Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
Vom Netzwerk:
haben wir doch schon gesprochen«, sagte Jo in warnendem Ton. »Sie haben versprochen, nicht wieder davon anzufangen.«
    Nein, das habe ich nicht.
    »Ich muss sicher sein, dass ich mir keine Sorgen wegen irgendwelcher … Konsequenzen machen muss«, sagte Jo. »Ich möchte, dass Sie mir Ihr Wort darauf geben.«
    »Es wird keine Konsequenzen geben«, versprach Simon. Wenn notwendig, würde er sein Versprechen eben brechen. Im Augenblick war er bereit, alles zu sagen, was ihm helfen würde, dieses Gespräch weiterzuführen. Denn er spürte, dass Jo das Gespräch jeden Augenblick abbrechen würde, wenn ihr nicht gefiel, was sie zu hören bekam.
    Er rang sich ein Lächeln ab. Sie versuchte, es ihm gleichzutun, und presste den Mund zu einer schmalen Linie zusammen.
    »Eine Frage noch, dann sind Sie mich los«, sagte er. »Sie haben Amber von Edward Ormston erzählt – vom Tod seiner Tochter Louise?«
    Jos Miene war völlig ausdruckslos. »Von wem?«
    »Ed – ein Teilnehmer des Verkehrserziehungskurses.«
    »Oh.« Rosa Flecken erschienen auf ihren Wangen. »Ed, ja. Tut mir leid, ich war nur … so völlig aus dem Zusammenhang … Ich habe Amber alles erzählt. Sie bestand darauf. Keinem von uns wäre im Traum eingefallen, dass so etwas passieren könnte.«
    »Alles haben Sie ihr aber nicht erzählt.«
    »Doch, habe ich. Was habe ich denn nicht erzählt?« Eine klare Herausforderung: Nennen Sie mir eine Sache, die ich unterschlagen habe.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag referierte Simon die kleine Ansprache der Frau, die sich Amber genannt hatte und die etwas über die Heuchelei einer Gesellschaft gesagt hatte, die Autos für so wichtig hielt, aber sich weigerte, die negativen Seiten zu akzeptieren.
    Jo sagte gar nichts. Sie schien weiter zuzuhören, noch lange nachdem Simon zu Ende geredet hatte. Wartete sie darauf, dass noch etwas kam?
    »Warum haben Sie Amber nichts von Ihrer kleinen Ansprache erzählt?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das gesagt habe.« Jo zuckte die Achseln, als fände sie die Sache völlig belanglos.
    »Ed Ormston war sich da ganz sicher. Ich glaube ihm.«
    »Also, na gut … Ich erinnere mich nicht, okay?« Jo rieb sich die Stirn. »Schön, kann sein, dass ich irgendwas gesagt habe, aber bestimmt nicht das. Einen derartigen Unsinn hätte ich nie verzapft. Ed ist auch nicht mehr der Jüngste, oder? Ich habe eine kleine Tirade losgelassen, ja, aber an die Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr.« Sie machte eine wegwerfende Geste. »Ich war wütend, weil ich einen ganzen Tag bei diesem Kurs verschwenden musste, und da habe ich wohl ein bisschen angefangen zu spinnen. Aber wenn Ed meine Worte so interpretiert, hat er mich missverstanden.«
    »Wie genau?«, fragte Simon.
    »Ich weiß nicht! Es ist über einen Monat her. Erinnern Sie sich vielleicht noch an Dinge, die Sie vor einem Monat gesagt haben?« Als sie sah, dass Simon nachdenklich geworden war, setzte sie nach: »Nein, das tun Sie nicht. Niemand tut das. Wir erinnern uns an Dinge, die andere gesagt haben, nicht an das, was wir selbst gesagt haben.«
    So wie ich mich erinnere, dass Sie erst Brustkrebs gesagt haben. Nicht Leberkrebs.
    »Sie haben also nicht Amber nachgeahmt?«, fragte Simon. »Sie haben nicht etwas geäußert, was Sie für Ambers Meinung hielten, stellvertretend für sie?«
    Jos Gesicht zuckte. »Fragen Sie lieber mal Amber, ob sie mich nachahmt. Warum, glauben Sie, will sie unbedingt Dinah und Nonie adoptieren?«
    »Der Kinder wegen. Sie wünschen sich Eltern.« Simon wiederholte das, was er von Amber gehört hatte.
    »Nein. Nein! Darum geht’s nicht, darum geht’s ganz und gar nicht! Amber will so sein wie ich, das wollte sie schon immer. Ich bin Mutter von zwei Kindern, also muss sie auch Mutter von zwei Kindern sein. Es ist krank. Sie ist krank.« Jo machte einen Satz auf Simon zu. Er wich zurück, aber sie schien nur in seinen Becher spähen zu wollen. »Sie brauchen mehr Tee«, verkündete sie mit einer Stimme, die in nichts an den Ton erinnerte, in dem sie eben noch gesprochen hatte. »Sie hätten etwas sagen sollen.«
    »Ich dachte, Ihnen läge etwas an Amber«, rief Simon ihr in Erinnerung, da sie offensichtlich Probleme zu haben schien, sich an ihre eigenen Worte zu erinnern.
    »Sie meinen, wenn jemand krank ist, kann mir nichts an ihm liegen? Wenn Sie das meinen, sind Sie genauso krank wie Amber, krank im Kopf. Ich habe ganz vergessen, Sie zu fragen, ob Sie Zucker nehmen. Nehmen Sie Zucker?«
    »Nein.«
    »Gut.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher