Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
stets hungrig, und in den Südlanden werdet Ihr diesen Hunger kaum mehr stillen können.«
»Eine Tatsache, die Ihr geschaffen habt.«
»Und für die ich eine Lösung anzubieten habe.«
»Dann sprecht weiter.«
»Ich bereite eine Invasion in die Nordlande vor«, erklärte Zervana und wartete, um die Reaktion ihres Gegenübers genau zu beobachten. Eine von Hanafehls dünnen Augenbrauen wanderte etwas in die Höhe.
»Eren-Umdil und Grimbor sollen fallen. Ich möchte vermeiden, dass wir eines Tages von einer Armee aus dem Norden überrascht werden.«
»Noch nie waren die Nordlande eine Bedrohung«, erwiderte Hanafehl. Der große Ghul holte tief Luft, wobei sich seine Brustmuskulatur spannte und seine Schultern noch breiter wirkten. »Doch nun, da Ihr unachtsam gewesen seid und viele der Elfen Eren-Danans sowie Menschen habt entkommen lassen, ist diese Befürchtung durchaus berechtigt. Sie könnten bei ihrem verwandten Volk, den Nordelfen, Hilfe suchen. Das war dumm von Euch …«
Mit einer äußerst raschen Bewegung war Yorak vorgetreten, und schon hatte er die Klinge am Ende seines Geißelgriffs an die Kehle des Ghuls gelegt.
»Ihr solltet Eure Worte sorgsamer wählen«, zischte Yorak ihm ins Ohr. Zu gerne hätte Zervana zugesehen, wie er den Ghul langsam tötete, nur um den beeindruckenden Erinya danach mit den Flammen ihrer Leidenschaft zu versengen und zu unterwerfen.
Hanafehls Begleiter, die ein Stück hinter ihm standen, waren ebenfalls nach vorn geschnellt, doch waren sie viel zu langsam. Yoraks Klinge hätte die Kehle ihres Anführers längst durchtrennen können.
»Eure Leibwachen zeichnen sich nicht gerade durch Wachsamkeit und Schnelligkeit aus«, sagte Yorak. Seine Stimme klang nun wie knisterndes Feuer, und sein ausgezehrtes Gesicht mit den hohen Wangenknochen war angespannt, dann jedoch breitete sich ein Grinsen darauf aus. »Aber vielleicht immer noch besser, als ganz alleine den Erinyen gegenüberzutreten, nicht wahr?«
Hanafehls Begleiter duckten sich, als wollten sie Yorak attackieren, doch der Fürst der Ghule hob die Hand und die beiden verharrten still. Yorak ignorierte er dabei ebenso wie die scharfe Klinge, die seine Haut ritzte, und den Blutstropfen, der seinen Hals hinabfloss. Stattdessen blickte er Zervana unverwandt an. »Ihr wisst, dass ich recht habe. Wären alle Elfen und Menschen tot, hätte die Kunde vom Untergang Arbors und Eren-Danans die Nordlande niemals erreicht. Also, Zervana von Myrador, was wollt Ihr von mir?«
Zervana bedeutete Yorak mit einem Wink, sich zurückzuziehen, was der Erinya tat – wenn auch nur widerwillig. Dann stieg sie erhobenen Hauptes zurück auf den Thron. Dort ließ sie sich nieder und legte die Fackel auf eine der breiten Armlehnen, wo sie kaum wahrnehmbar vor sich hin pulsierte. Zervana kostete es einige Atemzüge lang aus, auf Hanafehl herabzublicken, ehe sie sprach. »Myrador ist die Heimat der Erinyen. In den Bergen, die unser Land umgeben, fauchen die Feuer, mit denen wir uns verbinden und aus denen wir unsere Fackeln herstellen. Die Südlande sind unser, und wir wollen sie nicht verlassen. Doch die Bedrohung aus dem Norden dürfen wir nicht ignorieren.«
Herablassend betrachtete sie den Ghul, musterte seine Regungen, doch Hanafehl zeigte keine. Jeder Mensch und die meisten der Elfen wären nun in Panik geraten, wären wimmernd über den Boden gekrochen, wie es auch die meisten Ghule taten – doch Hanafehl zuckte nicht einmal. Dieser Ghul war anders. Er war gefährlich, und Zervana würde sich in Acht nehmen müssen.
»Stellt Euer Heer an meine Seite. Gemeinsam unterwerfen wir die Nordlande«, schloss sie.
»Nennt mir den Lohn für unsere Mühen.«
»Nun, ganz einfach«, sagte Zervana lächelnd. »Sind die Nordlande erst einmal unterworfen, gehören sie Euch.« Sie dachte kurz nach, wobei sie einen Finger an den Mund legte. »Ihr erhaltet sozusagen – neue Weidegründe für Euer Volk, und was uns angeht, wir, die Erinyen, behalten die Südlande.«
»Und die Bedrohung aus dem Norden ist für Euer Volk gebannt«, fügte Hanafehl hinzu.
»So ist es.« Zervana beugte sich ein wenig vor. »Also, was sagt Ihr?«
Hanafehl schwieg. Zervana versuchte, irgendetwas an seinem Gesicht abzulesen. Tatsächlich glaubte sie einen Augenblick lang, unersättliche Gier aufblitzen zu sehen, doch wenn dem so war, verbarg es der Ghul rasch wieder.
»Eine solche Entscheidung kann nicht leichtfertig getroffen werden«, sagte er schließlich. »Ich muss
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