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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Glasur.
    »Wenn jemandem aus Ihrer Familie etwas zustieße, würden Sie dann nicht sobald wie möglich alle benachrichtigen?«
    »Wie oft sehen Sie Ihre Mutter, Ihre Schwester und Ihren Bruder?« Simon konterte mit einer Frage.
    »Meinen Bruder alle zwei, drei Tage. Mutti und Kirsty sehe ich jeden Tag. Es ist schwer für meine Mutter, sie muss sich um Kirsty kümmern, und da keiner von uns arbeitet, macht es doch Sinn, dass wir zusammenkommen – man hat jemanden, mit dem man reden kann, wissen Sie.« Sie lächelte strahlend. Der Ausdruck setzte sich zu lange und unbeweglich auf ihrem Gesicht fest.
    »Wenn Sie nicht arbeiten, wozu brauchen Sie dann ein Kindermädchen?« Sie ließ es so erscheinen, als wäre alles ganz logisch, aber das war es nicht, nicht in Simons Augen. Die Familie jeden Tag sehen, jeden Abend anrufen?
    Jo lachte. »Haben Sie je versucht, ganz allein auf zwei Kinder aufzupassen? Neil ist den ganzen Tag im Büro, Mutti hat mit Kirsty zu tun … Wenn ich versuchen würde, alles alleine zu schaffen, würde ich verrückt werden. Jetzt ist es nicht mehr so schlimm, aber früher, als die Kinder klein waren. Und heute beaufsichtigt Sabina sie meistens bei den Hausaufgaben, während ich Essen mache. Und einer von uns kümmert sich normalerweise auch um Quentin. Seit Pam – Neils Mutter – an Leberkrebs starb …«
    »Brustkrebs«, berichtigte Simon.
    »Leberkrebs.«
    »Vorhin sagten Sie Brustkrebs.« Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Simon spürte, wie ihn ein Schauer überlief.
    »Nein, habe ich nicht. Wollen Sie mir etwa erzählen, dass ich nicht weiß, woran meine eigene Schwiegermutter gestorben ist? Es war Leberkrebs. Es war furchtbar. Fünf Jahre hat es sich hingezogen, aber jetzt muss sie nicht mehr leiden – schön für sie –, aber Neil und ich haben Quentin aufgehalst bekommen. Wir fühlen uns furchtbar, wenn uns der Gedanke kommt, dass es andersherum sehr viel einfacher gewesen wäre.« In Jos Augen glänzten Tränen. »Wenn Quentin zuerst gestorben wäre, wenn Pam ihn überlebt hätte …« Sie riss den Arm hoch und zeigte zur Küchentür. Kein strahlendes Lächeln mehr. »Sie müssen nicht jeden Tag mit ihm leben. Sie mussten nicht danebenstehen und Pam beim Sterben zusehen. Aber ich. Also erzählen Sie mir nicht, dass sie an Brustkrebs gestorben ist, als wüssten Sie mehr darüber als ich.«
    »Wann ist sie gestorben?«
    »Im Januar.«
    Simon nickte. Er fand es interessant, dass Jo es so darstellte, als ginge es bei ihrer Meinungsverschiedenheit um eine medizinische Diagnose. Selbstredend wusste sie besser als er, an welcher Krankheit ihre Schwiegermutter gestorben war, und es leuchtete ein, dass sie so tat, als sei das der strittige Punkt. Bei der Frage, ob sie vorhin Leberkrebs gesagt hatte, wie sie behauptete, oder Brustkrebs, wie Simon es in Erinnerung hatte, stand es ausgewogener – da konnten sie beide Recht oder Unrecht haben.
    »Sie haben also Ihre Mutter gestern Nacht zweimal angerufen? Das zweite Mal, nachdem Sie von dem Brand erfahren hatten?«
    »Neil hat sie angerufen, gleich nach dem Anruf von Luke. Ich hatte einen Schock und konnte gar nicht klar denken, aber Neil wusste, ich würde meine Mutter bei mir haben wollen, und Sabina auch. Er hat alle angerufen, auch Ritchie, aber der konnte nicht kommen. Er hatte eine Magen-Darm-Grippe.«
    »Und vermutlich hat jemand Quentin aufgeweckt?« Amber hatte ausgesagt, außer Kirsty, Ritchie und den beiden Jungs hätten sich alle in den frühen Morgenstunden in Jos Wohnzimmer versammelt.
    »Neil hat seinen Vater geweckt, ja.«
    »Um zu dem Essen am Abend zurückzukommen …«, begann Simon.
    »Es gab Pasta mit Mozzarella, Basilikum, Tomaten und Olivenöl«, fuhr Jo ihn an. »Und Sirupkuchen zum Nachtisch. Warum um Himmels willen interessieren Sie sich für ein ganz normales Familienessen? Inwiefern hilft es Ihnen, irgendwelche Mörder zu fangen, wenn wir uns darüber unterhalten, was ich gestern gekocht habe?«
    »Waren William und Barney dabei, als Amber allen von Katharine Allen und von ihrer Vernehmung durch die Polizei erzählte?«
    »Nein. Sie und die beiden Mädchen waren schon aufgestanden. Ich wusste, dass Amber uns etwas Wichtiges mitzuteilen hatte, daher habe ich die Kinder zum Spielen geschickt.«
    Simon nickte, erleichtert darüber, dass diese Familie nicht so anormal war, sich beim Essen und in Anwesenheit der Kinder über Mord zu unterhalten.
    »Wegen des Verkehrserziehungskurses …«, begann er.
    »Darüber

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