Der Katalysator
aufzunehmen. Wenn sich in ein paar Jahren herausstellt, daß wir diese Überschneidung angefochten und den Prozeß verloren haben und überhaupt keine Fabrik bauen können, weil wir keine anderen Metalle entwickelt haben, werde ich eine Kopie meiner Empfehlung an Hedgewick schicken.“
Kussman versetzte steif: „Ich hoffe, Sie beide sind bald damit fertig, mich zu erpressen, denn ich habe wirklich anderes zu tun.“
„Selbstverständlich“, sagte Serane und stand auf.
Mrs. Pinkster beugte sich vor und sprach in das Mikrophon. „Ende der Besprechung zehn Uhr fünfunddreißig.“ Dann schaltete sie den Recorder ab.
Paul folgte Serane nach draußen. „Was wird jetzt geschehen?“
„Wissen Sie das nicht? Nein, das können Sie wohl nicht. Nun, Freddie wird Hedgewick ein Memo schicken und darin wird es heißen, daß er entgegen den Empfehlungen der Patentabteilung, von meiner gar nicht zu reden, darauf drängt, einen Vergleich mit Deutsche anzustreben und zudem Testprogramme mit alternativen Metallen durchzuführen. Und Hedgewick wird zustimmen, weil es vernünftig ist. Es ist vorbei. Freddie hat gewonnen.“ Er grinste.
Es war ansteckend. Paul lachte mit ihm.
3
Serane am Freitag
Serane hielt seine Gruppenbesprechungen Freitag nachmittags ab. Freitage hatten etwas Besonderes an sich, und das wußte Serane und machte es sich zunutze. Der Freitag war kreativ, entspannt, ein Tag der Spontaneität. Sein Kommunikationsindex war hoch.
Die Besprechungen waren längst aus den Nähten von Seranes kleinem Büro geplatzt. Man traf sich jetzt in dem Konferenzraum am Ende des Ganges hinter der Stickstoffabteilung. Zum Publikum gehörten eine Anzahl von Schlüsselgestalten aus anderen Gruppen, denen es gelungen war, ihre eigenen Gruppenleiter davon zu überzeugen, daß ihre eigenen Programme mit denen von Serane verknüpft seien und daß ihre Teilnahme an den Sitzungen eine Frage von Leben und Tod sei.
Von Anfang an hatte Serane sich geweigert, die einzelnen Büros in einer Visi-Konferenzschaltung zusammenzuschließen. Er wollte ein Live-Publikum haben, in dem jeder jeden sehen konnte. Außerdem hatte er eine Vorliebe für die Luminex-Wand und die Decken-Bildschirme im Konferenzraum, die er für seine visuellen Demonstrationen benutzen konnte.
Der einzige aus Seranes eigener Gruppe, der niemals teilnahm, war Robert Moulin. Während der ganzen Besprechung hörte man das gedämpfte Ächzen der Kugelmühlen.
Diese Freitagssitzungen unter Leitung von Serane nahmen zumeist einen szenischen Verlauf. Für Paul war es offensichtlich, daß Serane seine Leute dazu bringen wollte, in Analogien zu denken, Muster wahrzunehmen und Lösungen im Verhalten von vergleichbaren Stoffen und Verfahren zu suchen. Nur aus diesem Grunde machte er Abstecher in die Geschichte und auf scheinbar abseitige und irrelevante technische Nebengeleise. Über die qualvollen Pfade vergangener Fehlschläge führte er sie zu einem umfassenden Überblick.
„Wie wir alle wissen“, begann Serane, „erfordert die gegenwärtig von uns verwendete Methode zur Trialinherstellung aus Harnstoff hohe Druckverhältnisse, und der Ertrag ist gering. Wir würden sehr gern Trialin aus Harnstoff bei atmosphärischem Druck und mit einem Ertrag von neunzig-plus Prozent herstellen. Können wir das? Ist es theoretisch möglich? Nun, vielleicht. Es hängt vom Mechanismus ab. Ich will Ihnen sagen, daß der Mechanismus unter anderem in der Dehydration des Urea-Moleküls besteht. Kann man das Urea-Molekül mit guten Erträgen bei atmosphärischem Druck
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