Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
klar, wie viele überlebt hatten. Da sich der Heereszug in den Tälern jedoch zwangsläufig in die Länge gezogen hatte, konnte es nur einen verhältnismäßig kleinen Teil ihrer Armee getroffen haben. Dennoch verstimmte sie der Erfolg dieser Halbhohen ungemein, und so ließ sie ihre Peitsche auf den Rücken einer Erinya knallen, die gerade dabei war, eine Fackelträgerin auszugraben.
Die Erinya zuckte zusammen, aber kein Laut kam über ihre Lippen, dann sah sie Zervana fragend an.
Der Blick der Verschütteten hingegen war von Schmerz erfüllt, als sie zu ihren vermeintlichen Rettern aufsah. Ihre Unterschenkel standen in einem unnatürlichen Winkel ab, Blut klebte an ihrem ledernen Umhang.
»Töte sie, sie ist nichts mehr wert«, zischte Zervana.
Einen winzigen Augenblick lang zauderte die Fackelträgerin, und die verletzte Erinya bemühte sich, doch noch irgendwie aufzustehen. Doch da peitschte die Geißel ihrer Kameradin schon durch die Luft und wickelte sich um die Kehle der unglücklichen Frau. Messerscharfe Spitzen bohrten sich in helle Haut. Ein leises Gurgeln ertönte, noch einmal schlug die Fackelträgerin zu, dann war die Verschüttete auf ewig verstummt.
»Ein Schlag sollte für eine Fackelträgerin genügen, alles andere ist barbarisch«, zischte Zervana tadelnd, wirbelte herum und entfernte sich.
Ein paar Schritte weiter ärgerte sie sich maßlos über zwei Ghule, die einen ihrer Landsmänner mit vereinten Kräften aus einem Loch zerrten. Doch dieser war ganz offensichtlich tot.
»Kümmert euch um die Lebenden!«, herrschte sie die Ghule an und verzog angewidert das Gesicht, als ihr klar wurde, dass die beiden ihren Gefährten nicht hatten retten wollen, denn einer von ihnen trieb bereits seine Zähne in das tote Fleisch. Aber da wurde ihre Aufmerksamkeit von einer hochgewachsenen Gestalt abgelenkt, die ein kleines Bündel auf ihren Armen vor sich her trug.
»Fresst auch nur eine Erinya, und ich werde euch eigenhändig häuten!«, zischte sie den Ghulen noch zu und sprang dann eilig über das Geröll.
Kurz darauf stand sie vor Yorak. Der Erinya hatte einige Blessuren davongetragen, sein Hemd war zerrissen.
»Wo warst du so lange?«, wollte Zervana wissen.
»Um mein Leben gerungen«, kam die knappe Antwort.
»Das haben wir alle.«
Zervana musterte den Erinya. Sie wusste, er hatte eine heftige Auseinandersetzung hinter sich, und sie ahnte auch, mit wem. Er roch nach Schweiß und fremdem Blut, das noch an seinen Händen klebte. Dieser Geruch machte Yorak noch begehrenswerter als sonst, und Zervana spürte Lust in sich aufsteigen. Sehr große Lust sogar, aber auch Neugierde. Ihr Blick wanderte an ihm herab. Es interessierte sie brennend, was er da unter dem Stoff verbarg. Sie war sich sicher, dass dies einer der Umhänge der Halblinge war.
»Was hast du da?« Zervana spürte Unruhe, doch gleichzeitig Vorfreude in sich aufsteigen.
»Das, was ihr begehrt.« Yorak sah ganz beherrscht und kühl aus, doch als Zervana ihre Hand ausstreckte, um nachzusehen, trat er zurück.
»Nicht, es könnte – Unfrieden stiften.«
»Hast du …?« Ihr Herz begann vor Aufregung zu pochen.
»Ich habe Hanafehl getötet, Usurpatorin, und seinen Kopf für Euch an sicherer Stelle verwahrt.«
»Du hast was?« Unbeschreibliche Wut kochte in Zervana hoch. Ihre Fackel loderte auf, und nur im letzten Moment konnte sie sich beherrschen. Beinahe hätte sie die Fackel in Yoraks Leib gerammt.
»Du hast leichtfertig das Bündnis riskiert«, zischte sie. »Noch hätten wir ihn gebraucht! Außerdem sollte sein Tod der Höhepunkt unseres Eroberungszuges sein, und an mir allein lag es, diesen Zeitpunkt zu bestimmen!«
»Hanafehl hat Euch hintergangen und die Halblinge entführt«, erklärte Yorak ungerührt und bedeutete ihr, ein wenig zur Seite zu treten, da sich unweit von ihnen ein größerer Trupp Ghule eingefunden hatte. Die nach Aas stinkenden Kreaturen sahen sich in alle Richtungen um. Vermutlich suchten sie ihren Anführer.
Leise sprach Yorak schließlich weiter. »Der Ghul wusste von dem Drachenei und wollte es an sich reißen. Ich sah ihn in all dem Chaos mit den Halblingen verschwinden und folgte ihm. Als ich ihn eingeholt hatte, waren die Winzlinge bereits tot und das Drachenei in seinem Besitz. Sein Plan war es, den Anschein zu erwecken, sie seien von den herabstürzenden Felsen begraben worden.«
»Blut und Feuer!«, fluchte die Usurpatorin. »Du musst verrückt geworden sein, unser Vorhaben so zu
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