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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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sie antworten, »aber ist das nicht der Mord, wegen dem Sie gesucht werden? Der Mordfall, den ich untersuche? Und nicht, dass es wichtig wäre, aber glauben Sie nicht, ich wüsste es, wenn man mein Blut benutzen würde?«
    Kacke. Wie immer ich die Sache auch drehte und wendete, sie wurde nicht besser.
    Helen konnte mich noch weniger ausstehen als Grianne, und sie hatte – dank Finn, ihrem Ex – noch weniger Grund, mich anzuhören. Aber wenn jemand etwas über dieses Kind wissen musste, dann er. Er war mit ihr verheiratet gewesen, wenn auch nur in einer Besenehe, aber die dauert sieben Jahre und sieben Tage, und das ist auch kein Pappenstiel.

    Finn zu fragen, was er über die Sache wusste, war viel besser, als die böse Hexe in ihrem Scotland-Yard-Knusperhäuschen aufzusuchen. Das hatte ich ohnehin tun wollen.
    »Genevieve!«
    Ich zuckte zusammen und schaute mich um. Die Straße lag bis auf die drei kostümierten Schauspieler verlassen da. Etwa zehn Meter weiter hinter ihnen stand Tavishs Tor immer noch offen, aber Tavish war nicht zu sehen und auch sonst niemand. Ich drehte mich ein Mal im Kreis, musterte die Treppe, die zur Brücke hinaufführte, spähte zur Brüstung hinauf -
    » Genevieve!«
    Die Stimme kam aus Richtung der Schauspieler. Stirnrunzelnd schaute ich dorthin. Die zwei Frauen schwatzten eifrig miteinander, aber der Mann stand etwas abseits. Als er merkte, dass ich zu ihm hinsah, setzte er sich mit schlurfenden Schritten in Bewegung. Ich erstarrte mit wild klopfendem Herzen wie das sprichwörtliche Kaninchen. Sein Gesicht sah schrecklich aus: tief eingesunkene Augenhöhlen, die Nase schien abgefault zu sein, in der linken Wange hatte er einen tiefen Schnitt, wo der Knochen bleich hervorblitzte … und als er näher kam, drang mir ein grässlicher Gestank nach verwesendem Fleisch in die Nase.
    Meine Nackenhaare stellten sich auf. Das war kein Museumsangestellter, der ein Pestopfer mimte, der war echt. Und nicht nur das, ich kannte ihn: Scarface, der Geist, der immer an Finns magische Kuppel gestoßen war.
    Ich erwachte aus meiner Erstarrung und rannte auf Tavishs Tor auf der anderen Brückenseite zu.
    Ein Ruck ging durch Scarface, und er begann schneller zu schlurfen, um mir den Weg abzuschneiden.
    Meine Wahrnehmung reduzierte sich auf die Lücke zwischen dem Geist und der Mauer.
    Die Frauen hoben überrascht die Köpfe.

    Die Lücke wurde schmaler.
    Ein Arm streckte sich nach mir aus -
    Mir blieb der Schrei im Hals stecken, meine Lungen brannten, ich keuchte, und dann war ich an ihm vorbei, fast da, und blieb mit dem Fuß an der Gehsteigkante hängen, schlug der Länge nach hin, schürfte mir Handflächen und jeansbekleidete Knie auf. Harte Knochenfinger versuchten, mich am Fußgelenk zu packen. Ich trat panisch um mich und traf etwas Weiches, Matschiges … Ich kämpfte mich auf die Beine und lief stolpernd und vornübergebeugt weiter, schaute mich nicht um, sah nur das zum Greifen nahe Tor …
    Ich prallte an die Magie, die sich mir wie eine zähe Haut widersetzte. Hinter mir kratzten Knochenfinger über meinen Rücken. Ich schrie auf, warf mich nach vorn und durchbrach den Widerstand, flog durch die Tür, die Arme vorgestreckt, nach etwas greifend, an dem ich mich festhalten konnte, denn ich wollte nicht zurückgerissen werden …
    Ich prallte gegen einen harten Körper, und vertraute Arme umschlangen mich, zogen mich durchs Tor, befreiten mich von den tastenden Knochenfingern. Aufschluchzend drückte ich mich an ihn.
    »Sch«, murmelte er, und sein Atem strich warm über mein Haar. Sein vertrauter Geruch nach Waldbeeren stieg mir in die Nase, beruhigte mein panisch klopfendes Herz. Zärtlich streichelte er meinen Rücken. »Schon gut, Gen, ich hab dich.« Er drückte seine Lippen auf mein Haar.
    Instinktiv nach seinem Trost suchend, drängte ich mich an ihn, schlang meine Arme um seine Taille, barg den Kopf in seiner warmen Halsgrube. Er erstarrte überrascht, doch dann nahm auch er mich fester in die Arme, und ich lauschte dem stetigen Pochen seines Herzens. Seine Wärme sickerte in mich hinein, und ich hörte allmählich auf zu zittern. Ein Teil von mir wollte sich aus seinen Armen lösen, der andere aber nicht,
der wollte, dass er mich festhielt, um meiner selbst willen und nicht weil ich eine Sidhe war, nicht wegen meines Bluts, wegen des Fluchs oder was auch immer.
    Eine Träne rollte über meine Wange, und ich blinzelte überrascht. Schon kam die nächste. Ich kniff die Augen zusammen,

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