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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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zu können, auch wenn ihre Gegner nur schwächliche Halblinge waren.
    Sie musste sich nicht umwenden, um zu wissen, dass es ihren Streiterinnen ebenso erging. Sie hörte das leise Knistern ihrer Fackeln, so wie es immer war, bevor das Töten begann. Der Lichtkegel, zu dem sich fünfzig Fackeln vereinten, wurde größer, verdrängte die Dunkelheit und tastete sich nach vorn, direkt auf ihre Feinde zu.
    Doch noch niemals wurde Moydanas Kampfeslust so jäh enttäuscht wie heute. Noch nie hatte sie davon gehört, geschweige denn es selbst erlebt, dass eine einzige Kreatur es wagte, sich fünfzig Erinyen in den Weg zu stellen. Dass diese Kreatur auch noch ein Halbling war, beleidigte sie zutiefst.
    Zwei kleine Äxtchen in den verschrumpelten Händen haltend stand er vor ihnen, genau zwischen zwei hoch aufragenden Felsen. Seine Haare – vom Regen durchnässt, vom Alter ergraut – hingen ihm über die Schultern herab und umrahmten auf erbärmliche Weise ein Gesicht, in dem der Winter des Lebens schon vor langer Zeit Einzug gehalten hatte.
    Moydana trat einen Schritt auf ihn zu und blickte ihm direkt in die Augen. Kurz zuckte der Halbling zusammen, doch zu Moydanas Verärgerung senkte er nicht den Kopf. Stattdessen sah sie in seinen Augen eine Entschlossenheit, wie sie nur jemand haben konnte, der dem Tod ins Auge blickte und ihn akzeptierte.
    Moydana lächelte, dann wandte sie sich um und bedeutete einer ihrer Streiterinnen mit einem Wink, den Halbling zu töten. Die Erinya zögerte nicht und eilte auf die zwischen den Felsen stehende Gestalt zu.
    Bronn konnte nicht vermeiden, dass er kurz zusammenschreckte, als die Anführerin der Erinyen ihn ansah, doch er würde den Blick nicht abwenden – er würde stark sein. Was auch immer geschah, was auch immer heute auf ihn zukam, er hatte es bereits angenommen.
    Eine der Frauen griff ihn nun an, mit schnellen, geschmeidigen Schritten eilte sie auf Bronn zu. Ihr löchriger Umhang glänzte feucht im Schein ihrer Fackel. Bronn wartete – zumindest solange, bis die Frau mit der Geißel zum Schlag ausholte. Genau das war der Augenblick, in dem er rasch hinter einem der Felsen in Deckung ging. Die tödlichen Geißeln schlugen ins Leere, knallten auf nassen Stein, ohne Schaden anzurichten. Nur einen kurzen Moment später kam Bronn auf der anderen Seite des Felsens wieder zum Vorschein. Er hob eine seiner Äxte, deutete einen Wurf an – und die Erinya fiel darauf herein. Blitzschnell riss sie ihre Peitsche hoch, um das vermeintliche Geschoss mit den Geißeln abzufangen. Geschickt nutzte Bronn diese Gelegenheit und schleuderte die andere Axt mit aller Kraft auf seine Feindin. Mit einem dumpfen Geräusch grub sich die Waffe in ihre Brust. So wie die Augen der Erinya vor Überraschung aufblitzten, so glomm noch einmal ihre Fackel auf, dann sackte sie auf die Knie. Ihr Atem ging heftig, wurde aber rasch zu einem schwachen Röcheln und erstarb. Sie kippte nach vorne und war tot.
    Kurz war nur der prasselnde Regen zu hören, die Erinyen – Bronn schätzte sie auf etwa fünfzig – starrten verblüfft auf ihre gefallene Kameradin. Bronn wusste, dass er Glück gehabt hatte. Die nächste Angreiferin, sofern sich nun nicht gleich alle auf ihn stürzten, würde vorsichtiger sein.
    Die Anführerin winkte eine weitere Erinya nach vorne. Bronn sprang vorwärts und riss seine Axt aus dem Körper der Gefallenen. Sofort zielte er auf die neue Angreiferin und holte zum Wurf aus. Er ließ jedoch ein bisschen eher los als nötig. Die Axt sauste am Kopf der Erinya vorbei, und diese grinste boshaft. Doch schon war ein Knacken zu hören, dann ein Aufschrei. Mit Bronns Waffe in ihrem Schädel brach eine der anderen Streiterinnen zusammen. Aber da war jene Erinya, die ihn attackiert hatte, auch schon bei ihm. Sie holte mit der Peitsche aus. Bronn hechtete nach links und rollte über den Felsboden, aber er war nicht schnell genug: Die Peitschenenden schlangen sich um sein Bein, und die Widerhaken der Geißeln gruben sich tief in sein Fleisch. Die Frau zerrte ihn zu sich, und ein brennender Schmerz durchzuckte Bronns Bein. Schnell zog er den Dolch an seinem Gürtel und durchtrennte die Geißeln – keinen Augenblick zu spät. Voller Zorn warf die Erinya die nun nutzlose Peitsche zur Seite und griff mit ihrer Fackel an.
    Bronn rappelte sich auf und duckte sich unter dem ersten Fackelhieb hinweg. Die Waffe zischte ins Leere, aber die Erinya holte schon zum nächsten Schlag aus. Das war Bronns Gelegenheit –

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