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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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und das Hufgetrappel immer näher kamen. Erst unmittelbar unterhalb des Felsvorsprungs, auf dem die sechs lagen, hielten die Gefangenen an.
    Jorim runzelte die Stirn. »Sie laden ab.«
    »Dann muss sich direkt unter uns so etwas wie ein Lagerraum befinden«, mutmaßte Enna, woraufhin sich Jorim langsam nach vorne schob.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte Enna.
    Jorim winkte ab und robbte Stück für Stück über den nackten Fels. Als er die Kante erreichte, lugte er über den Rand und sah, wie die Halblinge Säcke von den Wagen zerrten und damit direkt unter ihm verschwanden. Einen Moment lang überlegte er, den Unglückseligen ein Zeichen zu geben, ließ es dann jedoch bleiben, weil er noch weitere Erinyen entdeckte, die den Lagerraum bewachten. Ein leises Sirren lenkte ihn ab, und im nächsten Augenblick landete eine Stechmücke auf Jorims Wange. Reflexartig klatschte er mit der flachen Hand darauf und erschrak. Eine der Erinyen drehte sich plötzlich um und sah zu ihm herauf. Schnell presste sich Jorim flach gegen den Fels und wagte nicht einmal zu atmen. Er hoffte nur, dass er unentdeckt geblieben war, und rührte sich nicht, bis er hörte, wie die Fuhrwerke sich wieder in Richtung der Mine in Bewegung setzten. Eine Weile noch hielt Jorim den Atem an, dann krabbelte er langsam rückwärts.
    »Dort unten sind noch mehr Erinyen«, berichtete er den anderen. »Wie ich schon sagte, das wird ein gefährliches Unterfangen.«
    »Du willst doch jetzt nicht kneifen?« Elvor sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an.
    »Nein, aber mich verwundert deine Begierde, dich in Gefahr zu begeben, besonders nach dem Vorfall in den Bergen …«
    »Daran brauchst du mich nicht zu erinnern«, zischte Elvor und schlug unwirsch nach einer Mücke.
    »Eben«, mischte sich Enna ein. »Das liegt hinter uns.«
    Jorim verkniff sich eine Bemerkung, denn er wusste, Enna hatte recht. Doch was, wenn sie sich in Gefahr befanden und Elvor wieder in Panik verfiel? Elvor Sternenfaust wollte sich nun beweisen, um seine Ehre wiederherzustellen. Doch war auf ihn Verlass?
    Ein wenig gereizt schlug Jorim nach einer weiteren dieser lästigen Mücken. »Können diese Biester nicht die Erinyen stechen, anstatt …«, er brach ab und hielt inne. »Aber natürlich, das könnte die Lösung sein!«
    »Was?«, fragten alle gleichzeitig und blickten ihn erwartungsvoll an.
    »Wir hetzen die Stechmücken auf die Erinyen, das wird sie ablenken!«
    »Und wie willst du das machen?«, fragte Nespur skeptisch.
    »Nun ja«, Jorim legte einen Finger an die Lippen, »es müssen ja keine Mücken sein, Bienen oder Wespen tun’s auch.«
    »Hm.« Nespur strich sich übers Kinn. »Dieser Gedanke ist nicht so abwegig, wie es zunächst scheinen mag. Wenn sich vorher ein oder zwei von uns in den Stollen schleichen, um den Gefangenen Bescheid zu geben, könnte der Rest von uns die Flucht mit den Wespen decken und die Erinyen ablenken.«
    »Das ist doch verrückt«, meinte Enna, musste dann aber grinsen, sodass sich Grübchen auf ihren Wangen bildeten, »so verrückt, dass es meinen Gefallen findet.«
    »Aber wo kriegen wir Bienen oder Wespen her?«, wollte Elgo wissen.
    »Das Dickicht, in dem wir uns vorhin verstecken wollten«, erinnerte Jul die anderen. »Dort summte und brummte es nur so vor Totholzbienen!«
    »Aber natürlich!«, rief Jorim erfreut. »Wenn die Erinyen sich schon mit den Totenessern einlassen, werden sie diese Bienen lieben.«
    »Das waren Terrorbienen«, klärte Nespur sie auf.
    »Noch besser!«, entgegnete Jorim. »Wir müssen nur das abgestorbene Holz irgendwie hierherschaffen.«
    »Am besten, ohne uns stechen zu lassen«, entgegnete Enna und kratzte sich am Arm.
    »Arnkraut«, warf Nespur ein. »Damit könnten wir uns einreiben.«
    »Ein guter Gedanke«, stimmte Enna zu, »kein Insekt erträgt diesen Gestank.«
    »Nicht nur Insekten haben damit Probleme«, sagte Jul schmunzelnd.
    »Dann steht also unser Plan.« Jorim rieb sich die Hände. »Zwei von uns begeben sich in den Stollen und holen die Gefangenen, während die anderen das Bienenholz auf die Erinyen werfen.«
    »Du weißt, dass es nicht so einfach wird, wie es klingt«, wandte Jul ein.
    »Natürlich werden wir hier und da ein wenig improvisieren müssen«, entgegnete Jorim. »Es ist ohnehin nicht möglich, so ein Unterfangen bis ins kleinste Detail zu planen.«
    »Jul hat recht.« Enna hielt Jorim am Arm fest, als er sich schon erheben wollte. »Wir können doch nicht einfach so in den Stollen spazieren

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