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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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war. Jedenfalls bis sie herausfanden, dass Amber, weit davon entfernt, ihren Einfluss geltend zu machen, um ihrer Freundin zu helfen, genau das Gegenteil tat: Sie hielt Sharon für albern, paranoid und unvernünftig und sagte ihr das auch. Die beiden zerstritten sich und redeten ein paar Wochen nicht mehr miteinander. Inzwischen zog Terry Bond, der nicht ganz begriff, wieso diese ganzen Probleme auf ihn einprasselten, seinen Antrag zurück. In der ganzen Nachbarschaft verhasst zu sein war das Letzte, was er wollte. Er war nicht gerade Sharon Lendrims größter Fan, wie Sie sich vorstellen können, und umgekehrt galt das natürlich auch. Als sie ermordet wurde, meldeten sich zwölf Personen bei Ursula Shearer und erklärten, dass er dahinter stecken müsse. Nur eine Person meldete sich, um auszusagen, dass Terry Bond eindeutig nicht Sharons Mörder sei.«
    »Amber Hewerdine«, riet Gibbs.
    »Nachdem Bond seinen Antrag zurückgezogen hatte, rief Amber Sharon an und fragte, ob sie sich nicht mal treffen könnten, um über alles zu reden. Sharon willigte ein, weil ihre Kinder Amber anhimmelten und sie vermissten. Ein Mittagessen wurde vereinbart, bei dem Amber ihrer Freundin ein paar Dinge über die Anwohnerinitiative erzählte, die sie vorher nicht hatte hören wollen, nämlich, dass diese Leute grundsätzlich gegen alles und jedes waren. Protestieren war ihr Hobby. Sie hatten protestiert, als ein indisches Restaurant eröffnen wollte, sie hatten Einwände gegen ein französisches Bistro und sogar gegen eine Kunstgalerie. Die Begründung? Auf Vernissagen wird Wein ausgeschenkt, was dazu führt, dass Betrunkene auf der Straße herumtorkeln, mit gefährlich scharfkantigen Bilderrahmen bewaffnet. Im Ernst, ich mache keine Witze. Sie waren gegen alles, wobei man Spaß haben könnte, und wollten, dass jedermann still zu Hause hocken und Wasser trinken solle – so jedenfalls sah Amber Hewerdines das. Also ganz ähnlich wie Sie.« Sam lächelte.
    »Amber stellte Sharon vor eine interessante Aufgabe: Sie sollte mit ihr zu einem von Terry Bonds Comedy-Abenden (mit Ausnahmegenehmigung) gehen und mal schauen, wie sie die Sache dann sehen würde. Sharon stimmte zu, weil sie Gewissenbisse hatte, jedenfalls sagte Amber das nach Sharons Tod aus. Sharon befürchtete, ihre Freundin könnte Recht damit haben, dass sie nur von einem Haufen Wutbürger dazu gebracht worden war, in Panik zu geraten. Vielleicht hatte es tatsächlich keinen Grund zur Panik gegeben, und sie hatte die Träume eines harmlosen Kneipenwirts zerstört.«
    »So etwas wie einem harmlosen Kneipenwirt muss ich erst noch begegnen, aber machen Sie weiter«, sagte Gibbs. »Oder soll ich? Sharon verlebte den besten Abend ihres Lebens, sie und Terry Bond gingen ab wie die Feuerw …«
    »Wählen Sie bitte eine andere Metapher«, riet Sam.
    »War es so?«
    »Amber zufolge war es so. Sie sagte, Sharon fand alles ganz wunderbar, sie fand die Comedians wunderbar, die an dem Abend auftraten …«
    »Ich hasse Komiker«, sagte Gibbs. »Sie sind nicht komisch.«
    »… ihr fiel auf, dass sie oder ihre Töchter noch nie durch Lärm vom Pub gestört worden waren, nicht mal an den Abenden, an denen länger geöffnet war, manchmal bis drei Uhr nachts. Terry Bond erzählte ihr, warum sie noch nie durch Lärm belästigt worden war. Als er das Four Fountains übernahm, hatte er neue schalldämmende Fenster mit Doppelverglasung einbauen lassen, die Wände waren schalldicht, die Gäste durften nach neun Uhr abends nicht mehr in den Biergarten, überall im Biergarten waren Schilder aufgestellt, auf denen jedem Krakeeler Rausschmiss und Lokalverbot angedroht wurde …«
    »Er wollte Sharon Lendrim auf seine Seite ziehen.«
    »Laut Amber Hewerdine ist ihm das gelungen. Sie riet ihm, einen neuen Antrag zu stellen. Dieses Mal würde Sharon ihn unterstützen und sogar bei der Anhörung zu seinen Gunsten sprechen, als frisch Bekehrte. Verständlicherweise war Bond entzückt. Er gab Sharon eine Freikarte für den nächsten Comedy-Abend, legte noch einen Gratis-Babysitter für die Kinder obendrauf und versprach, hinten im Biergarten einen hohen Zaun zu errichten und eine Nadelbaumhecke zu pflanzen, damit ihr Haus ein wenig zusätzlichen Schutz bekam.« Sam merkte, dass er sein Bier kaum angerührt hatte. Das erklärte, warum er so durstig war. Er stürzte es in zwei Zügen herunter. »Der nächste Comedy-Abend im Four Fountains war am 22. November 2008«, setzte er seine Erzählung fort. »Die

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