Der Kampf der Insekten
Männlichkeit bin.«
Sie fühlte Röte in ihre Wangen steigen und wußte nicht, was sie darauf sagen sollte. Es war wahr, daß sie sich von Joao angezogen fühlte, aber sie hatte es sorgfältig verborgen. Chen Lus scharfe Beobachtung und sein durchdringender Intellekt verwirrten und erbitterten sie, seine noch in der Direktheit unüberhörbare Ironie machte sie hilflos. Sie starrte vor sich hin.
Ihr Schweigen war ein Geständnis.
Chen Lu nickte zu sich selbst. Die Triebkräfte des Lebens waren ein unentrinnbarer Mechanismus. Es war alles abzusehen. Sie würde Joao verfallen, und Joao ihr – beinahe gewohnheitsmäßig. Die Tür neben ihm wurde geöffnet, und Joao kletterte in die Kabine herauf.
»Kein Zeichen von Insekten«, sagte er, als er zu seinem Sitz zurückkehrte. »Ich habe die Luke nicht verriegelt, falls noch jemand hinausgehen möchte.«
»Rhin?« sagte Chen Lu.
Sie schüttelte ihren Kopf, holte bebend Atem. »Nein.«
»Dann werde ich diese Gelegenheit wahrnehmen«, sagte Chen Lu. Er öffnete die Tür, kletterte hinunter auf den Schwimmer, schloß sie hinter sich.
Rhin starrte geradeaus auf die Quecksilberspur des Flusses. Die Kapsel glitt still durch die flirrende Luft, die sich langsam mit Hitze vollsog, bis sie explodieren würde. Rhin stellte sich vor, wie Chen Lu auf dem Schwimmer stand und sein Ohr an der Tür hatte, aber dann hörte sie ihn ins Wasser urinieren.
Joao blickte sie an. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
Ein guter Witz! dachte sie.
Eine Minute verging in Schweigen.
»Etwas ist nicht in Ordnung«, sagte Joao. »Sie und der Doktor hatten Streit, während ich draußen war. Ich konnte Ihre Worte nicht verstehen, aber Ihr Ton klang sehr zornig.«
Sie schluckte mit trockener Kehle. »Ich … er hatte mich aufgezogen.«
»Aufgezogen?«
»Ja.«
»Weswegen?«
Sie blickte aus dem Fenster und beobachtete die zartgefiederten Palmen am Ufer, die weichen Formen von Hügeln, die sich zum Fluß vorschoben.
»Ihretwegen«, sagte sie.
Joao blickte auf seine Hände und wunderte sich, daß ihr Eingeständnis ihn in Verlegenheit brachte. Er spähte zum linken Ufer, um sie nicht ansehen zu müssen.
Der Fluß war hier mit Mangobäumen gesäumt, dichtem grünem Laubwerk, durchzogen von den helleren Tönen tropischer Misteln, behangen mit Schlingpflanzen und Orchideen. Auf einem dürren Ast hoch über dem Fluß hockten zwei schwarz und weiß gezeichnete Geier vor dem stahlblauen Himmel.
Ein Schwarm von Tangaras überquerte den Fluß, ein Aufblitzen von Türkis und Orange, und tauchte in die Wand des Urwalds ein, wurde von ihm verschluckt, als ob er nie gewesen wäre.
Die Mangobäume machten einem Bestand von hohen, zierlichen Buriti-Palmen Platz, die aus verfilztem Unterholz ragten. Die rotbraune Erde der Uferböschung war durchlöchert von den Bauten unsichtbarer Nager.
Die Hecktür öffnete sich, und Joao hörte Chen Lu in die Kabine klettern und die Hebel der Verriegelung schließen.
Die Hügel drängten den Fluß in eine Linkskurve. Ausgewaschene nackte Felsbänke begleiteten das rechte Ufer. Als die Kapsel in die Biegung trieb, beugte sich Chen Lu vorwärts und zeigte über Joaos Schulter.
»Was ist das? Sehen Sie, dort, unter den überhängenden Zweigen!«
Bevor Joao etwas sah, traten die Gestalten aus dem Schatten ins volle Sonnenlicht der grauen Felsbank, drei Meter über dem gurgelnden Wasser.
Joao keuchte.
»Heilige Mutter Gottes, beschütze uns!« flüsterte Rhin.
Es war eine gemischte Gruppe, die wie zum Appell auf der Felsbank angetreten war. Die meisten waren von menschlicher Gestalt, aber es gab auch einige Riesenkopien von Insekten – Fangsehrecken, Käfer, etwas mit einem meterlangen Saugrüssel. Die Menschen waren überwiegend Indios wie jene, die Joao und seinen Vater entführt hatten.
Aber zwischen ihnen standen in unregelmäßigen Abständen Einzelausgaben, Individuen. Dort war eine, deren Erscheinung identisch mit dem Präfekten, Joaos Vater, war. Ein Stück weiter – Virho! Und dort … und dort … alle die Männer aus dem Lager.
Joao beugte sich an Rhin vorbei, öffnete das Fenster einen Spalt und schob sein Sprühgewehr durch.
»Nein!« sagte Rhin. »Warten Sie! Sehen Sie, wie glasig ihre Augen sind? Das könnten wirklich unsere Freunde sein, vielleicht unter Drogen oder so.«
»Es ist möglich, daß sie Geiseln sind«, sagte Chen Lu. »Aber solange sie nicht rufen, werden wir es nicht erfahren. Es gibt nur eine sichere Methode, herauszubringen, ob sie
Weitere Kostenlose Bücher