ich nicht nur meine magischen Talente einsetzen, ich genoss auch noch den Schutz der Hexen, da es eine Hexenfirma war. Kein Wunder, dass sich der Earl geärgert hatte. Das Verbot war abgelaufen, aber ich befand mich weiterhin außerhalb seiner Reichweite .
Und es gab nicht gerade viele Vamps, die mächtig genug waren, den Earl – und die anderen Londoner Blutclans – zu so einem Verbot zu zwingen. Man brauchte nicht viel Fantasie, um auf Malik zu kommen, aber wieso sollte Malik so etwas tun? Er hatte mir selbst gesagt, dass er mein Blut begehrte,
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