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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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Hanafehl nach links oder rechts, sein Blick haftete auf Zervana wie klebriger Schleim, doch die Herrscherin der Erinyen trotzte ihm mühelos. Als er schließlich vor dem Thron stehen blieb, hob er ein wenig den Kopf, und Zervana konnte seine Nasenflügel beben sehen, so als wittere er ihren Geruch. Erstaunlicherweise war dieser Ghul von eher dunkler Haut, nicht so bleich wie seine Artgenossen. Weiße Haare fielen ihm über die Schultern, was ihm ein höchst ungewöhnliches Aussehen verlieh. Nur die Spitzen seiner Ohren ragten aus den Haaren heraus.
    »Ihr seid also diejenige, die mich hat herrufen lassen«, begann er. Seine Stimme war leise, aber tief und kräftig. »Ihr müsst die Gefahr sehr lieben.«
    Dies war der Augenblick, in dem Zervana sich erhob. Stolz hob sie den Kopf und blickte hinab auf den unverschämten Ghul. Sie sprach kein Wort, während sie langsam die Stufen des Thronpodestes herabstieg. Stattdessen richtete sie all ihre Konzentration auf ihre Fackel. Sie fühlte die Hitze, die geliebte Glut, die in ihr Fleisch brannte. Knisternd loderte das Feuer ihrer Fackel auf, erfüllte den Saal mit hungrigem Fauchen und ließ keinen Winkel unberührt.
    Hanafehls Begleiter wichen erschrocken zurück ebenso wie Zervanas eigene Dienerinnen. Nur Yorak und – zu Zervanas Verärgerung – Hanafehl verharrten an Ort und Stelle.
    »Droht mir nicht, Zervana von Myrador«, grollte der Ghul. »Zu oft schon habe ich die Eurigen erblickt. Den Schrecken und die Panik, die Ihr verbreitet, habe ich schon vor langer Zeit überwunden. Nennt mir lieber den Grund Eures gewagten Vorgehens.«
    »Es sind mutige Worte, die ihr da von Euch gebt, Fürst der Ghule.« Zervana legte einen winzigen Hauch Spott in die Anrede ihres Gegenübers. »Mutig, wenn man bedenkt, dass Ihr und die wenigen Eurer Art von zwanzigtausend Fackeln und Geißeln umringt seid.«
    Hanafehl schwieg und Zervana trat auf ihn zu. Ihr Blick fiel auf die wulstigen Lippen des Ghuls, zwischen denen die Spitzen langer Reißzähne hervorragten. »Doch ich schätze Mut, Hanafehl, ja, das tue ich tatsächlich. Ob Freund oder Feind, beide steigen in meiner Gunst, wenn sich selbst im Augenblick des Todes Mut und Tapferkeit durch ihr Handeln offenbaren.«
    »Dann wird niemand die Gunst, die ihr mir schon bald erweisen werdet, übertreffen können.«
    Zervana musste schmunzeln, besonders als sie bemerkte, wie sich Yoraks Finger fester um den Griff seiner Peitsche schlossen – selbst das Knacken seiner Knöchel konnte sie hören. Wie alle männlichen Erinyen trug auch er keine Fackel, lediglich eine Geißel. Im Gegensatz zu den meisten Erinyen-Peitschen besaß seine jedoch einen langen, aus dunklem Holz gefertigten Griff, aus dessen hinteren Ende eine blitzende, spitze Klinge hervorragte. Geheimnisvolle Intarsien zierten das Holz, und noch immer war es Zervana nicht gelungen, die Bedeutung der Symbole zu entschlüsseln. Doch das war eine Herausforderung, der sie sich ein andermal stellen würde.
    »Wie Ihr wisst«, begann Zervana, »ist Arbor samt seiner schwächlichen Bewohner gefallen, Eren-Danan ebenso.«
    »Diese Neuigkeiten sind mir nicht entgangen. Immerhin habe ich Euch einige meiner Ghule zur Unterstützung überlassen.«
    »Ja, das habt Ihr«, bestätigte Zervana. »Und dies war ein guter Anfang für unsere Zusammenarbeit.«
    »Ein guter Anfang?« Hanafehl musterte sie misstrauisch und neigte den wuchtigen Kopf ein wenig zur Seite. »Sagt mir, Zervana, sind nicht viele der Elfen und Menschen nach Norden geflohen?«
    »Feiglinge«, zischte Zervana. Wut drohte erneut in ihr aufzulodern, doch rasch kämpfte sie sie nieder und setzte wieder ein kühles Lächeln auf. »Doch Ihr habt richtig gehört«, pflichtete sie Hanafehl bei. »Bis auf wenige Sklaven, die unseren Zwecken noch dienlich sind, haben wir die Südlande leergefegt. Lediglich das Volk der Ghule und wir, die Erinyen, sind übrig geblieben, und«, sie lächelte und hob einen Finger, »ein Volk von Kleinwüchsigen.«
    Hanafehl antwortete nicht, stattdessen betrachtete er Zervana mit lauerndem Blick.
    »Der Süden ist fest in den Händen der Erinyen. Nicht so die Nordlande, die …«
    »Barantor unterliegt noch immer meiner Herrschaft«, erinnerte der Ghul sie. »Und das wird auch so bleiben!«
    Zervana spürte schon wieder Hitze in sich aufsteigen, ihre Fackel glomm auf. Doch sie ignorierte ihre Emotionen und nickte leicht. »So soll es sein. Dennoch«, sie baute sich direkt vor Hanafehl auf, »Euer Volk ist

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