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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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unergründlicher Tiefe, still wie ein Bergsee, sahen auf Alvendorah herab. In diesem Moment wusste sie es – die Jäger des Windes würden sie und Gwendalon nach Norden tragen. Mit einem leisen Schnauben drehten sich die Tiere zur Seite. Alvendorah schwang sich vorsichtig auf den Rücken eines der Grauen. Gwendalon zögerte, aber nach einem aufmunternden Nicken, sprang auch er auf.
    Ein plötzlicher Sturmwind traf die Elfe mit voller Wucht ins Gesicht. Sie glaubte zunächst, eine Bö hätte sie erwischt, doch es waren die Valandil, die bereits losgestürmt waren und ihre Reiter durch die weiten Wälder Eren-Danans nach Norden trugen.
    Die Umgebung verschwamm, wurde zu einem Strudel aus unterschiedlichsten Farben. Nur die Sterne waren klar zu erkennen, niemals verlöschende Lichter, die den Pferden den Weg wiesen.
    Alvendorah hatte das Gefühl für Zeit längst verloren, als die Tiere langsamer wurden und anhielten. Noch immer befanden sie sich im Wald, und noch immer war es Nacht.
    »Wo sind wir?«
    Gwendalon sah sich um, blickte hinauf in den Himmel und schüttelte dann den Kopf. »Wenn ich nicht wüsste, dass dies unmöglich ist, würde ich sagen, wir sind in Eren-Umdil.«
    »Aber das kann nicht sein! Dann lägen die Himmelsklippen bereits hinter uns, ebenso wie die Meeresenge von Dovan. Wie sollte das …« Alvendorah brach ab und glitt vom Rücken des Tieres. Langsam trat sie vor das Pferd, auf dem sie geritten war.
    Indem du dich an uns erinnert hast und uns riefst, hast du uns geehrt. Die Stimme erklang in Alvendorahs Kopf, klar wie Quellwasser. Verborgen in dem, was ihr Vergangenheit nennt, sind wir noch immer da. Ruft uns, und wir tragen euch schnell von Ort zu Ort, denn Wiesen und Wälder beugen sich vor uns ebenso wie Tag und Nacht. Geht nun, das Gleichgewicht der Welt ist bedroht! Mögen sich außer euch auch noch andere an die alten Kräfte erinnern.
    Die Valandil wandten sich ab, wieder kam Wind auf, und die Pferde schienen sich darin aufzulösen, als seien sie nur ein Traum gewesen.
    Eine angenehme Stille lag über den Wäldern von Eren-Umdil. Gwendalon nahm Alvendorahs Hand, und gemeinsam zogen sie weiter, jeder in Gedanken versunken und ergriffen von dem, was sie beide soeben erlebt hatten.

31. DER LETZTE FUNKE
    »Es wird sicher wieder eine kalte Nacht werden«, meinte Rimen und ließ seinen Blick über die Schroffen Berge schweifen. Die Sonne war bereits versunken, doch noch immer lag ein rötlicher Schimmer am westlichen Horizont, vor dem sich die gezackten Gipfel dunkel abzeichneten. Immer mehr Sterne, die an funkelnde Eiskristalle erinnerten, wurden am dunkelblauen Abendhimmel sichtbar.
    »Hier oben, am Ende der Vergessenen Täler, ist das ja auch kein Wunder«, entgegnete Pim und rieb sich die Hände warm. »Hier pfeift der Wind immer am heftigsten. Dafür ist die Aussicht unvergleichlich! Bis vor wenigen Augenblicken konnten wir noch den Grenzsee im Osten erkennen und bis auf das Grasland von Arbor blicken. Und wenn es ganz dunkel wird«, Pim legte den Kopf in den Nacken, »bleibt immer noch ein überwältigender Sternenhimmel.«
    »Hm«, brummte Rimen und rieb sich die Wange. »Wir könnten das alles viel besser genießen, wäre da nicht diese Weiberarmee im Anmarsch. Und diese stinkenden Ghule!«
    Pim zuckte nur mit den Schultern. Rimen war nicht immer so guter Laune, wie Pim es meist war, aber unter den gegebenen Umständen konnte man ihm das auch nicht vorwerfen. Auch Pim spürte die Kälte in seinen alten Knochen, doch nach all der Zeit der Gefangenschaft in der Silbermine genoss er das Gefühl endloser Freiheit hier oben. Das war auch einer der Gründe, weswegen er diese Aufgabe übernommen hatte. Hier, an dieser Stelle, hatte Elvor Sternenfaust eine gewaltige Steinlawine zu Tal gehen lassen, um die Erinyen aufzuhalten, denn wenn eine Armee nach Westendtal vordringen wollte, würde sie diese Stelle passieren müssen.
    »Ich wünschte, wir dürften schon dieses Feuerchen entzünden«, beschwerte sich Rimen und deutete auf den großen Holzstapel, den sie erst in Brand setzen würden, sobald sie die feindliche Armee anrücken sahen.
    »Du weißt, dass das nicht geht. Dieses Holz ist unsere einzige Verbindung nach Westendtal. Nur so können wir die anderen schnell genug warnen. Also dürfen wir es nicht vorher abfackeln. Aber«, Pim griff in eine große Packtasche und holte eine Flasche Borkenschnaps hervor, »wir könnten uns hiermit wärmen.« Er hielt seinem alten Freund die Flasche

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