Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
Vom Netzwerk:
hereinbrechenden Dunkelheit erkannte ich einen riesigen Hund, fast so groß wie eine dänische Dogge. Er stand mitten auf dem Weg, der zur Treppe führte. Mir rutschte das Herz in die Hose, und fast wäre ich stehen geblieben. Doch dann erkannte ich das unirdische Glühen, das von dem Hund ausging wie eine silberne Aurora Borealis. Es war Grianne, die Phouka. Sie hatte meine Nachricht also erhalten, obwohl ich das Würfelspiel verloren hatte. Das Problem war, ich konnte mir nicht sicher sein, ob sie auf meiner Seite stand oder nicht. Bei Grianne konnte man sich nie sicher sein. Sie war so was wie eine ungute Fee, wenn man so will.
    Sie bellte laut und herrisch auf. Menschen konnten nur das Bellen hören, ich jedoch verstand: »Beeil dich, Kindchen, die Dryaden holen auf.«

    Als ob ich das nicht wüsste! Ich biss die Zähne zusammen und legte an Tempo zu.
    Die Phouka knurrte und fletschte ihre langen schwarzen Zähne. Zähne, die ein richtiger Hund nie gehabt hätte. Dann wandte sie sich ab und sprang leichtfüßig auf die Treppe zu, die zur Brücke hinaufführte. Ich rannte ihr nach. Als ich die Treppe erreicht hatte, packte ich das Geländer und lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinter ihr her. Meine Lungen begannen allmählich zu brennen, und meine Beinmuskeln protestierten. Über mir sprang die Phouka mit den laut über den Stein kratzenden Krallen die Stufen hinauf. Ihr silberner Glanz warf einen willkommenen Schein auf die dunkle Treppe und wies mir den Weg.
    Ich erreichte keuchend die zweite Treppenflucht. Hinter mir erklangen Schreie, es waren diese typischen pfeifenden, raschelnden Schreie von Dryaden. Die zwei ellenlangen Turbantypen nahmen die Stufen in gewaltigen Sätzen. Kacke.
    Meine aufsteigende Panik unterdrückend, quälte ich mich weiter, mit wild pochendem Herzen und schmerzenden Beinmuskeln.
    Schließlich hatte ich die letzten Stufen erreicht. Über mir ertönte ein wütendes Knurren, gefolgt von Schmerzensgebrüll und menschlichen Entsetzensschreien. Ich rannte nach oben und sah, dass die Phouka einen pudelmützigen Dryaden in der Mangel hatte. Sie riss ihm gerade die Kehle auf. Die andere Dryade stieß einen Wutschrei aus und versetzte der Phouka einen heftigen Tritt. Die Hündin flog ein ganzes Stück weit und landete winselnd zu Füßen der entsetzten Passanten.
    »He, du da!«, brüllte ich und war insgeheim stolz auf mich, dass ich nach der Rennerei noch genug Atem zum Brüllen hatte, »lass den armen Hund zufrieden!«
    Die gelbe Pudelmütze fuhr zu mir herum und fletschte wütend die Zähne. Ihr Knurren stand dem der Phouka in nichts
nach. Und ebenso wild stürzte sie sich auf mich. Ich ging in Verteidigungsstellung, wartete meinen Moment ab und ließ sie dann über meinen Rücken fliegen. Die Wucht ihres Angriffs sorgte dafür, dass sie mit einem Geräusch, als würden Äste brechen, ans steinerne Brückengeländer krachte. Sie rührte sich nicht mehr. Die andere Pudelmütze wälzte sich stöhnend auf dem Gehsteig. Aus seiner Kehle rann gelber Baumsaft. Die Zuschauer glotzten schockiert zwischen den beiden und mir hin und her.
    »Rasch, Kind«, befahl die Phouka und kam zu mir getrottet, »sag mir, wo du den Faeling, den du gerettet hast, versteckt hast, bevor dieses Ungeziefer wieder zu sich kommt.«
    »Kein Faeling diesmal, Grianne.« Ich blickte auf die Phouka hinab. »Eine zweite Sidhe ist in London aufgetaucht, und ein Mensch wurde getötet. Ich muss wissen, wer ein Tor geöffnet hat -«
    »Genug. Ich werde mich darum kümmern.« Die Phouka knurrte, die Ohren angelegt. »Komm morgen bei Sonnenaufgang wieder her.« Sie stupste mich mit ihrer feuchten Schnauze an. »Und jetzt lauf, Kind, die anderen Bäume kommen schon. Ich werde sie aufhalten.«
    Ich legte kurz meine Hand auf ihr schönes, seidiges Haupt. Wer weiß, was mich ihre Hilfe kosten würde, aber ich hatte keine Wahl … »Ich bin dir was schuldig, Grianne.« Ihre Augen blitzten gelb auf, und sie senkte zustimmend die Schnauze. Ich wandte mich ab und rannte davon.

12. K apitel
    I ch rannte die Treppe zur London Bridge Station hinunter, klatschte meine Oystercard auf den Leser und lief die Rolltreppe zum U-Bahn-Tunnel hinunter. Ein warmer Luftstrahl wehte mir ins Gesicht: Die nächste U-Bahn lief ein. Es war wehte mir ins Gesicht: Die nächste U-Bahn lief ein. Es war die Jubilee Line, westwärts, nach Waterloo und Stanmore. Ich zwängte mich in den Zug und blieb mit gespreizten Beinen stehen, um das Schaukeln der Waggons

Weitere Kostenlose Bücher