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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Platz für ein Schä­fer­stünd­chen. Dort lie­gen Paul Bland­ford und ich nackt bei­ein­an­der. Jetzt ste­he ich auf. Ich ge­he zwi­schen den Wei­den und Bü­schen hin­durch.“
    Sie und die Ma­schi­ne/Don­na­tor be­ob­ach­te­ten die leuch­ten­de klei­ne Ge­stalt, wie sie durch das fle­cki­ge Grün glitt.
    „Du hast ein Ziel“, sag­te die Ma­schi­ne/Don­na­tor.
    „Du wirst es se­hen.“
    „Es scheint nicht sehr hell zu sein. Es ist wohl spät abends?“
    „Ich glau­be, es däm­mert. In ein paar Mi­nu­ten wird es dun­kel sein.“
    „Die­ser Paul Bland­ford – hat er ei­ne Be­deu­tung in dei­nem Traum?“
    „Weiß ich nicht. Aber was jetzt kommt, hat viel­leicht ei­ne.“
    „Du bist ste­hen­ge­blie­ben. Was ist das für ei­ne Kon­struk­ti­on?“
    „Ei­ne Brücke. Und jetzt ver­stehst du viel­leicht, wes­halb ich nach dir ver­langt ha­be, Mr. Phi­lip Don­na­tor.“
    „Ah ja, viel­leicht ver­ste­he ich es. Du bist die Pries­te­rin in Song.“
    „Und ich ste­he vor der Brücke. Der Pro­phet ist be­reits ge­tö­tet wor­den und hin­über­ge­gan­gen. Er steht jetzt auf der an­de­ren Sei­te. Siehst du?“
    Jen­seits der Brücke fla­cker­te ein un­s­tet leuch­ten­der Fleck.
    „Wer ist der Pro­phet?“ frag­te die Ma­schi­ne/Don­na­tor.
    „Ja, wer ist es? Ich ha­be ihn nicht iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.“ Sie beug­te sich vor und schal­te­te das Ge­rät ab. Das klei­ne Thea­ter ver­losch. „Das war der Schluß.“
    „Aus­ge­rech­net an der in­ter­essan­tes­ten Stel­le. Nun denn, bringst du den Er­schla­ge­nen Pro­phe­ten mit ir­gend je­man­dem in Ver­bin­dung?“
    „Ich weiß nicht. Mit Dr. Se­ra­ne viel­leicht. Wenn ihm je­mals et­was pas­sier­te, wür­de ich ster­ben wol­len.“
    „Und in dei­nem Traum bist du die Pries­te­rin?“
    „Ja.“
    „Und dir ist klar, daß es die Funk­ti­on der Pries­te­rin ist, den Pro­phe­ten an­zu­fle­hen?“
    „Ich bin mit Song ver­traut. Und ich weiß, daß die Opern­re­gis­seu­re die­se Schluß­sze­ne seit zwan­zig Jah­ren hin­zu­dich­ten. Sie sind wahn­sin­nig. Es ist, als woll­te man einen Schluß an Schu­berts Un­voll­en­de­te dich­ten.“
    Die Ma­schi­ne/Don­na­tor wies auf die klei­ne Traum­büh­ne. „Worum hast du ihn ge­be­ten?“
    „Ich weiß es nicht. Ich woll­te fra­gen – aber dann bin ich auf­ge­wacht.“
    „Viel­leicht soll­ten wir die letz­ten paar Se­kun­den noch ein­mal ab­spie­len, um dei­ne Er­in­ne­rung auf­zu­fri­schen.“
    „Nein. Das will ich nicht.“
    „Hast du ir­gend­ei­ne Mu­sik ge­hört – am En­de?“
    „Nur das Flö­ten­so­lo, das der Bit­te vor­aus­geht.“
    „Nun, Ma­ry Der­rin­ger, ich glau­be, wir bei­de kom­men all­mäh­lich zum Schluß. Wie geht’s wei­ter?“
    „Ich ge­he wei­ter ins La­bor. Ich sor­tie­re wei­ter Dr. Se­ra­nes Pa­pie­re. Ich su­che wei­ter nach ei­nem Mann. Ich bin wei­ter ein Klon.“
    Die Ma­schi­ne/Don­na­tor rutsch­te vol­ler Un­be­ha­gen hin und her. „Du bist Ma­ry Der­rin­ger, nicht Ma­ry Der­rin­ger Schräg­strich K. Das K wur­de durch Kon­greß Ver­fü­gung vor drei Jah­ren aus dei­nen Pa­pie­ren ent­fernt. Nie­mand muß da­von wis­sen, wenn du nicht dar­über re­dest.“
    Sie seufz­te. „Ma­schi­ne, wer im­mer dich pro­gram­miert hat, ist ein­fach ein Schwach­kopf. Je­der, der Zu­gang zur Lö­schungs­or­der hat, weiß es, ein­schließ­lich der ge­sam­ten Per­so­nal­ab­tei­lung so­wie je­der, dem sie da­von er­zäh­len.“
    „Nun, so einen un­vor­her­seh­ba­ren mensch­li­chen Fak­tor muß es da­bei wohl ge­ben.“
    „Für den Fall al­so, daß es noch ein­mal ge­sche­hen soll­te, daß ich ernst­lich und aus tiefs­tem Her­zen ster­ben will, möch­te ich gern ei­ne ef­fi­zi­en­te­re Mög­lich­keit …“
    „Wenn ich dir ei­ne Tö­tungs­pil­le ge­ben muß, wa­ren die­se Wo­chen ver­ge­bens.“
    „Das wa­ren sie nicht. Aber gib mir die Pil­le trotz­dem. Der Schwarz­markt­kurs liegt im Au­gen­blick bei fünf­zehn­hun­dert Dol­lar. Das kann ich mir nicht leis­ten.“
    „Al­so gut.“
    Klick.
    Der Aus­wurf oben auf dem Pult öff­ne­te sich, und ein klei­nes Päck­chen er­schi­en: ei­ne ro­te Pil­le, in durch­sich­ti­ges Plas­tik ver­packt. Auf dem

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