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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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sich einhändig an.
    »Ich wiederhole: Du unternimmst nichts. Du bleibst im Haus.«
    »Schon gut, was ist passiert?«
    »Ist Molly wieder da?«
    »Die …?«
    »Die Katze, ja.«
    »Keine Ahnung. Soll ich nachschauen?«
    »Ich habe gesagt: Du bleibst im Haus. War Nina nach dem Essen noch mal im Stall?«
    »Ja, kurz.«
    »War die Katze da?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Später?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Nimm dein Telefon und deine Waffe, hol Nina, dann schließt ihr euch im Schlafzimmer bei der Mutter ein. Ich bin in dreißig Minuten da.«
    Auch Adamek war aufgestanden, arbeitete sich in die Hose, schob sich die Schuhe mit dem Fuß zurecht. »Entschuldige, aber ich habe deinen Namen vergessen.«
    Der Polizistenvetter lachte angespannt. »Peter.«
    »Sie sind vielleicht noch da, Peter.«
    »Die Kroaten?«
    »Die Kroaten und dein Vetter.«
    Das Rascheln brach ab. Adamek wünschte, er hätte geschwiegen. Verbundenheit schrieben sie doch groß, hier in Rottweil. Aber ein Polizist, der nicht um eine Gefahr wusste, beging fast zwangsläufig Fehler. »Noch mal, Peter: Du bleibst im Haus.«
    »Und wenn er mich braucht?«
    »Nina und ihre Mutter brauchen dich jetzt mehr.« Adamek bückte sich, hebelte die Schuhe mit dem Finger über die Fersen. Er wusste, woran Peter dachte, also drohte er. Sollte der Tochter oder der Mutter etwas passieren, weil Peter den Vetter suchte, wäre die Karriere zu Ende.
    »Verstehe.«
    Wieder wusste Adamek, was der Polizistenvetter dachte.
    Die ist mir doch scheißegal jetzt, die Karriere.

33
    FREITAG, 15. OKTOBER 2010
    NÖRDLICH VON HANNOVER
    Die Autobahn weitgehend leer, Igor eingeschlafen, das Ziel nahe, da kamen Gedanken, mit denen man sich sonst nicht beschäftigte.
    Saša Jordan überlegte, wann der Krieg zu Ende sein würde.
    Wenn Ivica Marković es sagte? Wenn der ICTY die Arbeit eingestellt hatte? Wenn die Heimat nicht mehr bedroht wurde? Wenn Männer wie der Krajina-Serbe aus Rottweil und er selbst nicht mehr lebten?
    Vielleicht, dachte er, konnte der Krieg auch nur in ihm selbst beendet werden. Doch dann müsste er Briševo und Omarska vergessen, und dazu war er noch nicht bereit. Die Rechnung war längst noch nicht beglichen. Selbst wenn Marković ihn, Igor und die anderen aus dem Dienst entließe, selbst wenn in Den Haag kein Prozess gegen einen Kroaten mehr stattfände, wäre der Krieg für ihn noch nicht zu Ende.
    Er warf einen Blick auf Igor, der ihm das Gesicht zugewandt hatte und leise schnarchte. Igor würde ihn begleiten, wohin er auch gehen würde.
    Ljubuški lag in weiter Ferne.
    So fern vielleicht, wie Hamburg nahe lag. Keine dreißig Kilometer mehr, entnahm er einer vorübergleitenden blauen Tafel am Autobahnrand. Sie würden es vor der Morgendämmerung schaffen. Alles war einfacher, solange es dunkel war.
    Er spürte, dass er wieder ruhig wurde. Wann der Krieg beendet war, zählte nicht. Wichtig war nur, dass sie diese Schlacht gewannen. Und das würden sie.
    Tapferer, dummer Mägges, dachte er. Wofür all die Schmerzen?
    Am Ende hatten sie doch erfahren, was sie wissen wollten.
    Die Flucht aus dem Tal war ihnen ohne Bachmeier leichtgefallen. Aus irgendeinem Grund hatte die Polizei auf Spürhunde verzichtet, sodass sie nur hatten aufpassen müssen, auf dem Weg über den Hügel nicht gesehen und nicht gehört zu werden.
    Das Auto war gut versteckt gewesen. Igor hatte sich in den Kofferraum gelegt, Jordan ein weißes Sweatshirt mit rotem Caritas-Logo angezogen. Auf den Seiten des weißen Autos prangte in Rot der Schriftzug »Caritas-Zentrum Rottweil«, am selben Tag frisch aufgebracht nach einer Fotografie von einem kroatischen Werkstattbesitzer in Marković’ Diensten.
    Sie hatten drei Straßensperren passiert und waren kein einziges Mal angehalten worden.
    Jetzt war das Auto ein Problem. Es war zu auffällig.
    Die ersten drei Stunden war Igor gefahren, Jordan hatte geschlafen. Dann hatten sie gewechselt. Er fühlte sich frisch und zuversichtlich. Endlich begann die nächste Phase der Operation.
    Alles so, wie sie vermutet hatten, bis auf Jelena, da waren sie den Lügen aufgesessen. Erst mehrere Telefonate mit Ivica Marković um Mitternacht herum hatten für Klarheit gesorgt.
    Imamović in Hamburg? Bist du sicher, Saša?
    Ja.
    Gut. Mal sehen, was sich herausfinden lässt.
    Und Marković’ Leute hatten bereits einiges herausgefunden.
    Jelena Janić war nie in die Vojvodina gezogen, weder 1995 noch später, ihre Eltern waren ohne sie fortgegangen. Sie hatte keinen

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