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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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statt des­sen lie­fer­te.“
    „Das ist Se­ra­nes Tech­nik im Um­gang mit Slav. Er weiß, daß Slav nicht tut, was man ihm auf­trägt, und so be­traut er ihn mit ei­nem an­de­ren, da­mit ver­knüpf­ten Pro­jekt, nach der Theo­rie, daß Slav eben nicht dies, son­dern das der­zei­ti­ge Grup­pen­pro­jekt be­ar­bei­ten wird, ob­wohl – oder ge­ra­de weil – er die­sen Auf­trag nicht hat­te. Oder ma­che ich es jetzt noch schlim­mer?“
    „Nein, ich glau­be, ich ver­ste­he.“ Tei­de­mann war Slavs not­wen­di­ges und kom­ple­men­tä­res Ge­gen­über. Je­der von bei­den war nur zu­sam­men mit dem an­de­ren voll­stän­dig. Er be­griff jetzt, daß sie in ei­ner per­fek­ten Sym­bio­se für Se­ra­ne ar­bei­te­ten. Nur Se­ra­ne konn­te so et­was be­werk­stel­li­gen.

 
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Mary Derringer/K
     
     
     
    „Gu­ten Mor­gen“, sag­te Ma­ry Der­rin­ger.
    „Gu­ten Mor­gen, Ma­ry“, ant­wor­te­te die Ma­schi­ne. „Wen wol­len wir heu­te neh­men? Freud? Reich? Fromm?“
    „Kei­ne künst­li­chen Ho­los. Nur du.“
    „Nichts Au­ßer­ge­wöhn­li­ches für dei­ne letz­te Sit­zung?“
    Die sanf­ten, qual­vol­len Klän­ge ei­nes Stückes aus Song (ei­ne Sze­ne des ers­ten Ak­tes, dach­te sie) er­tön­ten kaum hör­bar in ir­gend­ei­ner Ecke. Sie hat­te nie her­aus­fin­den kön­nen, wo die Laut­spre­cher ver­bor­gen wa­ren.
    „Ma­ry?“ dräng­te die Ma­schi­ne.
    Sie hat­te einen plötz­li­chen, per­ver­sen Ein­fall. „Ich hab’s mir über­legt. Ich möch­te, daß du … Phi­lip Don­na­tor bist.“
    „Wer?“
    „Phi­lip Don­na­tor, der Kom­po­nist. Sag nicht, daß die Große All­wis­sen­de Ma­schi­ne noch nie von ihm ge­hört hat. In die­sem Au­gen­blick spielst du sei­ne Mu­sik.“
    „Die Mu­sik ist pu­rer Zu­fall. Es gibt nie­man­den die­ses Na­mens in mei­ner psych­ia­tri­schen Da­ten­bank.“
    „Na­tür­lich nicht, Dum­mer­chen. Er war Kom­po­nist, nicht Psych­ia­ter.“
    „Nun, wir ha­ben ihn nicht.“
    „Aber du kannst ihn be­sor­gen. Kannst du dich nicht in die All­ge­mei­ne Da­ten­bank ein­schal­ten?“
    „Was ist sei­ne Iden­ti­täts­num­mer?“
    „War. Er ist tot. Und ich weiß es nicht. Frag die Aus­kunft. Tu nicht so hilf­los. Phi­lip Don­na­tor. Au­tor von Song. Starb vor un­ge­fähr zwan­zig Jah­ren.“
    „Wo­mög­lich gibt es nicht ge­nug von ihm, um ei­ne Syn­the­se zu for­men. Die Da­ten­bank müß­te schon über ei­ne aus­rei­chen­de Stimm­auf­zeich­nung ver­fü­gen, au­ßer­dem über Hand­lungs­bil­der, Ver­hal­tens­mus­ter …“
    „Ver­such’s, ver­dammt !“
    „Aber ja doch, na­tür­lich. Bit­te war­te einen Au­gen­blick.“
    Sie war­te­te. Dann, plötz­lich, war es da, ver­schwom­men zu­nächst, aber im­mer mehr an Kon­tu­ren ge­win­nend.
    Auf dem Stuhl vor dem Psy­cho­pult „saß“ das Ho­lo ei­nes jun­gen Man­nes. Er war seit zwan­zig Jah­ren tot, aber sie kann­te ihn von den Bil­dern. Lan­ges, nach hin­ten ge­kämm­tes Haar. Das ab­wei­sen­de Van-Dy­ke-Bärt­chen. Leb­haf­te graue Au­gen. Of­fen­bar hat­te die Ma­schi­ne die All­ge­mei­ne Da­ten­bank in La­wrence, Kan­sas, er­folg­reich durch­wühlt.
    Sie ver­geu­de­te kei­ne Zeit. „Hal­lo, Phi­lip.“
    Er lä­chel­te schief zu­rück. „Ma­ry.“ Sei­ne Stim­me be­saß ein tie­fes, brü­chi­ges Tim­bre.
    „Du hast Song nie zu En­de ge­bracht.“
    „Das stimmt.“
    „Warum nicht?“
    „Ich bin ge­stor­ben.“
    „Wie hät­te es ge­en­det, wenn du lan­ge ge­nug ge­lebt hät­test?“
    Wie­der die­ses schie­fe, halb­sei­ti­ge Lä­cheln. „Ich kann es dir nicht sa­gen. Das kannst nur du.“
    „Aber in die­ser letz­ten Sze­ne – wenn die Pries­te­rin die falschen Din­ge er­bit­tet, be­kommt sie gar nichts.“
    „Ab­so­lut rich­tig.“
    „Und was ist dann das Rich­ti­ge?“
    „Schwei­fen wir nicht ab? Dies sind dei­ne letz­ten fünf­zig Mi­nu­ten, die letz­te Sit­zung der Se­rie. Du soll­test ei­gent­lich …“
    Sie wisch­te den Ein­wand bei­sei­te. „Ich ha­be dir ei­ne Fra ge ge­stellt. Ich hät­te gern ei­ne Ant­wort. Was ist das Rich­ti­ge?“
    „Ich ver­ste­he. Es ist dir ernst, nicht wahr?“ Das Ho­lo beug­te sich vor. „Dir feh­len ge­wis­se Din­ge … du

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