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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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dünn, die Knochen fühlten sich an wie Flügelknochen.
    Aber wenn der Coup gelingen sollte, dann brauchte ich mehr als ein Körbchen, um die Seelen, die für das Ei und den Dämon vorgesehen waren, zu retten. Ich zeigte auf Bobby. »Ihm sagst du dasselbe; sag ihm, wenn er das tut, wird Rosa seine Herrin.« Ich zeigte auf Grace. »Und der Ärztin sagst du auch alles. Sie soll die Polizei alarmieren. Hast du alles verstanden?«

    »Klar, du willst, dass sie alle morgen kommen und dich abmurksen – aber bist du nicht schon tot?«
    »Ja, ich glaube schon. Aber mein Körper nicht.« Ich seufzte. »Die Teufelshexe wohnt jetzt darin.«
    »Ach, jetzt kapiere ich.« Sie nickte ernst.
    Ein Ruck am Faden, und diesmal wurde meine Hand mit hochgerissen.
    Ich zog meinen Arm wieder herunter, dann schaute ich mein blondes Ich an. Ich selbst konnte Geister sehen, aber die blauen Augen meines Glamour-Ichs schienen das nicht zu können. Sie waren immer noch fest auf Grace und ihre Bemühungen gerichtet. Sie schien mein Geister-Ich aber nicht zu bemerken. Ich versuchte, an ihrem blonden Pferdeschwanz zu zupfen, sie in die Wange zu kneifen, aber ohne Erfolg, meine Finger griffen ins Leere. Ob ich meinen Körper in Besitz nehmen könnte so wie beim letzten Mal, als ich das Schwert des Autarchen ergriff?
    »Sie wird Alpträume kriegen, wenn du nicht damit aufhörst.« Die Motte schniefte. »Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, auch wenn sie nichts sieht.«
    Mit geschürzten Lippen trat ich hinter mein anderes Ich und stieg in meinen Körper.
    Nichts.
    Ich stand da und schaute durch die Augen meines Glamour-Ichs. Ich hob die Hand. Meine geisterhafte Hand hob sich, aber die fleischliche nicht.
    »Woher weißt du das mit den Alpträumen?«, erkundigte ich mich und streckte dabei meinen Kopf aus dem Kopf meines anderen Ichs.
    »Weil ich’s selbst erlebt hab.« Sie erschauderte. »Hab eine Woche nicht mehr schlafen können. Und das war bloß meine Freundin, ich hab sie gefragt, ob sie’s mal ausprobieren will. Einfach grässlich, kann ich dir sagen.«

    »Was waren das für Alpträume? Wie Gruselfilme, die in deinem Kopf ablaufen?«
    »Nee.« Sie schüttelte den Kopf. »Bin andauernd in diesen bodenlosen schwarzen Abgrund gestürzt.«
    Das war enttäuschend. Ich hatte gehofft, vielleicht auf diese Weise mit meinem anderen Ich in Verbindung treten zu können, Traumpfade zu beschreiten, sozusagen.
    Plötzlich wurde ich mit einem Ruck aus meinem Bimbo-Ich gerissen und prallte gegen die unsichtbare, kalte Wand. Und wieder starrte ich direkt in Nekro-Neils ausgeknipstes Gesicht.
    Mist. Der Seelenbändiger wurde ungeduldig.
    »Oy!« Die Motte rannte zu mir. »Rettest du jetzt meinen Daryl oder was?«
    »Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte ich ausweichend. Ich wollte nicht etwas versprechen, was ich am Ende nicht halten konnte.
    »Okay.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe, dann streckte sie mir ihr Messer hin. »Hier, kannste haben. Den Lebenden kannste damit keinen Schaden zufügen, aber gegen Geister ist’s gut.«
    »Danke.« Ich nahm das Messer. Es fühlte sich warm und schwer und erstaunlich real an.
    Sie schlenderte zu ihrem Körper zurück. »Pass gut auf meinen Daryl auf, okay?«
    »Werde ich. Ach ja -« Mir war gerade eingefallen, dass ich die Motte gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte, doch da ging erneut ein Ruck durch den Faden, und diesmal hing ich in der Luft. »Sprich nicht mit ihm« – ich deutete auf Nekro-Neil – »und lass es nicht zu, dass er sieht, wie du deinen Körper verlässt. Das ist ein Nekromant, und er ist mit der Teufelshexe im Bunde.«
    Sie warf einen verächtlichen Blick auf Neil. »Schon kapiert: Er ist ein beschissener Geisterfänger.«

    Und mit diesen Worten zerfiel sie in Tausende kleiner Motten, die in ihren zarten Körper zurückflatterten.
    Ich schaute zur gefliesten Decke: Sie war nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich versuchte, den roten Faden mit meinem Messer durchzuschneiden, aber das Messer glitt wirkungslos hindurch. Ein letzter Ruck, und diesmal wurde ich in die rötlich-schwarze Leere zurückgeschleudert.

30. K apitel
    E in schrecklicher Verwesungsgestank drang mir in die Nase, und harte Knochenfinger drückten mir die Kehle zu. Ein schweres Gewicht ruhte auf meiner Brust. Dunkelheit drängte von allen Seiten auf mich ein und drohte, mein Seelenlicht zu ersticken. Ein flüchtiger Gedanke schoss mir durch den Sinn: Tot zu sein war gar nicht so anders, als lebendig zu

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