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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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messerscharfen Klinge riss er den Gürtel zur Seite.
    »Dem Träger ergeben, im Tod wie im Leben.« Yorak strich über die Schriftzeichen, die im Holz der Waffe eingebrannt waren und silbern schimmerten. »Dies ist der alte Kriegsspruch, mit dem die Krieger der Menschen vor langer Zeit ihre Waffen segneten. Offenbar erinnern sich selbst die Menschen nicht mehr an diese alten, glorreichen Tage, haben die alten Schriften vergessen, die in der Bibliothek von Arbor unter dem Staub der Zeit begraben liegen.«
    »Du begehst Verrat!«, flüsterte Zervana, als ihr klar wurde, was gerade geschah. Sie erwog, sich auch ohne Waffe auf Yorak zu stürzen. Doch sein unerbittlicher Blick ließ sie innehalten, mehr noch als die Spitze seiner Klinge, die nun auf sie gerichtet war.
    »Für mich war die Waffe stets ein Symbol meiner Hoffnung. Hoffnung darauf, eines Tages die dunkle Seite in mir, die mir von dem Erinyen-Blut aufgezwungen wurde, beherrschen zu können. Dies wäre dann der Tag, an dem die menschliche Seite in mir endlich erstarkt und ich neu geboren werde.«
    Abermals glitten Yoraks Finger über die Intarsien, dann blickte er Zervana fest in die Augen. »Heute ist dieser Tag.«
    Blanker Hass erfasste Zervana. Schnell sah sie sich nach einer Möglichkeit um, ihre Waffen zu erreichen. Doch Yorak ahnte ihre Gedanken, und mit einem Schritt stellte er sich zwischen sie und ihren Ledergürtel.
    »Feige willst du mich aufschlitzen, statt mich in einem offenen Kampf herauszufordern?«, schleuderte sie ihm entgegen. »Es ist dein schwaches Menschenblut, das dich zum Meuchelmörder werden lässt! Aber noch bin ich nicht tot.«
    »Hätte ich Euch meucheln wollen, hätte ich Euch im Liebesakt aufgespießt«, entgegnete er ruhig, aufreizend ruhig. »Aber so zu handeln, wäre wohl eher die Art der Erinyen – die ich schon immer verabscheut habe.«
    Als Yorak ihr dann plötzlich jenen Teil seiner Waffe zuwarf, an dem noch die Geißeln hingen, war sie das erste Mal in ihrem Leben sprachlos.
    »Kämpft mit mir, Zervana! Tötet mich mit den Peitschen, die ich seit jeher verachte, so wie ich Euch verachtet habe.«
    Yorak brachte sie zum Rasen, die Leidenschaft war verpufft, nun loderte ein anderes Feuer in ihr. Mit einer geschickten Handbewegung ließ sie die Geißeln nach vorne schnellen. Sie wollte Yorak die Haut von den Knochen reißen, so wie sie es bei zahllosen Feinden zuvor getan hatte. Aber der Erinya war schneller. Rasch wich er zur Seite und trennte dabei mit seiner Klinge gleich zwei der Geißelenden ab; die Widerhaken fielen klirrend auf den Höhlenboden. Zervana sprang zurück, hinter das Podest aus Stein.
    Wie lange mochte er mit dieser Waffe geübt haben, einsam und unbemerkt, um sie derart meisterhaft zu führen? Wie hatte er sie, die mächtige Usurpatorin, derart hintergehen können? Wie hatte sie sich so in ihm täuschen können?
    »Dein Kopf wird dem des Ghuls bald Gesellschaft leisten«, zischte sie. Sie riss das Tuch zurück und wollte das Ei an sich nehmen, wollte versuchen, an Yorak vorbei zu fliehen. Aber statt des Dracheneis lag lediglich ein ovaler Stein darunter.
    »Wo ist es?«, schrie sie außer sich. Da hatte Yorak schon einen Sprung getan und stand über ihr auf dem Podest. Zervana holte aus, um mit den verbleibenden Geißeln nach ihm zu schlagen, aber da raste der Griff des Kurzschwertes bereits auf sie zu.
    »Wie ich schon sagte, es ist in sicheren Händen«, waren die letzten Worte, die sie vernahm.

39. DAS LETZTE AUFBEGEHREN
    Dunkelheit umgab Zervana, nur ein paar Lichtpunkte tanzten um sie herum. Langsam hob sie die Augenlider, doch es war so unendlich schwer. Irgendetwas sagte ihr, sie müsse aufwachen. Sofort.
    »Yorak«, murmelte sie. Ihr Kopf schmerzte, und eigentlich hätte sie sich gerne wieder in die tröstende Dunkelheit zurückfallen lassen, aber mit einem Ruck erwachte sie, während sie versuchte, das Pochen hinter ihren Schläfen zu ignorieren.
    »Yorak, Verräter!« Sie spürte, dass sie an einer Höhlenwand lehnte, und richtete sich auf. Mit zusammengekniffenen Augen spähte sie zum Höhlenausgang hinüber, wo es bereits zu dämmern begann. Ihre Wange fühlte sich klebrig an – vermutlich ihr Blut; der Verräter hatte sie wohl nur mit seiner Waffe niedergeschlagen. Yorak kniete vor ihr und säuberte ebendiese mit starrer Miene.
    Reflexartig wollte sie ihre Hand zu dem Halfter an ihrer Seite führen, doch sie war mit Streifen schwarzen Stoffes gefesselt. Zervana blickte zum Feuer neben sich

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