Der Kartograph
trinken.»
Die Becher stießen aneinander, und beide taten einen tiefen Schluck. Danach küsste Amerbach «seinen lieben neuen Freund» Ilacomylus herzhaft auf beide Wangen. Dann überreichte er ihm das Schreiben seines Onkels.
« Mein lieber Neffe », las Martin Waldseemüller. «Nach Deinem plötzlichen Verschwinden aus Basel haben wir uns große Sorgen um Deinen Verbleib und Dein Befinden gemacht. Glücklicherweise hatte Johann Amerbach, der Dir diesen Brief überbringt, unlängst eine gute Nachricht. Wie es scheint, sind die Vorwürfe gegen Dich dank seines Einsatzes und seiner Fürsprache aus der Welt geräumt. Der Magistrat von Basel lässt nicht länger nach Dir suchen.
Wie das kam, vermag ich nicht zu sagen, aber es hat sich herausgestellt, dass sich der Tote, der auf Deinem Bett lag, im Namen geirrt haben musste. Einem Schreiben in seiner Tasche war zu entnehmen, dass er nicht aus der Gegend, sondern aus Florenz stammte, Du ihn also nicht gekannt haben konntest. Ich habe es jedenfalls auf meinen Eid genommen, dass Du niemals in Florenz gewesen bist. Und Johann Amerbach hat liebenswürdigerweise bestätigt, dass Du Dich an besagtem Abend, an dem der Mord geschah, in seiner Gesellschaft befunden hast. Das heißt, Du bist jetzt frei, jederzeit nach Basel zurückzukehren, wo ich Dich auch gut brauchen könnte. Johann Amerbach und ich haben besprochen, unsere Zusammenarbeit zu intensivieren. Er hat in den höchsten Tönen von Dir geschwärmt und will Dir wohl auch ein Angebot machen. Ich möchte ihm jetzt nicht vorgreifen, Dich aber dennoch bitten, seinem Vorschlag ein geneigtes Ohr zu schenken. Du hast seiner Fürsprache viel zu verdanken. Ich würde mich freuen, wenn Du sein Angebot annehmen würdest.
In verwandtschaftlicher Zuneigung,
Dein Onkel Jakob Waldseemüller»
Martin Waldseemüller atmete tief durch. «Das ist wirklich eine gute Nachricht», erklärte er schließlich. «Die Gewissheit, wie ein Verbrecher und Mörder gesucht zu werden, hat seitdem wie ein Alp auf meinem Gemüt gelastet. Nun kann ich endlich wieder mit erhobenem Kopf wie ein aufrechter Mann durchs Leben gehen. Ich danke Euch – ich danke dir von ganzem Herzen, Johann, dass du das für mich getan hast.»
Johann Amerbach strahlte. «Das war das Wenigste. Ich konnte es doch nicht zulassen, dass ein Gast in meinem Hause eines solchen Verbrechens angeklagt wird. Ich bin froh, dass sich die Angelegenheit nun doch noch so einfach hat lösen lassen.»
«Auch wenn es einfach gewesen sein mag. Nicht jeder hätte sich für einen fast Fremden derart exponiert. Ich danke dir, dass du an mich geglaubt hast. Es hätte ja auch sein können, dass ich wirklich der Unhold bin, als den mich der Magistrat von Basel gesucht hat. Und das hätte dann womöglich auch deinen guten Leumund in der Stadt beschädigt. Nur, weil du dich für mich eingesetzt hast.»
Johann Amerbach schüttelte den Kopf. «Was Recht ist, muss Recht bleiben. Wo kämen wir sonst hin. Dann wäre ja niemand mehr vor Ungerechtigkeit sicher. Außerdem war ich immer überzeugt, dass du unschuldig bist. Auch, wenn einige Umstände zunächst gegen dich sprachen. Du – du hast übrigens noch einen weiteren glühenden Fürsprecher in meiner Familie …»
«Das ist aber freundlich von Bruno und Basilius», erwiderte
Martin Waldseemüller.
«Ich habe nicht von meinen Söhnen gesprochen – ach, es ist
nicht einfach. Ich bin so etwas nicht gewohnt. Und eigentlich
ist es auch ziemlich ungewöhnlich. Denn du hast niemals Anlass gegeben, anzunehmen, dass sich eine gewisse junge Dame
aus meiner Familie gewisse Hoffnungen machen könnte …» Martin Waldseemüller war fassungslos. Alles hatte er erwartet, nur das nicht. Nein, das konnte nicht sein. Er wurde
feuerrot.
Amerbach lächelte. «Ich sehe schon, Ilacomylus, du ahnst,
worum es geht. Jetzt mach es mir doch nicht so schwer. Ich
weiß, du bist Theologe, aber du bist doch kein Mönch! Meine Tochter Margret ist keine schlechte Partie, meine Familie würde dich gerne als Eidam aufnehmen und ich könnte dich gut in meiner Druckerei gebrauchen. Dein Onkel Jakob hat keine eigenen Kinder. Er hat zugesagt, dass du nach seinem Tod seine Druckerei erbst. Auf diese Weise kämen dann auch zwei gut eingeführte Betriebe zusammen. Also, jetzt sag schon etwas. Du bist ja stumm wie ein Fisch. So sprachlos habe ich dich in meinem Hause nie erlebt! Sei mehr als ein Freund. Werde mein Sohn und meiner Margret ein guter Gatte. Sie ist ein liebes Mädchen. Ich
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