Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
morgen noch aufkehren. Ich möchte zu gern wissen, was es mit Bronn und seinen Drachen auf sich hat.«
Doch Rimbor hatte sich seinen Schlapphut bereits zurechtgerückt und füllte geschäftstüchtig ein Glas nach dem anderen. »Das hier ist jetzt übrigens Rimbors Taverne«, klärte er die vier alten Halblinge auf.
»Wie lange wir doch weg waren«, murmelte Talegrin. »Was wurde denn aus Radeborg?«
»Ist an einem Fasanenknochen erstickt«, sagte Vern kichernd. Waren seine Augen auch blind, der Schalk blitzte in ihnen trotzdem hin und wieder auf.
»Ist doch ein schöner Tod«, entgegnete Pim ungerührt.
Elvor wartete, bis Rimbor die Getränke und das Essen hingestellt hatte, dann begann er von ihrer Reise zu berichten. Er ließ nichts aus, und so fiel es ihm dann auch schwer, von dem legendären Bronn Sternenfaust zu sprechen. Die Beklemmung, die Elvor dabei empfand, war weniger dem Umstand geschuldet, dass dieser Bronn nicht richtig zu den Heldenliedern passen wollte, die über ihn gesungen wurden. Vielmehr war es seine Verwandtschaft zu Bronn und die Tatsache, dass er denselben Namen trug. Wie ihm klar wurde, stand er Bronn wohl doch näher, als er gedacht hatte.
Andächtig lauschten die Anwesenden, vergaßen dabei sogar das Trinken. Was in ihnen vorging, konnte Elvor nur erahnen.
»Und so wissen wir nicht, ob wir je Hilfe von Jorim und Enna oder Bronn erwarten können und ob sie die Suravan-Berge jemals lebend wieder verlassen werden.«
Elvor zögerte kurz und griff zu seinem Krug. Erst als er trank, bemerkte er, wie trocken sein Mund geworden war. »Uns darauf verlassen dürfen wir jedenfalls nicht«, fuhr er fort und wischte sich den Schaum vom Mund, »denn Erinyen und Ghule sind in diesem Moment auf dem Weg nach Westendtal. Eine Armee von weit über zwanzigtausend, eher sogar dreißigtausend, wartete in Arboron auf den Aufbruch. Wir haben sie mit eigenen Augen gesehen.«
Nun breitete sich Unruhe aus und alle sprachen wild durcheinander.
»Woher wollt ihr wissen, dass sie wirklich auf dem Weg hierher sind?«, rief Talund, der sich bislang ruhig verhalten und der Geschichte mit skeptischem Blick zugehört hatte.
Doch in diesem Moment donnerte eine Faust auf den Tisch. Es war Talegrin, der sich nun erhob. Elvor hatte ihn noch nie so erlebt. Bislang hatte sich Talegrin eher besonnen und versöhnlich gezeigt, aber nun funkelte Zorn in seinen dunklen Augen.
»Wagt es nicht, an unseren Worten zu zweifeln! Wir alle hier«, er wies auf seine Gefährten, »haben sie gesehen! Zehntausend hungrige Ghule und mindestens zwanzigtausend Erinyen warten darauf, Westendtal zu überrennen!« Talegrin hob einen Finger in die Luft. »Schon damals hat niemand Bronns mahnenden Worten Gehör geschenkt. Begeht nicht den gleichen Fehler noch einmal, sonst werden eure Häuser und Tavernen bald brennen!«
Nicht nur Talund starrte ihn mit offenem Mund an. Allen schien nun der Ernst der Lage allmählich klar zu werden.
»Es ist wahr«, pflichtete Ambrin Talegrin bei. »Sie werden kommen.«
»Nun gut, doch wir waren nicht untätig!«, erklärte Brim und hob beschwichtigend eine Hand. »Tipplin und Toram haben zusammen mit Hunderten von Halblingen dafür gesorgt, dass ein Heer unsere Täler nicht so schnell durchschreiten kann.«
Tipplin und Toram nickten beide. »Wir haben Barrikaden errichtet und Gerölllawinen vorbereitet«, sagte Toram. »Außerdem haben wir Bögen und Pfeile angefertigt und Steinschleudern, und Tipplin«, er wies mit der Hand auf den braunhaarigen Halbling mit den verschrumpelten Füßen, »hat sogar zwei große Katapulte ausgetüftelt und bauen lassen.«
»Bögen und Pfeile? Steinschleudern?«, wiederholte Ambrin. »Seit wann können denn Halblinge mit so etwas umgehen?«
»Ein feindliches Heer von solcher Größe, wie ihr es beschrieben habt, werden wir wohl kaum verfehlen können«, erwiderte Toram mit schelmischem Grinsen.
»Da hat er recht«, stimmte Pim amüsiert zu und genehmigte sich einen ordentlichen Schluck.
»Gut, gut«, meinte Elvor nachdenklich. Er wusste nicht, ob das genügen würde, aber es war mehr, als er in der kurzen Zeit erwartet hatte. Viel mehr sogar.
»Ihr könnt euch morgen gerne davon überzeugen, wir zeigen euch alles«, schlug Toram vor und klemmte sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr.
»Das werden wir«, sagte Talegrin und sah erwartungsvoll in die Runde.
Es wurde noch viel geredet an diesem Abend, und viele Fragen wurden gestellt. So manch einer stürmte los, um
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