Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
nuschelnd fort, woraufhin ihm Jul interessiert den Kopf zuwandte, »… danke!«
»Für den Fisch?«, fragte Jul. »Das war doch kein Problem, ich koche gerne.«
»Nein, ich meine …«, Elvor warf einen flüchtigen Blick auf Enna, »für deine Hilfe heute auf dem Berggrat. Du hast mir das Leben gerettet.«
Jul blickte Elvor zunächst irritiert an, dann grinste er bis über beide Ohren und schien dabei immer größer zu werden. »Gern geschehen.«
»Ihr macht es aber auch umständlich«, blaffte Nespur und verdrehte sein eines Auge. »Sag doch das nächste Mal einfach gleich, was du meinst, Elvor.« Er schüttelte den Kopf, legte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Im nächsten Moment jedoch war er schon wieder in der Senkrechten. »Habt ihr das auch gehört?«
»Was?« Jorim lauschte in die Dunkelheit, vernahm aber nichts.
Das Weiß in Nespurs Auge leuchtete in der Nacht. »Da war ein Geräusch. Es kam aus dem Dorf.«
»Aber dort lebt doch keiner mehr. Außerdem …« Elvor brach ab, denn in diesem Moment schepperte es.
»Nespur hat recht«, flüsterte Enna. »Das kommt aus dem Dorf. Irgendetwas schleicht dort herum.«
»Wir sollten nachsehen«, schlug Jorim vor, der sich bereits erhoben hatte. Wieder erklang ein Geräusch – dieses Mal hörte es sich an, als ob Holz zerbersten würde.
»Muss das wirklich sein?« Jul spähte unbehaglich in Richtung des Dorfes. »Wir könnten doch einfach weiterwandern … unserem Ziel entgegen.«
»Aber vielleicht werden wir verfolgt«, gab Jorim zu bedenken.
»Eben, und in diesem Fall müssen wir wissen von wem«, pflichtete Nespur ihm bei. »Ich und Jorim gehen nachsehen. Ihr bleibt am besten hier. Falls uns etwas geschieht, müsst ihr unsere Mission zu Ende bringen!«
»Ich komme mit euch«, meldete sich nun Elvor zu Wort, wenn auch etwas leise, und stand auf.
»Bleib du hier«, widersprach Nespur.
»Aber …«
»Bleib bei mir«, unterbrach ihn Enna. »Mir wäre wohler bei dem Gedanken, zwei Halblinge um mich zu haben.« Sie klopfte neben sich auf den Boden. Elvor schien zu überlegen, dann setzte er sich wieder hin und sah Enna an. »Gut, ich bleibe bei dir!«
Die Art, wie Elvor das sagte, ließ Jorim einen Moment lang innehalten. Hätten diese Worte aus Elvors Mund am Morgen noch großspurig geklungen, so lag nun etwas Sanftes darin. Auch in Ennas Augen blitzte kurz Überraschung auf. Schnell blickte sie jedoch weg und wandte sich an Jorim. »Nun geht schon«, rief sie und winkte ungeduldig mit der Hand.
Der Weg, den Jorim und Nespur zum Dorf zurücklegen mussten, war nicht sehr weit. Teilweise war das Gras so sehr in die Höhe geschossen, dass es den Halblingen bis zum Hals reichte und sie sich gut darin verbergen konnten. So erreichten sie schon bald den Rand des Dorfes, wo ihnen der gleiche unangenehm süßlich-schwere Geruch entgegenschlug wie schon in den anderen Dörfern, durch die sie gekommen waren. Jorim wusste, es war der Geruch des Todes. Doch irgendetwas lebte noch in diesem Dorf. Und es verursachte polternde Geräusche, so wie es nur jemand konnte, der sich unbeobachtet fühlte oder allem anderen überlegen.
»Es kommt von dort drüben.« Jorim wies mit der Hand auf eine Hütte links von ihnen. Als sie näher heranschlichen, sahen sie, dass die Tür aus den Angeln gerissen worden war und im Eingang lag. Ein kleiner Schuppen unweit des Hauses war niedergebrannt. Ganz sicher ist dies das Werk von Erinyen, dachte Jorim.
»Warte!« Nespur packte so unwillkürlich seinen Arm, dass Jorim erschrak. Nespur ging in die Hocke und betastete den Boden. »Eigenartig.«
»Was ist eigenartig?«, drängte Jorim, denn er konnte überhaupt nichts erkennen, schon gar nicht bei Nacht. Er ließ sich neben Nespur nieder, ohne jedoch den Blick von der Hütte zu nehmen. Genau von dort kam nun ein schleifendes Geräusch, so als würde jemand etwas Schweres über den Boden zerren.
»Die Spuren«, erklärte Nespur, »sie führen genau auf diese Hütte zu, und sie sind sehr groß.«
»Eine Erinya?«, fragte Jorim heiser und bemühte sich, den Kloß herunterzuschlucken, der sich gerade in seinem Hals gebildet hatte. »Ein Ghul? Oder Schlimmeres?«
»Es handelt sich um sehr große Füße«, betonte Nespur.
»Also Schlimmeres«, folgerte Jorim und zog seinen Dolch.
In der Hütte krachte es erneut, und ein keuchendes Geräusch war zu hören, das Jorim einen Schauder über den Rücken trieb.
»Nun, das Gras ist nicht sehr fest eingedrückt und kaum
Weitere Kostenlose Bücher