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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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warfen Karomuster auf die blutbesudelten Steinfliesen. Ich fühlte mich wie zerschlagen. Mühsam stemmte ich mich auf Hände und Knie, dann richtete ich mich auf. Kerzengerade stand ich da. Das Goldbrokatkleid lag zerrissen neben der schweren Eichentüre, daneben Sallys Haarzopf.
    Ich drehte mich zu der Stelle um, an der Sally brutal abgeschlachtet worden war, und die Sonne ließ meine Bernsteinaugen aufblitzen.
    Das Schwert lag auf dem Boden.
    Ich ging dorthin und starrte mit geballten Fäusten darauf hinab.
    Diesmal war ich kein Kind.
    Diesmal würde ich nicht davonrennen.
    Diesmal musste er bezahlen.
    Eine kleine Hand, noch kälter als meine, ergriff mich, und ich schaute mich um. Vor mir stand Cosette, mein kleines Gespenst, und schaute mit dunklen, wachsamen Augen zu mir auf.
    »Dies ist nicht mehr deine Zeit, Genevieve«, sagte sie leise. »Du darfst nicht länger hierbleiben, es ist zu gefährlich.« Sie zog ängstlich an meiner Hand. »Komm, sie warten auf dich, alle beide, und da sind noch die anderen …«

    Andere?
    Widerstandslos ließ ich mich von Cosette in die rotschwarze Leere zurückführen …
     
    Ich erwachte mit einem Ruck, das Blut rauschte mir in den Ohren, ich riss die Augen auf und starrte Malik an, der rittlings auf mir saß. Er hatte seine Hände auf meine kalte Brust, auf mein Herz gepresst. Über ihm funkelten Sterne am nachtschwarzen Himmel. Unter mir spürte ich weichen, warmen Sand.
    »Genevieve«, krächzte er, als würde er mich schon länger rufen.
    »Das warst du in jener Nacht.«
    Ich leckte über meine Lippen. Meine Stimme klang dünn, ängstlich.
    »Du hast mich damals gebissen.«
    »Natürlich.« Zwischen seinen Brauen tauchte eine feine Linie auf. »Wer sonst?«
    » Er . Ich dachte immer, dass er es war …«
    »Er würde dir doch nicht selbst hinterherrennen, nicht, da er mich dafür hatte!«
    Meine Angst schlug in Wut um. Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
    »Du Mistkerl! Du hast mich wie tot liegen lassen!«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Nein.«
    »O doch!«
    »Nein. Ich habe dich nicht wie tot liegen lassen. Ich habe dich getötet. Dein Herz hörte zu schlagen auf, dein Blut gerann, du hast nicht mehr geatmet, und deine Haut wurde kalt und wächsern. Nur weil du eine Sidhe bist, bist du wieder zum Leben erwacht.«
    Ich starrte ihn verständnislos an.
    »Ich verstehe nicht.«

    Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dich lebend zum Autarchen zurückgebracht hätte?«
    » Nein! «, schrie mein vierzehnjähriges Ich.
    Er berührte meine Stirn. »Schlaf jetzt.«

23. K apitel
    A ls ich zum dritten Mal erwachte, hörte ich das leise Plätschern von Wasser, roch klare, saubere Luft und spürte kühle Seidenlaken unter meiner Haut. Ich lauschte zunächst ängstlich und angespannt, doch dann senkte sich eine tiefe Ruhe über mich, und mir wurde klar, dass ich allein und in Sicherheit war – wenn ich auch nicht genau wusste, wo.
    Unter halb geschlossenen Lidern hervor schaute ich mich verstohlen um. Alles hier war rund: das Bett, auf dem ich lag, das Podest, auf dem es stand, das Dachfenster, durch das hell die Sterne funkelten, die Bullaugen, hinter denen kleine, flinke Fischschwärme vorbeihuschten, leuchtend blau, goldgelb oder orangerot. Sogar die Kissen waren rund, abgerundet war auch die dicke, verliesähnliche Tür, und rund war das Einstiegsloch, das in den dicken grünen Glasboden eingelassen war und in dem das Wasser schwappte.
    Wenn ich nicht gewusst hätte, dass dies Tavishs Schlafzimmer war, ich hätte angenommen, mich in der Nautilus zu befinden.
    Aber die tiefe Ruhe, die mich erfüllte, ließ weder Angst noch Unruhe oder Überraschung aufkommen. Eine vage Ahnung veranlasste mich, hinzuschauen . Und tatsächlich: Ich war von einem zarten grünen Netz aus Magie umgeben, das leise wogte wie eine friedliche See. Ein Zauber, der mich gefangen hielt? Ich streckte die Hand aus und berührte das Netz, doch es zerfaserte, formte sich jedoch neu, sobald ich meine Hand wieder zurückzog.

    Also kein Fangnetz, eher eine Art Ruhezauber oder Heilzauber?
    Genau das Richtige also, wenn man von einem Bronzeschwert aufgespießt worden ist, das selbst Conan nur unter Mühen hätte schwingen können.
    Aber ein Gutes hatte das reichlich dramatische Ende unserer kleinen »Show« immerhin: Ich – oder besser gesagt, Rosa – hatte Malik trotz der von den mörderischen Dämonenbabys hervorgerufenen Blutlust den Treueeid

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