Der Kartograph
verheiratete Frau.»
«Nun weist mich nicht so schnöde zurück. Ich wurde zu dieser Ehe gezwungen. Gezwungen, mich einem Mann zu geben, der so viel von der Liebe versteht wie ein Felsbrocken.»
«Niemand hat Euch gezwungen. Das hätte Euer Onkel Jean Grüninger niemals getan. Wenn Ihr ihm deutlich gesagt hättet, dass Ihr Euch nicht mit Schott verheiraten wollt, dann hätte er Euch niemals gezwungen.»
«Oh, nicht er hat mich gezwungen. Vergesst nicht, ich war keine Jungfrau mehr, als ich in diese Ehe ging. Ich brauchte einen Mann, der sich leicht täuschen lässt.»
«Weiß Gott, Ihr wart keine Jungfrau mehr», entfuhr es ihm.
«Nun, soweit ich mich erinnere, habt auch Ihr davon profitiert, nicht wahr?» In das Gurren ihrer Stimme schlich sich Stahl.
«Und soweit ich mich erinnere, habt Ihr Euch keineswegs sonderlich standhaft gewehrt.»
«Warum sollte ich? Ich hatte Lust auf Euch.»
Er spürte, wie sich ein bestimmter Körperteil an seinem Unterleib regte, wie der unselige Kreislauf des Begehrens aufs Neue begann. Nein, nicht noch einmal. Sie war es nicht wert. Und trotzdem, an dieser Frau war etwas, an ihrer Art zu sprechen, zu lachen, sich zu bewegen, das sie unwiderstehlich machte. Außerdem kannte sie keinerlei Schamgefühl.
«Was wollt Ihr von mir?» Durch einen Hustenanfall brachte er die Worte nur bruchstückhaft heraus.
Sie lachte erneut. «Ah, ich sehe, Ihr habt mein Tüchlein noch. Ich war ganz gerührt, als ich damals bei Amerbach sah, wie Ihr es aus der Tasche gezogen habt.»
«Ihr hättet uns beinahe verraten», knurrte er.
«Ach, nun seid doch nicht so humorlos. War es nicht lustig, unser kleines Geheimnis? Aber gut, Ihr habt Recht. Es ist vorbei. Dennoch müsst Ihr mir helfen. Im Gedenken an alte Zeiten.»
Er schaute sie nur fragend an.
«Ich sehe schon, Ihr seid noch unhöflicher als früher. Ich gedenke, mich neu zu verheiraten.»
Er hätte sich fast verschluckt. «Seid Ihr etwa Witwe geworden?»
«Schön wäre es. Nein, ich werde diesen Mann verlassen. Er langweilt mich zu Tode.»
«So, und was habe ich damit zu tun?» Ihm wurde langsam unbehaglich. Sie hatte es doch wohl nicht auf ihn abgesehen?
Sie entdeckte die Abwehr in seinen Augen, hob die Hand und streichelte ihm leicht über das Gesicht. Sein Unterleib machte ihm unmissverständlich klar, dass er mehr wollte. Sein Verstand schrie Zeter und Mordio.
«Nein, keine Angst, mein Lieber. Ich will nur, dass Ihr ein gutes Wort für mich einlegt.»
Gegen seinen Willen war er schon fast enttäuscht. «Und bei wem?»
«Oh, bei Eurem Freund Martin Waldseemüller.» Sie sagte es leichthin, als wäre es nichts Besonderes.
Er hätte sich fast verschluckt. «Seid Ihr verrückt? Ihr habt diesem armen Jungen schon genug angetan!»
Sie brach in schallendes Gelächter aus. «Er ist sehr viel älter als Ihr, mein Lieber. Nun, ich gebe zu, trotzdem auch sehr viel unerfahrener. Aber lieb», setzte sie treuherzig hinzu. «Ich gedenke ihn zu heiraten.»
«Das könnt Ihr nicht von mir verlangen. Ihr seid eine Hexe, Ihr würdet diesen Mann nur zugrunde richten. Außerdem ist er ein Habenichts. Was wollt Ihr also von ihm?»
«Ich erwarte ein Kind», erklärte sie trocken.
«Nun behauptet nicht, dass es von Waldseemüller stammt. Das könnt Ihr gar nicht wissen. Es könnte genauso gut von mir sein. Oder von Eurem Gatten.»
«Stimmt, das könnte es», erklärte sie ruhig. Sie schien sich keineswegs zu schämen.
«Ich werde nicht zulassen, dass Ihr meinem Freund ein Wechselbalg unterschiebt.» Er brüllte jetzt fast.
Ihre Stimme wurde dadurch noch sanfter. «Oh doch, das werdet Ihr. Außerdem spürt eine Frau, wer der Vater ihres Kindes ist.»
«Ihr habt nur eine Nacht nach mir mit Waldseemüller geschlafen. Ihr könnt es nicht wissen.»
«Er hatte eine so große Sehnsucht in den Augen, ich konnte einfach nicht widerstehen. Nun gut, vielleicht seid auch Ihr der Vater. Aber Ihr würdet mich nie nehmen. Außerdem …»
«Oh ja, ich weiß, meine Krankheit. Das macht mich als Ehemann recht unattraktiv, nicht wahr?» In seiner Stimme schwang Bitterkeit mit.
Sie gab sich nicht die Mühe zu lügen. «Da habt Ihr wohl Recht. Außerdem liebt Ilacomylus mich mehr als Ihr. Zudem würde es mir schon ein wenig Vergnügen bereiten, ihn der armen Margarete Amerbach vor der Nase wegzuschnappen. Und noch etwas kommt hinzu. Wie ich höre, hat er große Pläne. Es gibt – Kreise –, die sich dafür sehr interessieren. Er wird nicht mehr lange arm bleiben.»
«Ihr seid eine Teufelin. Ich
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