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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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Braue des Ghuls prangte eine Platzwunde. Blut sickerte herab, floss in sein Auge und gab ihm ein furchteinflößendes Aussehen.
    »Er hat versucht, das Drachenei zu stehlen!«, rief Jorim und zeigte auf den Ghul.
    »Er wollte es für sich behalten und uns töten!«, fügte Enna hinzu, in der Hoffnung, Yorak und der Ghul würden sich gegenseitig an die Kehle gehen. Sollte Hanafehl Yorak töten – und dies war im Falle eines Kampfes sehr wahrscheinlich –, würden die beiden anderen Erinyen eingreifen, und Enna und Jorim könnten womöglich im letzten Licht des Tages entkommen. Und wenn diese Auseinandersetzung auch noch auf die anderen Feinde übergriff, so wäre die Saat der Zwietracht aufgegangen.
    Erwartungsvoll blickte Enna zwischen den beiden Gegnern hin und her.
    »Ich weiß«, entgegnete Yorak, ohne den Ghul aus den Augen zu lassen. Und in diesem Augenblick wusste Enna, dass ihre aufwiegelnden Worte gar nicht nötig gewesen waren. Der hochgewachsene Erinya war auf einen Kampf aus. Bedrohlich, düster und von seinem löchrigen Umhang geisterhaft umweht, stellte er sich Hanafehl in den Weg. Enna war sich bezüglich des Ausgangs des Kampfes plötzlich nicht mehr so sicher.
    »Der Diener der Erinyen ist gekommen, um das Stöckchen seiner Herrin zu holen«, sagte Hanafehl provozierend.
    »Vielleicht ist es besser, Diener einer Herrscherin zu sein als Sklave seiner eigenen, unersättlichen Gier«, entgegnete Yorak kühl.
    »Ist nicht Gier gerade so bezeichnend für deine Art?«
    »Was weißt du schon über meine Art, über das Blut, das durch meine Adern strömt?« Yorak trat einen Schritt nach vorn, und seine Gesichtszüge verhärteten sich noch mehr, sofern das bei ihm überhaupt möglich war. Die langen kräftigen Finger, die seinen Peitschengriff umfasst hielten, knackten. »Dich macht Blut bloß hungrig, mich bindet es.«
    Hanafehl schien wegen dieser Worte ein wenig verwirrt. Er legte den Kopf schräg und musterte Yorak. »Ich frage mich, woran genau es dich bindet?«
    Yorak antwortete nicht. Stattdessen löste er nun die Geißel mit dem dunklen Holzgriff von seinem Gürtel.
    »Eine Klinge am anderen Ende des Geißelgriffes«, murmelte der Ghul und schüttelte den Kopf. »Eine sonderbare Waffe. Zu leicht kann man sich damit selbst verletzen.«
    »Oder seinen Gegner«, erwiderte Yorak.
    »Weißt du nicht, dass die Halblinge uns gegeneinander ausgespielt haben?«, fragte der Ghul.
    »Natürlich«, entgegnete Yorak. »Und sie werden dafür noch bekommen, was sie verdienen. Aber erst bist du an der Reihe, Ghul!«
    Dies schien das Stichwort zu sein. Hanafehl machte sich bereit. Er duckte sich, und seine Muskeln spannten sich an, während er auf den Erinya zuschlich.
    »Bis das Blut gerinnt!«, knurrte er und griff an.
    Mit einem gewaltigen Satz sprang der Ghul auf Yorak zu. Er holte aus, die Weidenrute zischte durch die Luft auf Yoraks Kopf zu. Doch sie verfehlte ihr Ziel. Der Erinya wich rasch und geschmeidig zur Seite. Sofort schnellte seine Peitsche nach vorn, aber auch Hanafehl entkam diesem Hieb. Der Ghul hechtete zu Boden, rollte sich ab, und schon war er wieder auf den Beinen. Er holte mit dem Stock über seinem Kopf aus und ließ wuchtige Schläge auf Yorak niedergehen. Aber ganz gleich, wie schnell und kraftvoll seine Angriffe auch geführt waren, er erwischte Yorak kein einziges Mal. Dessen Geißelenden schossen nun erneut nach vorn und schlangen sich blitzschnell um den Arm des Ghuls, doch kein Schmerzenslaut kam über dessen Lippen. Widerhaken bohrten sich in Hanafehls Fleisch. Eine geschickte Bewegung aus Yoraks Handgelenk, und die Peitsche gab den Arm des Gegners wieder frei.
    Nach dem kurzen Schlagabtausch hielt Hanafehl inne, belauerte seinen Gegner, als würde er über seine Taktik nachdenken.
    Aber Yorak ließ ihm keine Zeit. Rasch griff er an, Peitschenschlag folgte auf Peitschenschlag. Hanafehl musste zurückweichen, versuchte immer wieder, sich unter den gegnerischen Hieben hinwegzuducken oder seitlich abzutauchen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die gefährlichen Geißeln mit seinem Stock abzuwehren. Ein ums andere Mal gruben sich die Widerhaken in das muskulöse Fleisch des Ghuls, nur um kurz darauf von Yorak wieder herausgerissen zu werden. Der Erinya gönnte dem Ghul keine Pause. Mit der Zeit wurden Hanafehls Bewegungen langsamer, seine nur noch gelegentlich geführten Gegenangriffe schwächer.
    Doch das Blatt wendete sich schlagartig. Wie es aussah hatte Hanafehl seine Schwäche

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