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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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schnallte sich fest, während er die Turbinen anlaufen ließ. Der Indianer kauerte ohne Sicherheitsgurte hinter ihm – verwundbar, wenn die Maschine scharf in Rückenlage gerissen würde.
    Joao bestätigte den Kommunikationsschalter und blickte in den kleinen Bildschirm, der ihm eine Ansicht des Heckabteils zeigte. Sein Vater lag sicher angeschnallt auf der Bank, und der andere Indio saß bei seinem Kopf.
    Die Turbinen erreichten die für einen Senkrechtstart erforderliche Drehzahl. Joao schaltete die Scheinwerfer ein, vergewisserte sich, daß die schwenkbaren Turbinengehäuse außen am Rumpf senkrecht gestellt waren, und ließ den Transporter abheben. Er ging auf fünfzehn Meter Höhe und schwenkte die Turbinen langsam nach vorn. Die Maschine nahm Fahrt auf, und er konnte die Turbinen drosseln, als der Wind unter die kurzen Tragflächen griff. Er nahm Kurs auf die Lichterkette einer breiten Ausfallstraße.
    Eine Hand zeigte über seine Schulter nach rechts, und der Indio sagte: »Dorthin, zum Berg.«
    Die Alejandro-Klinik liegt an den Vorbergen, dachte Joao. Ja, die Richtung stimmt.
    Er korrigierte den Kurs und ging auf fünfzig Meter, um nicht mit Baumwipfeln zu kollidieren. Er schaltete die Gegensprechanlage zum hinteren Abteil ein, drehte am Verstärker.
    Nur ein leises Zischen und Kratzen. Er drehte den Verstärker ganz auf. Die Anlage hätte jetzt die Atemzüge und den Herzschlag des alten Mannes hörbar machen sollen, denn bei dieser Einstellung klang eine fallende Stecknadel wie ein Hammerschlag.
    Aber außer diesem Zischen und Kratzen gab es kein Geräusch.
    Die Lichter und die dunkle Landschaft vor seinen Augen verschwammen in Tränen. Er zwinkerte heftig, biß die Zähne zusammen.
    Mein Vater ist tot, dachte er. Getötet von diesen verrückten Hinterwäldlern.
    Er spähte in den kleinen Bildschirm und bemerkte, daß der Indianer die Herzgegend des toten alten Mannes massierte. Das rhythmische Kratzen entsprach den Bewegungen.
    Die Stadt blieb zurück. Zur Klinik, ja, dachte er traurig und erbittert. Aber es ist zu spät.
    In diesem Augenblick wurde ihm klar, daß überhaupt keine Herzschläge aus dem hinteren Abteil kamen, nur dieses langsame, rhythmische Kratzen und Zischen. Und nun, da sein Gehör angespannt nach Geräuschen suchte, hörte er hinter diesem Vordergrund noch ein feines Summen und Zirpen in allen Lagen der Tonleiter. Das mußten die Insekten sein.
    »Zu den Bergen, dort«, sagte der Indianer hinter ihm. Wieder schob sich die Hand über seine Schulter, um nach rechts zu zeigen.
    Die Hand war dicht vor seinen Augen, und Joao sah im Schein der Instrumentenbeleuchtung, wie die Fingerglieder unter ihrer Haut die Position veränderten. Hier und dort zeichneten sich die Umrisse kleiner Körper durch die gespannte Haut ab.
    Die Käfer!
    Die Finger bestanden aus ineinander verhakten Käfern, die im Gleichtakt zusammenarbeiteten!
    Joao sah sich um und starrte in die Augen des Indianers, entdeckte nun, warum sie so seltsam glitzerten: sie waren aus Tausenden winziger Facetten zusammengesetzt, die das Licht in ungezählten winzigen Punkten spiegelten.
    »Krankenhaus dort«, sagte das Wesen hinter ihm und zeigte wieder.
    Joao wandte sich seinen Instrumenten zu. Er war nahe daran, die Fassung zu verlieren. Sie waren keine Indianer … sie waren nicht einmal Menschen. Sie waren Insekten. Sie waren ein ganzer Insektenschwarm, geformt und organisiert, um einen Menschen nachzuahmen.
    Die Folgerungen aus dieser ungeheuerlichen Entdeckung rasten durch seinen Verstand. Wie trugen sie ihr Gewicht? Wie ernährten sie sich? Wie atmeten sie?
    Wie sprachen sie?
    Welche Intelligenz hatte sie alles das gelehrt?
    Jede persönliche Sorge mußte der Notwendigkeit untergeordnet werden, diese Informationen und ihren Beweis in eins der großen Regierungslaboratorien zu bringen, wo die Tatsachen erforscht werden könnten.
    Selbst der Tod seines Vaters konnte jetzt nicht berücksichtigt werden. Joao wußte, daß er eins von diesen Dingern fangen mußte. Er reichte nach oben, schaltete den Sender ein und stellte das Funkfeuer auf Heimatruf. Dann hoffte er, daß einer seiner Leute wach sein und den Empfänger eingeschaltet haben würde.
    »Mehr nach rechts«, krächzte die Kreatur hinter ihm.
    Wieder berichtigte Joao seinen Kurs.
    Die Stimme, dieses harte, kratzende Organ! Wie konnte die Kreatur eine solche Nachahmung menschlicher Sprache produzieren? Die Koordination und Intelligenz, die für die Lösung einer derart

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