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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Ihrer Meinung«, bemerkte Sam. »Sie denkt, es könnte ein Mann oder eine Frau gewesen sein.«
    »Ich frage mich, was Waterhouse wohl dazu sagen würde.«
    Sam seufzte und machte weiter. »Über eins waren die beiden Mädchen sich einig, auch wenn es ihnen erst auffiel, als sie befragt wurden: Sie haben weder Feuer gesehen noch Rauch gerochen, als sie das Haus verließen. Und Nonie hat nichts von einem Brand bemerkt, als sie zurückschaute. Es gab nur einen einzigen Grund für ihre Annahme, ihr Haus würde abbrennen, und das war ein uniformierter Feuerwehrmann, der ›Feuer‹ sagte, als er sie aus ihren Betten zerrte.«
    »Weil es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht brannte«, murmelte Gibbs.
    »Die beiden Mädchen rannten bis zur BP-Tankstelle an der Kreuzung Spilling Road und Ineson Way, aber sie war geschlossen – sie hat nicht die ganze Nacht geöffnet. Da fiel ihnen das Four Fountains ein. Sie wussten, dass der Pub noch offen hatte, dass Terry Bond eine Ausnahmegenehmigung für diesen Abend hatte. Na ja, Dinah wusste es.«
    »Eine Sechsjährige, die die Öffnungszeiten des nächstgelegenen Pubs kennt?« Gibbs schlürfte sein Bier. »Ich blick’s nicht. Warum sind sie nicht zu den Nachbarn gelaufen?«
    »Das konnten sie nicht erklären. Ursula Shearer nimmt an, es lag an der Art, wie der Mörder ihrer Mutter ›Lauft!‹ sagte. Eindringlich, wie in ›Rennt so schnell es geht, macht, dass ihr von hier wegkommt, schaut nicht zurück‹. Nicht ›Geht mal schnell zu den Nachbarn rüber‹. Und zudem … Dinah gab mehr als einmal an, sie habe niemanden aufwecken wollen, der schon schlief, nicht, wenn es nicht sein musste.«
    »Eine rücksichtsvolle Sechsjährige, die die Öffnungszeiten der nächstgelegenen Kneipe kennt?«, sagte Gibbs. »Kauf ich ihr nicht ab. Könnten sie und ihre Schwester die Mutter abgemurkst haben?«
    »Nur in einem Horrorfilm.«
    »Es gibt Menschen, deren Leben ein Horrorfilm ist.«
    »Gott sei Dank gibt es eine weniger schaurige Erklärung«, sagte Sam. »Es gibt da eine lange Geschichte zwischen Sharon Lendrim und dem Four Fountains. Im Juni 2008 stellte Terry Bond bei der Stadtverwaltung einen Antrag auf Erweiterung seiner Gaststättenkonzession. Er wollte das Lokal donnerstags, freitags und samstags länger offen halten – bis halb eins statt bis halb zwölf –, um regelmäßige Comedy-Abende veranstalten zu können.«
    »Amber Hewerdine ist die zuständige Sachbearbeiterin für Gewerbeüberwachung«, murmelte Gibbs.
    »Gut erkannt«, sagte Sam. »Behalten Sie dieses Detail im Auge. Es ist wichtig.«
    »Hätte ich nie erraten«, gab Gibbs sarkastisch zurück.
    »Terry Bond wollte nicht jedes Mal, wenn er einen Comedy-Abend veranstaltete, eine Ausnahmegenehmigung beantragen müssen. Er hatte ehrgeizige Pläne – er wollte das Four Fountains zum wichtigsten Veranstaltungsort für Live-Comedy im Culver Valley machen. Eine Gruppe besorgter Anwohner war gegen die Erweiterung der Schankzeiten. Weil längere Schankzeiten mehr Betrunkene auf den Straßen bedeuten würden, die nachts herumkrakeelten, Schaden anrichteten und Müll hinterließen.« Sam wäre auf ihrer Seite gewesen, hätte der Pub in seiner Nachbarschaft gelegen. »Sie hatten starke Argumente: Die Kneipe liegt in einer reinen Wohngegend, sie war früher ein Einfamilienhaus und ist von allen Seiten von Einfamilienhäusern umgeben. Sie wissen, was ich meine. Die Vorsitzende der Anwohnerinitiative erkundete die Lage und stellte fest, dass Sharon Lendrims Grundstück an den Parkplatz des Pubs grenzte – beide waren nur durch einen niedrigen Zaun voneinander getrennt. Diese Frau – eine ziemliche Puritanerin, nach allem, was man so hört – überzeugte Sharon davon, dass eine Verlängerung der Öffnungszeiten des Pubs eine Katastrophe für sie wäre, schließlich hatte sie zwei kleine Kinder. Sharon bekam Angst und schloss sich der Anwohnerinitiative an. Wenige Wochen später war sie an die Spitze aufgerückt – eine sehr kommunikative und beredte Vertreterin der Sache, deren beste Freundin seit der Schulzeit zufällig die zuständige Sachbearbeiterin bei der Stadtverwaltung war. Dinah und Nonie waren bestens über alles informiert. Im ganzen Haus lagen Poster und Flugblätter herum, Mitglieder der Anwohnerinitiative gingen ein und aus.«
    »Miesmacher«, beschied Gibbs. »Hocken in ihren Häusern rum und trinken nicht. Freaks.«
    »Die Miesmacher waren entzückt, dass ihre Sprecherin zufällig Amber Hewerdines beste Freundin

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