Der Katalysator
für die Kunst gewesen war, Donnator für die Musik, Shakespeare für die Literatur, Morphy für das Schachspiel: in seiner Zeit und an seinem Platz der unumstritten Beste.
„Einsatzmöglichkeiten für Trialin …“ sagte Serane an einem Freitagnachmittag gegen Ende Februar. „Wenn wir eine kommerzielle Produktionsanlage einrichten wollen, müssen wir schon jetzt über neue Märkte nachdenken. Für heute nachmittag wollen wir uns den Bereich der Antibiotika vornehmen.“
„Als Einstieg“, sagte Razmic Mukerjee, „würde ich Novarella vorschlagen.“
„Novarella“, meinte Serane nachdenklich. „Da hätten wir eine echte Killerkrankheit. Weltweit verbreitet und in Epidemiejahren, wie wir ’96 eines hatten, drei Millionen Tote, Erwachsene und Föten. Weitere hunderttausend Kinder kamen zwar lebend zur Welt, aber sie waren taub oder sie hatten Grauen Star, Herzfehler, Hirnschäden und Mißbildungen der Extremitäten. Gegenwärtig schiebt sich die Epidemie in Indien längs der Ostküste nach Norden. Sie hat bereits Nellore erreicht.“
Der Hindu verzog das Gesicht. „Bei diesem Tempo wird sie im Sommer in meiner Heimatstadt Kalkutta sein. Ja, es ist eine Herausforderung. Wird die Versuchstierabteilung mit uns zusammenarbeiten?“
„Worauf wollen Sie hinaus?“ fragte Serane.
„Vielleicht könnten wir einen der Affen schwängern und ihm dann Trialin verabreichen“, meinte Mukerjee, „um festzustellen, ob es den Fötus gegen Novarella schützt.“
„Sie schwängern den Affen, Mukerjee“, schlug Art Schirmer vor, „und wir erledigen den Rest.“
„Wir sollten es wirklich versuchen“, versetzte der Hindu sanft.
Serane nickte Mary Derringer zu. „Setzen Sie es auf die Liste.“
Paul lauschte schweigend, beinahe geistesabwesend. Wurde es so gemacht? Eine Gruppe von brillanten Männern setzte sich zusammen und entschied, daß es eine gute Idee sein würde, ein neues Mittel an einer Killerkrankheit zu erproben? Und wenn dies vor zehn Jahren geschehen wäre, ob Billy dann noch lebte? War es so? Er wußte es nicht.
6
Seranes Gruppe
Jeder Mitarbeiter in Seranes Abteilung hatte seine eigenen Ansichten über seine Beziehung zu der Gruppe. Manche waren dankbar für die Gelegenheit, bei Serane arbeiten zu dürfen. Anderen mißfiel es, zumindest am Anfang, mit einer Gruppe von Wahnsinnigen zusammengesperrt zu werden. Aber jeder einzelne war voller Ernsthaftigkeit dabei.
Da war Art Schirmer, der plante, projektierte und dabei bis tief in die Nacht hinein arbeitete, damit er nicht durch andere Arbeiten unterbrochen wurde. Serane ließ ihn Berichte für andere verfassen, auch für Bob Moulin.
Da war Detlev Diep, der (wie manche Künstler und Schriftsteller) über sein Projekt nicht sprechen konnte, bevor er es erfolgreich abgeschlossen hatte, weil die Idee sonst fortgespült, ausgebrannt, betäubt würde und die emotionale Energie verloren wäre, die notwendig war, um sie zur Reife zu bringen. Selbst die Reagenzien würden dann nicht reagieren! Serane verstand dies und ließ ihn seine Arbeit tun, ohne daß er wöchentliche Berichte verlangte, so daß Diep am Ende – manchmal vielleicht nach einem Jahr – einen triumphierenden Gesamtbericht lieferte.
Da war Dr. Statice. Das Handbuch der Chemie (in der Ausgabe von 1989) war seine Bibel. Er hatte das Datum seiner Heirat und die Namen seiner Kinder darin notiert. Morgens kam er immer etwas früher ins Büro und las zehn Seiten darin. Als Lesezeichen dienten ihm fleckige blaue Bänder. Er gestattete niemals, daß etwas darauf gelegt wurde. Er wußte, daß andere Ausgaben
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