Der Kampf des Geisterjaegers
Wurmaldes Fußstapfen neben denen des Kutschers noch deutlich erkennbar Ungläubig starrte ich die Spuren an. Ihre spitzen feuchten Fußabdrücke begannen am Ende des Weges und liefen auf die Tür zu. Aber dazwischen befanden sich kleinere Fußstapfen. Dreizehige Fußabdrücke, so groß wie von einem sehr kleinen Kind. Und doch nicht solche, wie ein Vierbeiner sie hinterlassen würde. Plötzlich erkannte ich sie ...
Ich hatte keine Ahnung, wo sie gewesen war, aber sie war nicht allein zurückgekommen. Diese voluminösen glockenförmigen Röcke hatten ihren Zweck. Darunter hatte sich Tibb versteckt. Und jetzt war er in Read Hall.
Mit panischer Angst erinnerte ich mich an das hässliche, entsetzliche Gesicht in dem Spiegel im Keller, wandte mich vom Fenster ab und ging schnell zu meinem Zimmer zurück. Warum hatte sie ihn so eilig hierhergeschafft? Hatte das etwas mit mir zu tun? Plötzlich wurde mir klar, was er wollte. Tibb war ein Seher. Ob er nun in die Zukunft sehen konnte oder nicht, auf jeden Fall konnte er entfernte Dinge besser sehen als jede Hexe. So hatten die Hexenzirkel von Pendle schließlich auch von meinen Kisten erfahren. Tibb würde ebenso wissen, wo sich die Schlüssel dazu befanden - dass ich sie um den Hals trug. Daher war er in der Nacht nach Read Hall gebracht worden. Mistress Wurmalde konnte es nicht riskieren, mich anzugreifen, solange ich unter Nowells Dach wohnte. Aber Tibb konnte es!
Ich musste sofort von hier fort, aber ich konnte nicht einfach gehen, ohne Pater Stocks zu wecken und ihn vor der Gefahr zu warnen, also ging ich zu seinem Zimmer und klopfte leise an die Tür. Er schnarchte immer noch laut, daher öffnete ich die Tür einen Spalt und trat ein. Die Vorhänge waren zugezogen, aber eine Kerze verbreitete flackerndes gelbes Licht.
Pater Stocks lag auf dem Rücken auf dem Bett. Er hatte sich nicht einmal ausgezogen und war einfach so unter die Laken geschlüpft. Obwohl er mir gesagt hatte, dass wir in Read Hall sicher wären, schien er sich doch vor eventuellen Bedrohungen in der Nacht zu fürchten und wollte bereit sein, wenn es so weit war.
Ich ging zum Bettrand und sah auf ihn hinunter. Sein Mund stand weit offen und er schnarchte sehr laut, bei jedem Ausatmen bebten seine Lippen. Ich beugte mich zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte ihn leicht. Er reagierte nicht. Ich rüttelte ihn etwas stärker und neigte dann meinen Mund an sein linkes Ohr.
»Pater Stocks«, flüsterte ich. Noch einmal rief ich ihn etwas lauter.
Er rührte sich immer noch nicht. Sein Gesicht wirkte gerötet, und als ich ihm die Hand auf die Stirn legte, fühlte sie sich ungewöhnlich warm an. War er krank?
Doch dann dämmerte mir die Wahrheit. Die Hexen von Pendle waren dafür berühmt, sehr geschickt mit Gift umgehen zu können. Ich hatte das Hammelfleisch nicht gegessen, aber Pater Stocks wohl! Manche Gifte waren sehr gefährlich! Sie hätten fein gemahlene Giftpilze über das Fleisch streuen können. Einige Pilze führten zu einem sofortigen Herzstillstand, bei anderen dauerte es viel länger, bis die Wirkung eintrat.
Aber Mistress Wurmalde konnte es doch sicher nicht riskieren, Pater Stocks zu töten? Nicht unter ihrem eigenen Dach. Wahrscheinlich wollte sie nur, dass er bis zum Morgen tief und fest schlief, damit Tibb Zeit hatte, mich zu erwischen. Er war hier, um sich meine Schlüssel zu holen.
Aber hätte sie das nicht auch gefahrlos selbst tun können? Doch dann verstand ich: Das Dienstmädchen musste ihr gesagt haben, dass ich mein Essen nicht angerührt hatte. Deshalb hatte sie Tibb geholt. Er würde ihr helfen, die Schlüssel zu bekommen, ob ich nun schlief oder nicht.
Der Raum schien sich um mich herum zu drehen, mein Herz schlug wie wild. Ich ging zur Tür, den Gang entlang und begann die Treppe hinabzusteigen. Ich musste fort aus Read Hall, zurück nach Downham, um den Spook vor der zusätzlichen Gefahr zu warnen, die Mistress Wurmalde darstellte. Wie passte sie ins Bild der Hexenzirkel von Pendle? Und was war ihre Rolle in diesem bösen Spiel?
Die dunkle holzgetäfelte Diele besaß drei Türen: Eine führte ins Arbeitszimmer, eine in die Küche und die dritte in den Salon. Tibb konnte überall sein, aber auch Mistress Wurmalde wollte ich nicht begegnen. Sie lebte hier wie die Dame des Hauses und war es zweifelsfrei gewohnt, von vorne bis hinten bedient zu werden. In die Küche würde sie nur selten gehen, außer, um Befehle zu erteilen, und zu dieser Zeit
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