Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
Langschild. Dies genügte; die Halblinge marschierten weiter und stellten sich hinter die Reihen der Elfen. Und kurz darauf kam auch schon die Erinyen-Armee. Mittlerweile versank die Sonne langsam hinter den Schroffen Bergen, und das Tageslicht wurde schwächer. Umso deutlicher waren die Fackeln der Erinyen zu sehen.
Elvor musterte derweil die Elfen-Krieger. Ihre Augen waren auf den nahenden Feind gerichtet, ihre Gesichter ausdruckslos. Keine Wimper zuckte, kein Schwert, kein Bogen zitterte. So schöpfte auch Elvor wieder Mut und blickte den furchterregenden Gegnerinnen etwas zuversichtlicher entgegen. Es war noch nicht vorbei.
Haltet sie auf! Bronns mahnende Worte erklangen wieder etwas lauter in seinem Kopf.
Zervana hasste diese Gegend schon jetzt abgrundtief. Hinter jeder Flussbiegung wartete eine weitere. Doch war der Erenin bislang in nordwestliche Richtung geströmt, so schlängelte er sich nun immer weiter nach Norden. Westendtal und damit die Gräserne Furt konnten also nicht mehr weit sein. Allerdings war es nicht die Gräserne Furt, die sie hinter der nächsten Krümmung erblickte, sondern eine Phalanx weiterer Gegner. Dass es sich hier nicht um Halblinge handelte, begriff sie sofort. Diese Krieger waren ebenso hochgewachsen wie Erinyen und warteten in einer einfachen Formation, die an die tausend Mann stark war. Keine große Herausforderung, dachte Zervana, denn auch wenn sie den Halbhohen schwere Verluste zu verdanken hatte, ihr eigenes Heer zählte noch immer fast zehntausend Erinyen. Deshalb führte sie ihre Armee ungerührt weiter, bis sie erkannte, um welches Volk es sich da vor ihr handelte.
»Elfen!«, spie sie voller Verachtung aus. Dann hob sie die Hand, und das Heer der Erinyen kam augenblicklich zum Stehen.
Zervanas Blick wanderte über die feindlichen Linien, in die sich nun auch die geflohenen Halblinge eingereiht hatten. Die Elfen waren schwer bewaffnet, die Gesichter, die sie von hier aus sehen konnte, drückten Entschlossenheit aus. Es waren Nordelfen! Wie hatten sie nur so schnell hier sein können? Diese verdammten Elfen scherten sich doch sonst um niemanden. Als sie die Tragweite dieser Erkenntnis begriff, schwankte Zervana – was ihr noch niemals im Leben passiert war. Nicht genug, dass Yorak sie verraten und sie ihre ursprüngliche Heeresstärke eingebüßt hatte, nun war auch noch ihre Überraschungsinvasion gescheitert!
»Elfen«, zischte nun auch Myrdin. Die rothaarige Heerführerin hatte sich zusammen mit Randora und Senmarda neben sie gestellt. »Die halten uns nicht auf. Wir werden sie auslöschen!«
Diese Einstellung gefiel Zervana. Sie würde ihre Pläne jetzt ohnehin nicht mehr ändern. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass dieses Halblingsgezücht nach wie vor im Besitz des Eis war. Schließlich hatte der Verräter Yorak lediglich gesagt, es sei »in sicheren Händen«. Entweder, er hatte es ihnen abgenommen – oder auch nicht. Wenn es bloß die kleinste Möglichkeit gab, das Ei an sich zu reißen: Zervana würde sie ergreifen! Die Aussicht, über einen Drachen, ein Wesen des Feuers, zu gebieten, war viel zu verlockend, als dass sie eine solche Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen wollte!
»Schickt jene nach vorn, die aus der Verbindung von Erinya und Mensch entstanden sind«, befahl sie nun. »Erst dann sollen die Reinblütigen unseres Volkes angreifen!«
»So soll es sein«, entgegnete Myrdin. Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Damit wären ihre Bogenschützen erst einmal beschäftigt.« Schon wandte sie sich zusammen mit den anderen Heerführerinnen ab und schrie einige knappe Anweisungen.
Gerade als Zervana den Arm hob, um das Zeichen zum Angriff zu geben, trat ein auffallend großer Elf nach vorne.
»Kehrt um, Fackelträgerinnen! Euer Weg endet hier!«
»Sie werden niemals aufgeben«, flüsterte Jorim Alvendorah zu. Die Elfe nickte.
»Das weiß Gwendalon. Aber seine Ehre gebietet es ihm, den Feind ein letztes Mal auf friedliche Art zur Umkehr zu bewegen.«
»Seine Ehre? Das kann er sich bei den Erinyen sparen!«
»Ja, sie werden ganz sicher nicht friedlich davonziehen«, gab auch Elvor zu bedenken.
Enna wusste, dass die beiden recht hatten. Zwar zweifelte sie nicht an der Kampfkraft der Elfen, aber die Erinyen waren ihnen zahlenmäßig immer noch um das Zehnfache überlegen. Beim Gedanken daran, dass so viele Halblinge und Elfen ihr Leben lassen würden, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie sah zu Alvendorah auf, die bei all
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