Der Kalte Kuss Des Todes
Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
»Nicht die blasseste«, erwiderte ich, aber ich werde es rauskriegen , schwor ich mir. »Der Letzte, der versucht hat, mir einen Mord anzuhängen, warst du.«
Ein verärgerter Ausdruck huschte über seine Züge. »Unglücklicherweise ist dieser Plan schiefgegangen. Denn wenn er funktioniert hätte, wärst du gar nicht erst in die anderen Angelegenheiten verwickelt worden, und ich müsste jetzt nicht auf dich aufpassen.«
»Hör zu, lass das sein. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist ein Stalker mit Fangzähnen.«
In den Tiefen seiner kohlschwarzen Augen blitzte es gefährlich auf. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich hatte plötzlich Probleme beim Schlucken. Erneut packte er mein linkes Handgelenk. Mein Puls sauste hoch.
»Ich habe meinen Besitzanspruch auf dich geltend gemacht.«
Er hob mein Handgelenk auf Augenhöhe. Seine Fingerabdrücke auf meiner Haut erblühten wie Rosenblätter, und Blut sickerte zwischen seinen schlanken weißen Fingern hervor.
»Und ich werde nicht zulassen, dass ein anderer mich verdrängt.«
»Ich bin niemandes Eigentum, Malik«, zischte ich, zitternd vor Wut, aber leider auch vor Erregung. »Wenn du mein Blut willst, musst du mit mir darüber verhandeln.«
Er wurde still. Eine Vielzahl von Gefühlen, die ich nicht deuten konnte, huschte über sein Gesicht. Er legte seine Hand an meine Wange, strich mit dem Daumen über meine Lippen. Sie begannen zu kribbeln, mein Zorn schmolz dahin wie Schnee an der Sonne. Erregung flammte in mir auf – meine, seine oder unsere, ich wusste es nicht. Er beugte sich näher, und sein Duft umfing mich, betäubte meine Sinne. Seine Hand legte sich um meinen Nacken, seine Finger gruben sich in mein Haar. Er zog mich an sich, und ich ließ willenlos den Kopf zurücksinken, bot ihm meinen Hals an. Er drückte seine Lippen zärtlich auf die weiche, verletzliche Haut unter meinem Kinn, ein sanfter, beinahe ehrfürchtiger Kuss.
»Du glaubst, du könntest Bedingungen stellen? Wann und wo und wie viele?«, flüsterte er an meiner Halsschlagader, »aber wenn ich nicht verhandeln will, Genevieve?« Seine spitzen Fangzähne streiften meine Haut. »Wie willst du mich aufhalten?«
Mein Herz geriet ins Stolpern. Ich empfand plötzlich den überwältigenden Drang, ihm alles zu geben, was ich hatte, was ich war. Ich stemmte meine Hand gegen seine Brust, fühlte seine harten Muskeln … und stieß ihn zurück, zwang meinen Mund zu sagen, was mein Körper nicht sagen wollte.
»Verhandlungen ist alles, was ich dir anbieten kann. Wenn
du dir ohne Erlaubnis nimmst, was du willst, werde ich dich töten.«
»Dann werden wir verhandeln.«
Er lächelte, aber es war ein trauriges, wehmütiges Lächeln. Er gab mein Handgelenk frei und trat ein paar Schritte zurück. Ich musste die Augen zumachen, um den Drang, zu ihm zu gehen und dem Ruf meines Bluts zu folgen, zu widerstehen. Verdammter Vamp! Verhandeln heißt reden, nicht Hypnosespielchen spielen, aber das wusste er natürlich. Ich holte tief Luft, konzentrierte mich auf den leichten Geißblattduft, der noch immer in der Luft lag, auf den vagen Gasgeruch, der den Öfen entströmte, und auf den erdigen Geruch gärender Hefe. Dann schlug ich die Augen auf und schaute mein Handgelenk an. Kein Blut. Und seine Fingerabdrücke waren nur mehr dunklere Schatten auf meiner goldbraunen Haut.
Er hatte meine Schwäche ausgenutzt, wieder mal. Ich ballte die Fäuste, wütend auf mich selbst, dass ich dies so leicht zugelassen hatte. Ich schaute ihn an.
Er starrte zu dem kleinen Fenster hinauf. »Die Nacht geht zu Ende; der Morgen kommt.«
Kaum hatte er das gesagt, war es alles, was ich fühlte, alles, was ich hörte, fast wie ein Alarm, der immer lauter, immer schriller, immer drängender wird und alle anderen Gedanken überlagert. Es war so stark, dass ich am ganzen Körper bebte. Ich hätte ihm am liebsten einen Tritt versetzt. Blöde Vamps und ihr Mesmer . Er spielte immer noch seine Spielchen mit meiner Wahrnehmung. Die Morgendämmerung konnte mir nichts anhaben, nur ihm. Vampire können Sonnenlicht nicht ertragen, nicht einmal einen trüben, bewölkten Oktobertag, wie er gerade heraufdämmerte. Aber dieser spezielle Vampir, der mit mir in der Backstube eingesperrt war, wirkte nicht allzu besorgt. Er war schließlich alt genug, um sich nicht auf eine Situation einzulassen, die zu gefährlich für ihn war. Er
war mir freiwillig gefolgt, war in dieselbe Falle getappt wie ich.
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