Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
aber«, er schüttelte den Kopf, »das wird nicht reichen.«
»Noch sind wir nicht am Ende«, entgegnete Talegrin und beobachtete weiter das Geschehen.
»Talegrin hat recht«, stimmte Elvor zu, »und jetzt kein Wort mehr davon, was wir nicht schaffen, erreichen oder tun können!« Er hatte seiner Stimme bewusst einen scharfen Ton verliehen, und dieser zeigte Wirkung, denn Ambrin schwieg.
So schnell der verdorbene Trunk entflammt war, so schnell verlöschte er wieder. Lediglich die Holzstapel und Einzelteile der Fässer brannten noch. So kam, was kommen musste: Weitere Erinyen rückten nach und rannten nun auf die Barrikade zu. Seile schnellten durch die Luft, und die Widerhaken an ihren Enden bohrten sich ins Holz. Fackeln wurden erhoben, um auch die letzte Palisade niederzubrennen. Die Halblinge setzten sich zur Wehr, zerschnitten Seile, löschten die Flammen, wo es ging, oder schossen mit Bögen, Steinschleudern und den zwei Katapulten auf die Angreiferinnen.
Dann rasten plötzlich lange Stichflammen aus den Holzstapeln hervor und erfassten viele der umstehenden Erinyen. Hektisch schlugen diese um sich oder wälzten sich auf dem Boden, um die Flammen zu löschen.
»Was bei allen Borkenkäfern war das?«, rief Talegrin verblüfft. Elvor sah sich nach Tipplin um, der bereits grinsend auf sie zugeeilt kam.
»Genau, wie ich es mir vorgestellt hatte«, rief er.
»Wie hast du das angestellt?«
Tipplin verschränkte die Arme vor der Brust und hob stolz den Kopf. »Ich habe auch ein paar Fässer unter die Holzstapel gelegt und«, er machte eine ausladende Handbewegung, »schon entsteht ein feines Feuerchen und ein paar Brandlöcher mehr zieren die Erinyen-Mäntel.«
Elvor sagte nichts und klopfte Tipplin nur anerkennend auf den Rücken. Tipplins Feuerspektakel ließ den Strom der Angreifer noch einmal gehörig ins Stocken geraten.
Doch ganz gleich, wie groß der Schaden unter den Erinyen auch sein mochte, ihre Anzahl schien unendlich groß. Die Halblinge hatten bald all ihre Waffen verschossen: Es gab keine Pfeile mehr, keine Fässer, und auch mit dem Löschen kamen die Angehörigen des kleinen Volkes nicht mehr hinterher. Und so stand die letzte Barrikade am Abend in Flammen. Zwar kämpften die Halblinge noch immer tapfer, warfen mit Steinen und rammten Dolche in die Körper jener Erinyen, die sich über die Palisade schieben wollten, aber bald war es die Hitze des Feuers, die jede Verteidigung unmöglich machte.
»Holt mehr Wasser!«, schrie Elvor. Wie besessen durchtrennte er die hakenbesetzten Seile.
»Es hat keinen Zweck!«, brüllte Ambrin ihm zu. Doch Elvor wollte nicht aufgeben – er brachte es einfach nicht über sich.
Haltet sie auf!
Verzweiflung machte sich in ihm breit. Seine Gedanken rasten. Er spürte die sengende Hitze der Flammen an seinen Füßen, sein Fußpelz schwelte bereits.
»Elvor!«, schrie ihm nun auch Talegrin zu. »Wir müssen hier runter oder wir sterben!«
Das wollte er nicht hören. Nicht von Talegrin, dem tapferen Kameraden seines Großvaters. Doch schließlich ließen ihn die Schreie des alten Halblings innehalten und aufsehen. Die gesamte Barrikade brannte, die meisten Halblinge waren bereits vom Wehrgang geflohen oder einfach heruntergesprungen.
Der Anblick war kaum zu ertragen. In diesem Augenblick packte Talegrin ihn an der Schulter und zerrte ihn mit sich, runter von der Palisade, weg von dem wütenden Feuer.
Hoffnungslosigkeit drohte Elvor zu übermannen, eine Leere tat sich in ihm auf. Das Gleiche sah er auch in den Gesichtern der anderen, die blutverkrustet und von Schweiß und Ruß bedeckt waren. Aber nicht alle konnten die Flucht ergreifen – jene, die von Erinyen-Geißeln zerfetzt worden waren und nun mit starren Augen in den Himmel blickten.
»Nach Nordbruch!«, schrie irgendjemand – dorthin, wo schon Frauen, Kinder und Alte hingebracht worden waren. So hatten sie es abgemacht, für den Fall, dass die letzte Barrikade fiel. In Nordbruch wollten sie sich verstecken, hoffend, dass die Erinyen das Interesse an ihnen verlieren würden, sobald sie erst einmal mit dem Übersetzen in die Nordlande beschäftigt waren.
So rannte Elvor Sternenfaust mit den anderen und fühlte sich schuldig, fühlte sich des Versagens auf so schreckliche Weise schuldig, dass es ihm das Herz brach. Ein letztes Mal drehte er sich zu dem brennenden Palisadenzaun um, dann wandte er sich ab und blinzelte die Tränen weg. In diesem Augenblick prallte er gegen den Rücken von Brim
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