Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
Vom Netzwerk:
und ihre Mutter. Eigentlich hatte das blonde Halblingsmädchen sich mit seinem Vater aussöhnen wollen, doch das konnte es nicht mehr. Flammen versperrten ihm den Weg.
    Die Flamme eines Drachen ist die Mutter allen Feuers.
    Schon einmal waren diese Worte durch Ennas Kopf gehallt. Sie schienen aus weiter Ferne zu kommen, und augenblicklich erstarb das Feuer vor ihr und mit ihm der Schmerz, der in Enna geschlummert und den sie stets verdrängt hatte. Lediglich eine Leere blieb zurück, eine Leere, die jedoch einem inneren Frieden Platz machte.
    Enna blinzelte. Die Augen des Drachen sahen sie an, hatten sie, Enna Borkenfeuer, als Erstes erblickt. Sie wusste, um welchen Drachen es sich handelte: Es war jenes Drachenweibchen, das ihr im Traum erschienen war.
    Ein kindliches Staunen erfasste sie, als sie erkannte, dass gleich zwei Wesen dem Ei entschlüpft waren: ein kleiner roter Drache und ein ebenso winziger Gulvar. Während Zervana von dem Gulvaren in seinen Bann geschlagen wurde, hatte Enna das Gefühl, einen Bund mit dem Drachen eingegangen zu sein.
    Langsam erhob sie sich. Sie wunderte sich in diesem Augenblick darüber, immer nur eine Stimme in ihrem Kopf vernommen zu haben, wo doch zwei Wesen in dem Ei geschlummert hatten.
    Es war ein Zwillingsei, erklang die Antwort in ihrem Kopf. Zusammen sind wir vereint, deshalb sprechen wir mit einer Stimme.
    Das alles war für Enna sehr schwer zu verstehen. Sie wandte den Kopf und sah zu ihrer Verwunderung, dass Alvendorah, Jorim, Gwendalon und Elvor neben ihr standen. Doch auch sie machten einen erstaunten Eindruck, schauten abwechselnd von den beiden wundersamen Wesen, die in den Scherben des Eies saßen, zu Zervana.
    Enna konnte nicht sagen, was in der Erinya vorging, doch irgendwie schien die Bosheit aus ihrem Antlitz verschwunden zu sein, ja, die ganze Welt war wie erstarrt.
    Allerdings blieb keine Zeit für weitere Gedanken, denn plötzlich kamen heftige Windböen auf. Etwas rauschte durch die Luft, verdeckte einen Augenblick lang das letzte Sonnenlicht, das noch über die Gipfel der Schroffen Berge im Westen drang.
    Enna blickte hoch. Nicht nur die Erinyen wichen zurück, auch die wie in Stein gemeißelten Gesichter der Elfen wirkten beunruhigt, als sich plötzlich ein gewaltiger Silberdrache und ein riesiger Gulvar zwischen den verfeindeten Rassen niederließen.
    Schon einmal hatte Enna diese beiden Wesen gesehen: im Inneren des Drachenkraters. Sie hatten die Eier gehütet, die in dem großen Kristall gelegen hatten.
    »Es ist … meine Schuld«, hörte Enna Jorim stammeln, kaum dass sich die letzten Staubkörner gelegt und der Drache seinen Blick auf die Halblinge gerichtet hatte.
    »Ich habe das Ei … gestohlen.« Jorim trat neben Enna und nahm ihre Hand.
    Der große Drache senkte das Haupt und musterte ihn mit seinen dunklen, mit gelben Pupillen versehenen Augen. Enna spürte, wie Jorims Hand fester zudrückte.
    »Man kann nicht stehlen, was einem vom Lauf der Dinge zugesprochen wird«, grollte der Drache. »Das Gleichgewicht der Welt ist aus den Fugen geraten. Doch das ist immer so, wenn eine neue Ära beginnt. Ereignisse, die es vorher nicht gegeben hat, treten plötzlich ein. Veränderungen geschehen; schneller als wir es gewohnt sind, kommen sie über uns und reißen uns mit sich.«
    »Eine neue Ära?«, wunderte sich Enna.
    Nun neigte der Gulvar die Köpfe herab. Dabei wandte sich der eine zu den wie versteinert dastehenden Erinyen, der Blick des anderen wanderte über Enna, Jorim, die anderen Halblinge und die Avendurym.
    »Die Nächte sind der Dunkelheit Töchter«, grollte die tiefe Stimme des Wesens. »Doch wie jede Nacht vergeht und sich zum Tag wandelt, so muss auch ein Zeitalter zu Ende gehen, um einem neuen Platz zu machen.«
    »Und heute ist es so weit?«, fragte nun Alvendorah.
    »So ist es«, antwortete der große Silberdrache. »Und mit dem Zeitalter gehen auch wir, um jenen zu weichen, die zukünftig das Gleichgewicht der Welt wahren. So war es immer, so wird es immer sein.«
    Das Gleichgewicht der Welt . Da waren sie wieder, die Worte aus Ennas Traum.
    Jorim machte sich von Enna los und trat einen Schritt auf die riesigen Wesen zu. »Soll das bedeuten, dass die Kämpfe, unsere Reise und alle, die gestorben sind«, er machte eine ausladende Handbewegung, »dass all das hier ohnehin geschehen wäre? Dass unsere Mühen umsonst waren?«
    »Oh nein«, tönte die Stimme des Gulvars. »Wenn der Tag der Zeitenwende naht, werden große Kräfte in der

Weitere Kostenlose Bücher