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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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ein Kind, ein lebendes, unschuldiges Wesen, das nichts mit diesem Fluch zu tun hatte.
    Und die Magie ist an sich schon sehr kapriziös und unberechenbar. Wer weiß, was ich dem Kind damit antäte.
    Keine leichte Entscheidung.
    Und keine, die von einem Komitee gefällt werden sollte.
    Und die ganze Philosophiererei änderte nichts an der Tatsache, dass ich die Zuchtstute für die Satyrherde spielen sollte, und das machte mich richtig wütend. Gar nicht davon zu reden, dass Finn offenbar eingewilligt hatte, bevor er mich überhaupt kannte.
    »Verflucht, Finn«, sagte ich und ballte die Hände zu Fäusten, »stört es dich denn gar nicht, dass du den Zuchthengst für deine Herde spielen sollst?«
    »Ich bin ein Satyr , Gen!«, rief er aufgebracht, »wir sind Fruchtbarkeitswesen, die Vermehrung ist unsere Aufgabe! Der Ältestenrat entscheidet, wen wir umwerben, so ist das immer gewesen. Aber wenn ich nicht gewollt hätte, hätte ich nein sagen können. Sowohl bevor ich dich kannte, als auch danach. Ich bin schließlich nicht der einzige Satyr in London.« Seine Miene verhärtete sich. »Und nicht der einzige Fae.«
    Als ob ich das nicht wüsste! Spätestens seit der Stippvisite des rolligen Ricou.
    »Was du also sagen willst, ist, dass ich eine Wahl treffen muss.«
    »Ja.«
    Das ließ wohl kaum Raum für Zweifel, oder?

    »Ich wünsche mir natürlich, dass du mich wählst, Gen.« Er nahm mich hoffnungsvoll bei den Schultern. »Aber ich hab gesehen, wie du Tavish anschaust« – seine Miene verdüsterte sich -, »doch wen immer du wählst, du musst es bald tun, denn sonst werden dir die Dryaden die Wahl abnehmen.«
    »Das ist keine Wahl, Finn, das ist ein fait accompli .«
    »Das meine ich ja.« Er packte mich fester. »Sobald du deine Wahl getroffen hast, werden dich die Dryaden in Ruhe lassen.«
    »Nein, du verstehst nicht. Es geht mir nicht um die Dryaden, die mich jagen, das ist nicht das fait accompli . Es ist das alles, diese ganze Sache. Man sollte ein Kind bekommen, weil man es sich wünscht , weil es sich Vater und Mutter gemeinsam wünschen. Es sollte nicht aufgrund der Entscheidung eines Ältestenrats geschehen, von Personen also, die ich nicht einmal kenne und die wollen, dass ich mir aus einer Reihe von aussichtsreichen Kandidaten den geeignetsten Samenspender wähle. Aber sie lassen mir ja keine Wahl, oder?«
    »Nein«, entgegnete er tonlos, »nicht, wenn es bedeutet, dass wir ansonsten aussterben müssen.«
    Ich wich von ihm zurück und ließ mich auf einen Sessel sinken, rieb meine kalten Hände. Auf einmal hatte ich Angst. Ich wollte das nicht, diese riesige Verantwortung. Warum hatte es nicht jemand anderen treffen können? Warum ausgerechnet mich? Aber die Antwort kannte ich: weil ich die Einzige war.
    »Gen«, sagte Finn traurig und ging vor mir in die Hocke, »selbst wenn sämtliche Fae Londons dir die Wahl lassen würden, deine Magie wird es wahrscheinlich nicht.«
    »Was?« Ich schaute ihn erschrocken an.
    »Warum glaubst du, versucht sie uns mit aller Kraft zusammenzubringen?« Er nahm meine Hände, und die Magie schien zustimmend zu summen. »Bis jetzt wollte sie nur … helfen, aber das könnte sich ändern, Gen, das weißt du selbst.
Die Magie will genauso überleben wie wir. Und wenn wir schwinden , verschwindet auch die Magie.«
    Meine Mutter war geschwunden .
    Mein Vater hatte meine Mutter von einer Fruchtbarkeitszeremonie entführt und geschwängert. Sie hatte bei meiner Geburt so viel Blut verloren, dass sie sich nicht mehr davon erholt hatte und geschwunden war.
    Zumindest hatte man mir das erzählt. Aber jetzt wusste ich, dass keine Sidhe willentlich ein Kind mit einem Vampir zeugen würde. »Geschwängert« war also lediglich ein Euphemismus. Und ich war das Resultat. Ich war meines Vaters Tochter, aber vor allem war ich ein wertvolles Tauschobjekt, ein Objekt, das er gezeugt hatte, als er meine Mutter vergewaltigte. Ein Tauschobjekt, das er einem sadistischen Psychopathen ausgehändigt hatte.
    Nicht gerade der Traum von der glücklichen Familie.
    Wen wundert’s, dass ich bisher nie daran gedacht hatte, selbst Kinder zu bekommen. Aber jetzt begann die Magie mich zu drängen … Wie sollte ich unter diesen Umständen die für mich richtige Entscheidung treffen, selbst wenn mich die Fae in Ruhe ließen? Dieser Gedanke erschreckte mich mehr als alles andere.
    Ich senkte den Blick auf meine Hände. »Und das Kind?«, fragte ich leise.
    »Es wäre ein Kind, Gen. Geliebt und umsorgt, wer

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