Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
erzählt.
Lautes Gelächter aus der Taverne drang plötzlich an ihre Ohren und riss sie aus ihren Gedanken. Durch einen Spalt unter der Eingangstür drang gedämpfter Lichtschein.
»Offenbar ist man dort guter Laune«, meinte Pim.
»Mal sehen, wie lange das so bleibt«, sagte Elvor nüchtern und marschierte auf die Taverne zu.
Als seine Hand sich dem Türgriff näherte, zögerte er kurz. Dann jedoch holte er tief Luft, drückte die schmiedeeiserne Klinke nach unten und trat ein. Jul und die anderen folgten ihm.
Eine stickige und von Rauch geschwängerte Luft schlug ihnen entgegen. Noch einige Augenblicke lang tönten lautes Gelächter und Gesprächsfetzen durch den Schankraum, doch allmählich verstummten die Geräusche. Jemand stellte krachend einen Krug, aus dem er wohl eben noch hatte trinken wollen, auf den Tisch, und mit einem Schlag wurde es still.
Alle sahen die Neuankömmlinge an. Kurz hafteten die Blicke auf Elvor und Jul, dann wanderten sie zu jenen Halblingen, die die Letzten aus Bronns einst so großer Truppe waren. Auch Elvor musterte die vier aus den Augenwinkeln, so als erblickte er sie heute das erste Mal. Und noch nie waren sie ihm so alt erschienen. Ihre Haare waren grau, ihre Gesichter von Falten gezeichnet, und der Pelz ihrer Füße leuchtete im Schimmer des Kaminfeuers fast schon weiß. Im Gegensatz zu dem kauzigen Vern Flusstaucher jedoch strahlten sie eine Kraft aus, wie sie wohl nur jemand besaß, der in der unerbittlichen Schmiede des Lebens gestählt worden war.
»Elvor?«, stammelte Ombur Felsenschlag. Offensichtlich hatte sich der alte Halbling, der in diesem Herbst seinen einhundertzwanzigsten Geburtstag feiern würde, als Erster erholt. Langsam erhob er sich und kam näher, seine Gestalt leicht gebeugt wie immer.
Elvor sah sich angesichts der Spannung ein wenig unbehaglich um.
»Jul!«, ertönte da plötzlich Brim Mühlensteins kräftige Stimme. Juls Großvater, der neben Talund Krugbrecher saß, erhob sich so rasch, dass er dabei seinen Stuhl polternd zu Boden warf. Sogleich stapfte er auf seinen Enkel zu, fasste ihn bei den Schultern und drückte ihn an sich. »Wie gut, dass du zurück bist!« Rasch ließ er Jul jedoch wieder los, als sei es ihm peinlich, so offen seine Zuneigung zu zeigen. »Wie gut, dass ihr alle wieder hier seid …«, er hielt inne, sein Blick glitt über Elvor und die anderen, »doch wo sind Jorim und Enna und dieser Fährtenauge?«
»Genau«, rief eine krächzende Stimme. »Habt ihr Bronn denn nun gefunden?« Vern Flusstaucher deutete mit einem seiner zittrigen Finger auf Elvors Begleiter.
Elvor und Jul sahen einander betreten an.
»Wer sind die?«, fragte nun auch Brim, doch gleich darauf weiteten sich seine Augen, sein Unterkiefer klappte herunter – und Elvor vermutete, dass das Ratsmitglied ahnte, wen er da vor sich hatte.
»Bronn Sternenfaust?« Brims Worte waren nur ein Flüstern, doch ein jeder vernahm es. Rimbor, der Wirt, ließ hinter der Theke vor Schreck ein Glas fallen, das klirrend zerbarst. Langsam, fast schon andächtig erhoben sich die Tavernenbesucher, und schnell schwoll das Gemurmel zu einem wilden Stimmengewirr an.
»Bronn ist nicht hier!«, übertönte Elvor die aufgeregten Halblinge, doch diese plapperten weiter. »Und Nespur Fährtenauge ist tot!«, schrie er, und schlagartig kehrte Stille ein. »Nespur hat sich geopfert«, fuhr Elvor leise fort, »und Bronn Sternenfaust ist mit Enna und Jorim hinter die Suravan-Berge gezogen, um die Drachen um Hilfe zu bitten. Meine Gefährten hier«, Elvor deutete auf die vier alten Halblinge, »sind die Letzten, die von Bronns Truppe übrig geblieben sind!«
Nacheinander stellte er die vier vor, woraufhin ihnen einige der jüngeren Halblinge, die an einem Tisch neben der Theke gesessen hatten, ihren Platz anboten. Einer von ihnen war Toram Otterschreck.
»Bitte, setzt euch«, sagte er ehrfürchtig und wies mit der Hand auf seinen Stuhl. Auch Tipplin Zündfuß und einige andere waren aufgestanden. Nach kurzem Zögern ließen sich Bronns Recken, Elvor und Jul schließlich nieder.
»Wenn ihr uns jetzt noch ein ordentliches Dunkles auftischt, einen gebratenen Fasan, gefüllte Wachteln und gepökelte Wildschweinkeule, so wie es sich für Radeborgs Taverne gehört«, rief Pim und klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch, »dann können diese Jünglinge hier euch alles berichten!« Er deutete auf Elvor und Jul.
»Na los, Rimbor, mach schon!«, krächzte Vern. »Die Scherben kannst du auch
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