Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
Vom Netzwerk:
nach Sharons Tod nie wieder eine Comedy-Nacht veranstaltet. 2009 sind Bond und seine Tochter weggezogen. Sie wohnen jetzt in Cornwall.«
    »Wir sollten nicht hier herumsitzen«, sagte Gibbs. »Wir sollten Ursula Shearers Berichte und Protokolle mit dem abgleichen, was wir über den Mord an Kat Allen haben, um festzustellen, ob es irgendwelche Gemeinsamkeiten gibt.«
    »Ursula kopiert die Akte und schickt uns alles rüber. Ich würde mal vermuten, dass es abgesehen von Amber Hewerdine keine Gemeinsamkeiten gibt.«
    »Falsch«, sagte Gibbs. »Beide Fälle sind unlösbar. Wir können niemanden finden, der was gegen Katharine Allen hatte, geschweige denn ihren Tod wollte. Obwohl der Mord an Sharon Lendrim zwei Jahre her ist, wurde immer noch niemand dafür eingebuchtet, und DS Shearer ist sicher, dass es weder Terry Bond noch die Puritaner waren. Hat sie irgendwelche unbeweisbaren Theorien, gibt es Verdächtige, denen man nichts nachweisen kann? Irgendjemanden, bei dem sie ein komisches Gefühl hat?«
    Gibbs hatte Recht. Der Gedanke war Sam nicht gekommen, und er hätte ihm kommen sollen. Simon hätte es sofort gesehen.
    »Shearer hat überhaupt niemanden, oder?«, sagte Gibbs. »Wir auch nicht, bei Katharine Allen.«
    Sam nickte. Das hatte nicht notwendigerweise etwas zu bedeuten.
    Doch, hat es. Nichts gibt es normalerweise nicht. Nie. Nur jetzt, wo sie zwei Mal nichts hatten.
    Dass man nichts im Leben des Opfers finden konnte, was den Mord erklärte, kam eigentlich nur vor, wenn es sich um ein Sexualdelikt handelte und das Opfer dem Täter nicht bekannt war. Weder bei Sharon Lendrim noch bei Kat Allen lag eine Sexualstraftat vor.
    »Zwei Morde ohne einen einzigen losen Faden, soweit wir feststellen können«, fuhr Gibbs fort. »In beiden Fällen gibt es keine Lösung, die Sinn machen würde, und auch nichts, was keinen Sinn macht. Ein Mörder, der zwei Menschen töten wollte, ohne dass jemand erraten kann, warum – in beiden Fällen. Vielleicht jemand, dessen Gehirn aus nichts etwas macht. Jedem anderen Menschen wird der Grund für die Tat irrational erscheinen oder er kann gar keinen erkennen.«
    Ein berechtigter Punkt, das musste Sam zugeben. Manche Motive waren für jedermann unmittelbar einleuchtend und lagen offen zutage, sodass alle Welt sie sehen konnte, beispielsweise ein sehr öffentlicher Streit zwischen einem Wirt und einer Anwohnerinitiative. Andere Motive waren mit unsichtbarer Tinte geschrieben und existierten nur in den verbotenen Geschichten, die ihre Eigentümer sich selbst endlos erzählten, aber niemals gegenüber einem anderen erwähnten. Wenn Sam ihn nicht missverstanden hatte, dachte Gibbs an einen Täter, der nur töten würde, wenn er sicher sein konnte, dass niemand je den Grund dafür erraten würde.
    Der Täter oder die Täterin. Ein verschlossener, ordentlicher, vorsichtiger Mensch.
    Sam wusste, was Gibbs sagen würde, noch bevor er es tat.
    »Amber Hewerdine hat beide umgebracht. Verlangen Sie nicht von mir, es zu beweisen – dafür reicht die Zeit nicht. Ich fliege morgen raus, schon vergessen?«
*
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen weiterhelfen.« Edward Ormston rückte seine Brille zurecht und betrachtete das Foto aus einem anderen Winkel. Er und Simon saßen Seite an Seite auf hohen Hockern an der Frühstückstheke in Ormstons Küche in Combingham und tranken Tee. Simon versuchte, sich nicht durch den Anblick von Ormstons Frau ablenken zu lassen, die Gummistiefel angezogen hatte und im Garten mit zwei roten Settern spielte. Man musste regelmäßig mit Hunden spazieren gehen, das war Simon bekannt, aber er war noch nie jemandem begegnet, der so mit ihnen herumtollte wie diese Frau. Würde Ormston, wenn Simon gegangen war, gegen das Fenster hämmern und brüllen: »Jetzt reicht’s aber! Du führst dich auf wie eine verdammte Idiotin!« Unwahrscheinlich. Er schien ein freundlicher Mann mit sanfter Stimme und ohne harte Kanten zu sein, was ihn für Simon zu einem außerirdischen Wesen machte.
    »Nein, tut mir leid«, erklärte Ormston schließlich. »Ich könnte nicht sagen, ob sie dort war oder nicht. Ich weiß nicht mehr, wie die anderen Kursteilnehmer aussahen. Wenn man denkt, dass man jemanden sowieso nie wiedersehen wird, macht man sich ja nicht die Mühe, sein Bild zu speichern und abrufbereit zu halten. Ich jedenfalls nicht. Das waren neunzehn wildfremde Leute, zwanzig, wenn man den Kursleiter mitzählt. Verzeihung, den Moderator.« Ormston lächelte. »Als ich in ihrem Alter

Weitere Kostenlose Bücher