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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Das hätte er nicht getan, wenn er eine wirkliche Gefahr für sich gesehen hätte.
    Also spielte er noch immer Spielchen. Aber wieso?
    »Heißt das, du wirst jeden Moment in Flammen aufgehen und zu einem Häuflein Asche verglühen?«, fragte ich interessiert.
    »Dein Vater war Vampir«, sagte er stirnrunzelnd, »hast du denn gar nichts gelernt?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß, dass Pfählen allein nichts nützt, man muss auch Kopf und Herz entfernen. Aber ich hab noch nie einen Vampir im Morgengrauen herumlaufen sehen, das ist was ganz Neues für mich. Und bis vor kurzem habe ich Wiedergänger für ein Ammenmärchen gehalten, mit dem man kleine Kinder erschreckt.«
    Das war ein Seitenhieb auf ihn, aber er zuckte nicht mit der Wimper – Wiedergänger sind die gruseligere Sorte Skelett, die Vampire im Schrank haben, und er war der lebende Beweis für die Wahrheit dieser Ammenmärchen.
    »Und das war sicher nicht das Einzige, was mein Vater mir nicht beigebracht hat.«
    »Nein«, antwortete er und schob seine Hände in seine Manteltaschen, »ich werde nicht in Flammen aufgehen. Kein Vampir, der seine Autonomie errungen hat, würde das. Jene, die noch ihren Herren untertan sind, überleben nur, wenn der Meister es so will. Aber der Kuss der Sonne bringt uns große Schmerzen und anhaltendes Leid. Manche von uns würden einen raschen, endgültigen Tod vorziehen.«
    »Was wird also mit dir passieren?«
    »Ich habe es dir doch schon einmal gesagt, Genevieve, ich besitze die wahre Gabe.« Seine Lippen wurden zu einer schmalen, grimmigen Linie. »Mein Körper wird sich selbst heilen – außer man verstreut meine Asche in alle Winde. Ich kann sogar
einen ganzen Tag im Licht der Sonne überleben und heilen … irgendwann.«
    »Was meinst du mit ›irgendwann‹?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Manche Dinge brauchen Zeit.«
    »Wie viel Zeit? Tage, Wochen, Monate?«
    »Das Fenster weist nach Norden, der Himmel ist bedeckt … zwei Wochen, schätze ich.«
    Kacke, das war nicht das, was ich hören wollte. Unmöglich durfte er so lange auschecken. Ein Tag im Gefängnis, damit konnte ich leben, aber zwei Wochen … Ich warf einen Blick auf Tomas’ Leiche. Ich musste seinen Mörder finden.
    »Wenn du jetzt rauskämst, könntest du es dann noch bis zu einem sicheren Unterschlupf schaffen?«
    »Ja.« Sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Aber wie kommt es, dass du dir Sorgen um mich machst?«
    »Hör auf, mir was vorzumachen, Malik. Wenn die Bullen hier auftauchen, wird man mich für seine Mörderin halten« – ich deutete auf Tomas – »und verhaften. Aber du bist mir gefolgt, und ich wette, du weißt ganz genau, was ich den ganzen Abend und die ganze Nacht gemacht habe.« Ich lächelte kalt. »Du bist meine Rückversicherung. Du kannst mich aus dem Knast rausholen.«
    »Du willst, dass ich dir ein Alibi gebe?«, fragte er so erstaunt, als wäre er nie auf diesen Gedanken gekommen.
    »Ich finde, das schuldest du mir nach dem letzten Mal«, sagte ich fest. »Außerdem weiß ich ganz genau, dass du etwas von mir willst« – und ich hatte den Verdacht, dass es nicht nur mein Blut war -, »warum sonst wärst du mir hierher gefolgt, um mir deine Hilfe anzubieten. Es wäre also weder in deinem noch in meinem Interesse, wenn ich in einer Zelle sitzen müsste.«

    Er neigte zustimmend den Kopf, dann trat er an die Tür, die zum Ladenraum führte, und berührte den Abwehrzauber. Die Magie flammte auf wie eine Fackel. »Aber da wäre immer noch dieses kleine Problem, Genevieve.«
    »Das mache ich schon«, sagte ich bestimmt. Aber ganz so zuversichtlich war ich nicht. Ich stellte mich vor die Hintertür und schaute . Auch hier waberte der Abwehrzauber in dicken schwarzen Streifen vor der Tür. Ich schaute genauer hin und erkannte, dass die Zauber miteinander verbunden waren. Dicke schwarze Stränge dehnten sich wie Kabel zwischen beiden Türen und dem Fenster, zwei, die die Türen verbanden, und einer, der zum Fenster führte. Ich musste alle drei durchtrennen, um Malik hier rauszubekommen.
    Zum Aufdröseln des Zaubers war keine Zeit, und die Backstube war zu klein, um den Zauber zu knacken – ich wollte schließlich keinen zweiten Sturm aus fliegenden Holz- und Glassplittern auslösen.
    Blieb nur eine Möglichkeit: Ich musste den Zauber absorbieren . Natürlich hatte auch das seine Nachteile.
    »Nur damit du Bescheid weißt«, begann ich und drehte mich zu Malik um. Ich stockte, als ich sah, was er tat: Er textete

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