Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)
überlegen, wie wir es anstellen wollen.«
»Ha! Jetzt bräuchte man einen Bronn Sternenfaust, nicht wahr?«, rief Elgo sarkastisch und hob eine neue Flasche, die er sich inzwischen geschnappt hatte. »Aber nein, der musste sich ja aus dem Staub machen!«
»Aus dem Staub machen?« Elvor horchte auf. »Du sagtest doch, er sei tot?«
»Meine ich doch.« Hastig nahm Elgo einen großen Schluck.
»Genug jetzt!«, rief Nespur und rieb sich mit einem Finger sein Auge unter der schwarzen Lederklappe. »Ich muss nachdenken.«
»Wie viele Halblinge leben in der Mine?«, wollte Jul von Elgo wissen.
»Das hängt ganz davon ab, wie viele inzwischen gestorben sind. Vier, vielleicht fünf.«
»Ich werde mir das auf jeden Fall ansehen!«, rief Elvor plötzlich. »Notfalls gehe ich allein. Vielleicht gibt es ja doch noch einen Sternenfaust, der etwas Heldenmut besitzt.«
»Heldenmut?« Jorim sah ihn fragend an.
»Sag nichts, Jorim Borkenfeuer«, entgegnete Elvor gereizt. »Ich weiß, ich habe mich bisher wenig rühmlich gezeigt. Aber genau das will und werde ich ändern!«
Jorim blickte zu Enna, doch diese schüttelte kaum merklich den Kopf, woraufhin er schwieg.
»Ich für meinen Teil bin dabei!« Enna sah Jorim an, die Hände in die Seiten gestemmt.
»Ein gefährliches Unterfangen«, erwiderte Jorim, und rieb sich das Kinn, dann lachte er. »Doch ich werde euch beide wohl kaum alleine ziehen lassen. Außerdem lassen wir unseresgleichen niemals im Stich, und wer weiß«, Jorim breitete die Hände aus, »vielleicht hat ja einer dieser Gefangenen eine Idee, wie wir Westendtal retten können.«
»Also gut«, stimmte Nespur zu. »Wir gehen alle und sehen uns diese Mine an. Vielleicht können wir die unglückseligen Halblinge ja befreien und erfahren nebenbei noch etwas mehr über unsere Feinde.«
»Es wird nicht leicht werden«, sagte Elgo mit heiserer Stimme. »Ich habe es schon einmal versucht.«
»Allein?«, wunderte sich Enna.
»Natürlich allein, wie sonst?«, gab Elgo unfreundlich zurück.
»Aber jetzt sind wir zu sechst«, stellte Jorim fest, »das verbessert unsere Chancen.«
»Wer sagt, dass ich mit euch komme?«
»Du musst uns den Weg zeigen«, entgegnete Nespur.
Elgo hob den Kopf und sah die fünf Halblinge einen nach dem anderen an. »Nun gut, den Weg werde ich euch zeigen«, willigte er ein, klang dabei aber resigniert und mutlos. »Macht euch auf einen langen Marsch gefasst.«
Es war spät geworden, und die Halblinge legten sich – nachdem sie noch ein wenig vom Brot und Käse gegessen hatten – schließlich zum Schlafen nieder. Elgos Schnarchen erfüllte die mit Farnen und Wurzeln durchzogene Höhle als Erstes, und auch Jorim und die anderen fielen bald in einen tiefen Schlummer.
Es war bereits die fünfte Nacht nach Hanafehls Besuch, und Zervana studierte gerade die Karten der Nordlande. Sie hatte ihre Fackel in eine dafür vorgesehene Halterung gesteckt, und die vielen beständig züngelnden kleinen Flammen warfen nun ihr flackerndes Licht auf das vergilbte Pergament. »Grimbor, Reich der Zwerge«, flüsterte sie und ließ ihren Finger über eine bergige Landschaft gleiten, ehe sie weiter nach Osten fuhr. »Eren-Umdil, Land der Nordelfen.«
Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und sie hob ärgerlich den Kopf. »Tritt ein, doch will ich nur Gutes hören!«
Mit einem leisen Knarren schwang die Tür auf, und eine hochgewachsene Erinya trat ein, nicht ohne sich tief zu verbeugen.
»Sprich endlich!«, herrschte Zervana sie an.
»Die Ghule haben zwei Boten entsendet, Usurpatorin. Sie warten im Thronsaal auf Euch.«
Hanafehl ist also nicht selbst gekommen, dachte Zervana. »Geht und bewacht sie. Ich werde nach Sonnenaufgang mit ihnen sprechen.«
Die Erinya wagte ein Zögern, verneigte sich dann aber eiligst und verließ den Raum. Zervana widmete sich wieder ihren Karten, konnte sich aber nicht wirklich konzentrieren, da sie sich über die Ghule ärgerte. So beschloss sie, sich die Zeit bis zum Morgen mit Moydana zu vertreiben. Sie ließ die ansehnliche Erinya holen, und wie immer war diese rasch zur Stelle. Geräuschlos glitt Moydana durch die Tür. Die dunklen Augen in dem hellen Gesicht blickten Zervana erwartungsvoll an.
»Willst du für mich leiden?«, fragte Zervana leise.
»Wenn es Euer Wunsch ist, Usurpatorin.«
Zervana nickte nur, woraufhin Moydana ihren Umhang von den schmalen Schultern gleiten ließ. Kurz darauf biss sich Zervanas Geißel in Moydanas nackte Haut.
Es war
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