Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
Vom Netzwerk:
umstehenden Hütten und kleinen Gassen. »Wir haben ein Lager unweit von hier, dort können wir weiterreden. Auch etwas zu essen sollst du bekommen.«
    »Das klingt gut in meinen verschmutzten Ohren!«, rief Elgo, dann stemmte er sich gegen das Fass. »Helft ihr mir?«
    »Nein!« Nespur packte ihn prompt am Arm und zerrte den widerstrebenden Artgenossen mit sich. Jorim folgte ihnen kopfschüttelnd, hielt dann aber plötzlich inne und wandte sich um. Abermals glaubte er, etwas gehört zu haben, und er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Doch es war wohl nur der Wind, der sachte über die Gräser hinwegstrich.
    Zurück im Lager staunten die drei anderen Gefährten nicht weniger über ihren nächtlichen Gast. Inzwischen hatte der seinen Becher geleert und wollte nun auf der Stelle kehrtmachen und zurück zum Dorf laufen. »Ich muss rasch nachfüllen gehen«, lallte er.
    »Hiergeblieben!« Nespur packte ihn am Kragen und drückte ihn auf den Boden, was sichtlicher Anstrengung bedurfte.
    »Jul, du hast doch noch etwas Fisch übrig, nicht wahr?«
    »Also, äh, nein«, gestand Jul. »Den haben wir eben verspeist. Aber ich habe noch etwas Brot«, fügte er rasch hinzu, als Nespur ihn durchdringend ansah.
    »Auch gut. Dann eben Brot.«
    Jul reichte ihrem Gast das Essen, und Elgo schlang es gierig hinunter.
    »Also, wer bist du? Was tust du hier?« Dieses Mal war es Jorim, der nachfragte.
    Elgo zuckte mit den Schultern. »Ich bin Elgo und lebe in einem Wäldchen unweit von hier.«
    »Und ich dachte immer, alle Halblinge leben in Westendtal«, meinte Enna.
    »Ich habe Westendtal vor sehr langer Zeit verlassen, um mir die Länder jenseits der Schroffen Berge anzuschauen. Am Ende bin ich hier hängen geblieben.« Er breitete die Arme aus. »Ein sehr nettes Wäldchen übrigens. Ich lebe etwas weiter südlich von hier auf einer lieblichen Lichtung, über die ein fröhlicher Wildbach hinwegplätschert. Ab und an bin ich den Dorfbewohnern zur Hand gegangen, was sie mir mit gutem Essen und so manch einem guten Tropfen dankten.«
    »Was ist mit ihnen geschehen?«, wollte Jorim wissen, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
    Elgo hörte auf zu kauen, ein Schatten legte sich über sein Gesicht und er starrte zu Boden. Fast schon glaubte Jorim, Elgo würde nicht mehr weitersprechen, doch da begann er leise zu erzählen. »Sie kamen bei Nacht, mit ihren Fackeln, die wie von Geisterhand getragen durch die Dunkelheit schwebten. Ihre Umhänge raschelten im Gras, ihre Stimmen zischelten wie Nattern. Wo ihre Geißeln niederfuhren, starb das Leben.« Elgos Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, den die Erinnerung in ihm offensichtlich hervorrief, und schüttelte den Kopf. »Sie haben alle getötet. Männer, Frauen und Kinder. Einige der Totenesser waren auch dabei. Es war schrecklich, so schrecklich …« Elgos Augen glitzerten feucht. »Und ich konnte es nicht verhindern, diese Hände konnten es nicht verhindern.« Er hob seine Hände und betrachtete sie, als gehörten sie nicht zu ihm.
    »Du konntest nichts tun«, versuchte Enna ihn zu trösten und legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Arm. In diesem Moment hob Elgo den Kopf.
    »Einen der bleichen Ghule habe ich erwischt. Dann musste ich fliehen und mich im Gras verbergen, wo ich den Schreien lauschte. Allen Schreien, auch dem letzten, der war der Schlimmste von allen – der Schrei eines Kindes.«
    Stille breitete sich aus. Elgo war es irgendwie gelungen, in seiner Trunkenheit das Geschehen so bildhaft zu beschreiben, dass Jorim glaubte, selbst dabei gewesen zu sein. An den Gesichtern seiner Gefährten konnte er ablesen, dass es ihnen genauso ging. Nun ahnte Jorim auch, weshalb Elgo sich derart betrank.
    »Was ist der Grund für eure Wanderschaft?«, wollte Elgo nach langem Schweigen wissen. »Es sind gefährliche Zeiten, und Westendtal wäre ein viel sicherer Ort zum Verweilen.«
    »Westendtal droht das gleiche Schicksal wie diesem Dorf dort.« Nespur zeigte in Richtung des verlassenen Weilers und erzählte Elgo dann, was sie über die Erinyen und Ghule wussten und dass diese ausgerechnet Westendtal als Ausgangspunkt ihrer Invasion in die Nordlande erkoren hatten.
    Elgo hatte schweigend gelauscht, und seine Miene war immer besorgter geworden. »Wenn sie tatsächlich Krieg gegen die Nordelfen und Zwerge führen wollen, gibt es keinen besseren Ort als Westendtal, um die Invasion vorzubereiten … ihr Massaker wird dort beginnen«, sagte er heiser. »Ich verstehe nicht, was ihr

Weitere Kostenlose Bücher