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Der Kampf des Geisterjaegers

Titel: Der Kampf des Geisterjaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Delaney
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meinem Erstaunen bog ein Vierspänner um die Ecke und fuhr die Straße zum Tor entlang. Und was für eine Kutsche! So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!
    Sie war schwarz wie Ebenholz und so stark poliert, dass sich der Mond und die Sterne darin spiegelten. Auch die Pferde waren schwarz, mit dunklen Federbüschen, und der Kutscher ließ die Peitsche über ihren Rücken knallen. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich glaubte, dass es Colden war, der Mann, der uns zum Malkin-Turm gefahren hatte. Außerdem schien es mir - obwohl es in der Dunkelheit schwer zu erkennen war dass sich die Tore von selbst geöffnet und hinter der Kutsche wieder geschlossen hatten. Auf jeden Fall schien niemand anderes in der Nähe zu sein.
    Und wer fuhr in dieser Kutsche? Durch das Fenster konnte man unmöglich etwas sehen, weil sie mit dicken Vorhängen verhangen waren, aber diese Kutsche war eines Königs oder einer Königin würdig. Saß Mistress Wurmalde darin? Wenn ja, wohin fuhr sie? Was hatte sie vor? Ich war auf einmal hellwach. Ich war sicher, sie würde vor Sonnenaufgang zurückkehren.

Kapitel 9
Fußstapfen
    Eine halbe Stunde lang saß ich am Fenster, aber nichts geschah. Der Mond wanderte langsam nach Westen und irgendwann kam ein kurzer, aber heftiger Regenschauer, ein Wolkenbruch, der auf dem Kutschweg große Pfützen hinterließ, Doch bald schon verschwanden die dunklen Regenwolken wieder und der Mond tauchte alles in sein gelbes Licht. Etwa weitere fünfzehn Minuten vergingen. Mittlerweile musste ich mich anstrengen, um wach zu bleiben, meine Augen fielen mir zu und mein Kopf sank nach vorne, als mich plötzlich der Schrei einer Eule aufschrecken ließ. Dann hörte ich von fern das Geräusch galoppierender Pferde und das Rattern von Kutschenrädern.
    Die Kutsche fuhr auf das Tor zu, und als es so aussah, als ob die Pferde geradewegs hineinrasen würden, öffnete es sich von selbst. Diesmal konnte ich es ganz deutlich sehen. Einen Moment später ratterte die Kutsche aufs Haus zu, wobei der Kutscher die Peitsche knallen ließ, als ob sein Leben davon abhinge, und die Pferde erst bremste, als er die Abzweigung erreichte, an der man zur Rückseite des Hauses gelangte.
    Plötzlich war mir klar, dass ich herausfinden musste, ob Mistress Wurmalde in dieser Kutsche saß. Ich musste unbedingt sicher sein, dass sie es war, und ich hatte das Gefühl, als ob ich etwas sehr Wichtiges sehen würde. Aus einem der hinteren Schlafzimmer würde ich alles gut überschauen können. Ich nahm an, dass die Dienerschaft ihre eigenen Unterkünfte hatte, sodass sich auf diesem Stockwerk nur der Priester und ich befinden würden. Zumindest hoffte ich das.
    Trotzdem schlich ich mich ganz vorsichtig auf den Gang und lauschte. Alles, was ich hören konnte, war lautes Schnarchen aus dem Zimmer von Pater Stocks, daher ging ich den kurzen Gang entlang, bis ich zu einer Reihe von Zimmertüren kam. Vorsichtig öffnete ich die erste davon und schlich mich hinein, wobei ich mich bemühte, möglichst leise zu sein. Der Raum war leer und die Vorhänge zurückgezogen, wodurch ein schmaler Streifen Mondlicht durch das Fenster fiel. Schnell ging ich hinüber und sah hinaus, wobei ich darauf achtete, möglichst im Schatten des Vorhangs zu bleiben. Ich kam gerade rechtzeitig. Der Hof unten war mit Regenwasserpfützen gesprenkelt. Die Kutsche hielt dicht an einem gepflasterten Weg, der zu einer Tür zu meiner Rechten führte. Ich sah, wie der Fahrer abstieg, und diesmal konnte ich sein Gesicht genau erkennen. Es war tatsächlich Cobden. Er öffnete den Kutschenschlag und trat, sich leicht verneigend, zurück.
    Ganz langsam stieg Mistress Wurmalde aus, als hätte sie Angst, hinzufallen; dann machte sie einen vorsichtigen Schritt über den Kies auf den Weg, bevor sie schnell in der Tür verschwand. Der Saum ihres glockenförmigen Rockes fegte über den Boden, ihren Kopf hielt sie hoch erhoben und ihr Blick war streng und hoheitsvoll. Cobden lief voraus und öffnete ihr die Tür, wobei er sich wieder verneigte. Hinter der Tür wartete ein Dienstmädchen, das knickste, als Mistress Wurmalde eintrat. Als sich die Tür schloss, ging Cobden zur Kutsche zurück und fuhr sie hinter die Ställe, wo ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Gerade wollte ich mich vom Fenster abwenden und in mein Zimmer zurückkehren, als ich etwas bemerkte, das mir einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Obwohl der Kies immer noch feucht war, waren Mistress

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