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Der kalte Schlaf

Der kalte Schlaf

Titel: Der kalte Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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und noch überraschter, als sie ihm erzählten, was gerade passiert war. Sie waren von einem Feuerwehrmann in Uniform geweckt worden: Helm, Atemschutzmaske, die volle Montur. Er zerrte sie aus ihren Betten, die Treppe hinunter und schob sie aus dem Haus. Den beiden Mädchen zufolge sagte er oder sie die ganze Zeit nur zwei Worte: ›Feuer‹ und dann ›Lauft‹, als die Kinder draußen auf dem Bürgersteig standen.«
    »Er oder sie?«, fragte Gibbs. »Die beiden konnten nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war?«
    »Dinah war sicher, dass es ein Mann war. Nonie glaubte, dass es eine Frau war. Irgendwann hörten DS Shearer und ihr Team auf, sie danach zu fragen. Es belastete die beiden Mädchen zunehmend, dass sie sich nicht einigen konnten, und sie begannen schon zu zittern, wenn ein Polizist in ihre Nähe kam. Beide änderten ihre Geschichte ein paarmal, um sich gegenseitig zu beruhigen. Es war sinnlos, sagt DS Shearer. Was schade ist, denn wer auch immer hinter dieser Maske steckte, Mann oder Frau, hat Sharon Lendrim ermordet.«
    Gibbs wartete, nicht ganz so geduldig, wie er es getan hätte, wenn Simon der Erzähler gewesen wäre.
    »Dinah tat sofort, was man ihr gesagt hatte, und rannte zur Hauptstraße«, fuhr Sam fort. »Nonie blieb etwas zurück, weil sie sich Sorgen um ihre Mutter machte. Sie sah, wie die Person in Feuerwehruniform ins Haus zurückrannte, und dann schrie Dinah: »Komm, Nonie, lauf!«
    »Hätten Sie auch getan, wenn Ihnen der Befehl von einem Erwachsenen erteilt worden wäre, der scheinbar versuchte, Ihnen das Leben zu retten.«
    Sam nickte. »Die Uniform allein hätte gereicht. Leute, die Feuerwehruniformen tragen, retten Menschen das Leben. Sie sind Helden. Das weiß jeder, sogar sechs- und fünfjährige Kinder. Nonie nahm an, die Feuerwehrfrau würde ins Haus zurücklaufen, um Sharon herauszuholen. Ihre Schwester sagte ihr, sie solle laufen, also lief sie.«
    »Während der Täter was tat? Die Haustür absperrte, Benzin durch den Briefschlitz schüttete und es anzündete? Ein Feuerleger, kein Feuerbekämpfer.«
    »Richtig. Ein Brandstifter mit einem Haustürschlüssel, vermutlich also jemand, den Sharon kannte. Jemand, der böse genug war, kaltblütig ein Leben auszulöschen, aber trotzdem erst Sharons Töchter rettete.«
    Gibbs runzelte die Stirn. »Es ist ungewöhnlich für einen Brandstifter, der einen Groll hegt, erst die Kinder aus dem Weg zu schaffen. Normalerweise ist es ihnen scheißegal. Solange sie ihr Ziel erreichen, kann ihretwegen die ganze Familie mitverbrennen – das ist Teil der Bestrafung.«
    »Nicht in diesem Fall. Die Täterin ist gestört genug, sich einzubilden, ihre Prinzipien seien gewahrt geblieben, weil sie die beiden kleinen Mädchen am Leben gelassen hat. Sie ist ein großes Risiko eingegangen, als sie die beiden gerettet hat: Die Kinder haben sie gesehen, haben sie sprechen hören. Maske hin oder her, es wäre denkbar, dass Dinah und Nonie der Polizei ein Detail hätten verraten können, das sie an den Strick geliefert hätte.«
    »Warum ›die Täterin‹? Sagen Sie ›der Täter‹, wenn beides in Frage kommt.«
    Sam grinste, mit dem Einwand hatte er gerechnet. »Wenn man sich angemessen nicht-sexistisch ausdrücken will, sagt man in solchen Fällen abwechselnd ›er‹ und ›sie‹. Aber ich habe nicht aus diesem Grund von einer Täterin gesprochen. Ich würde darauf tippen, dass Sharon Lendrims Mörderin eine Frau ist, und zwar aus zwei Gründen. Die meisten Brandstifter – diejenigen, die es einen Dreck interessiert, ob Ehepartner, Babys und Omas ebenfalls draufgehen – sind Männer. Dieser Täter hat zwei kleine Mädchen gerettet. Das ist etwas, das eine Frau tun könnte.«
    »Es gibt jede Menge Männer da draußen, die sich die Kugel geben würden, bevor sie zwei kleine Kinder verbrennen lassen. Ich gehöre dazu, Sie ebenfalls. Ist Ihr zweiter Grund besser?«
    »Dinah und Nonie waren desorientiert«, erwiderte Sam. »Es ist mitten in der Nacht, und in ihrem Zimmer steht ein Fremder in Feuerwehruniform. Ich glaube mal, unter normalen Umständen hätten beide angenommen, dass es ein Mann ist. Es ist ein Beruf, der mit Männern in Verbindung gebracht wird. Wenn Nonie den Eindruck hatte, dass es eine Frau war …«
    »Während Dinah, wenn sie sagt, dass es ein Mann war, vielleicht einfach davon ausgegangen ist, dass es einer war?« Gibbs schüttelte den Kopf. »Aber sie haben beide seine Stimme gehört. Oder ihre Stimme.«
    »Ursula Shearer ist ganz

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