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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Spra­che.
    „Wo­her wis­sen wir, daß dies das bes­te für ihn ist?“ frag­te Se­ra­ne. „Viel­leicht ge­hört er in ein Kran­ken­haus. Viel­leicht soll­te man al­le mög­li­chen Tests mit ihm durch­füh­ren. Hat er einen Schlag­an­fall ge­habt? Viel­leicht kann er phy­sisch nicht spre­chen.“
    „Las­sen Sie ihn in Ru­he“, er­wi­der­te Ma­ry Der­rin­ger. „Er be­fin­det sich in ei­nem Ge­müts­schock. Ir­gend­ein Sti­mu­lus wird ihn ei­nes Ta­ges auch wie­der her­aus­rei­ßen. Aber im Au­gen­blick will er ein­fach nur hier bei uns sein. Das sagt sei­ne Frau, und die muß es wis­sen. Sie ha­ben nicht ge­nug Geld, um ihn in das Kran­ken­haus zu brin­gen, das er ei­gent­lich braucht. Sie meint, wenn er hier­blei­ben kann, wird es ihm ir­gend­wann wie­der bes­ser ge­hen. Hier kennt er je­den. Er weiß, daß wir ihn gern ha­ben. Wie wür­den Sie sich füh­len, wenn man sie ir­gend­wo­hin bräch­te, wo Sie nie­man­den ken­nen und wo nie­mand Sie gern hat?“
    „Du lie­be Gü­te“, mein­te Se­ra­ne. „Ich ha­be doch nur ge­fragt, ob wir es rich­tig ma­chen. Na­tür­lich kann er blei­ben.“
     
     
    Man könn­te ver­mu­ten, daß Hum­bert, der Per­so­nal­lei­ter, an­ge­sichts von Se­ra­nes Er­folg mit sei­nem per­so­nel­len Aus­schuß frohlock­te – daß Hum­bert von Her­zen be­glückt war zu se­hen, wie sei­ne schlimms­ten Be­fürch­tun­gen, sei­ne düs­ters­ten Vor­aus­sa­gen so um­fas­send wi­der­legt wur­den. Doch dem war nicht so! Hum­bert sah dar­in ei­ne bos­haf­te Ver­höh­nung sei­ner Au­to­ri­tät, ein sa­dis­ti­sches Pro­gramm, das Se­ra­ne ent­wi­ckelt hat­te, um die an­er­kann­ten Prin­zi­pi­en der Per­so­nal­füh­rung zu ver­nich­ten. Hum­bert sah ei­ne große, form­lo­se Wol­ke des Bö­sen, die das La­bor um­hüll­te. Als Se­ra­nes Grup­pe im Handum­dre­hen be­gann, pro Wo­che durch­schnitt­lich ei­ne Er­fin­dung aus­zu­spu­cken – bei­na­he das Zwei­fa­che der Pro­duk­ti­vi­tät von Kuss­mans grö­ße­rer Grup­pe –, er­kann­te Hum­bert, daß er ein Mon­s­trum ge­schaf­fen hat­te. Se­ra­ne und sei­ne Ar­beits­wei­se wa­ren ei­ne be­stän­di­ge Be­lei­di­gung für je­de ra­tio­na­le Per­so­nal­po­li­tik. Se­ra­ne rüt­tel­te an den Grund­fes­ten von Hum­berts Exis­tenz­be­rech­ti­gung.
    Manch­mal er­wach­te Hum­bert mit­ten in der Nacht und dach­te an die Dok­to­ren Slav, Tei­de­mann, Quir­rel, Mu­ker­jee und die an­de­ren und an die Grün­de, aus de­nen ih­re frü­he­ren Grup­pen­lei­ter sie hat­ten los­wer­den wol­len. Er dach­te dar­an, wie er je­des­mal Ge­wis­sens­bis­se ver­spürt hat­te, als er die­se Män­ner einen nach dem an­de­ren Se­ra­ne zu­ge­teilt hat­te. Al­les dies ging ihm durch den Kopf, und die Er­in­ne­rung dar­an mach­te ihn ver­bit­tert, denn sei­ne Ge­wis­sens­bis­se hät­te er sich samt und son­ders spa­ren kön­nen. Se­ra­ne hat­te die­sen Hau­fen von Ver­lie­rern heim­tückisch in ei­ne Grup­pe ver­wan­delt, die ein paar der New Yor­ker Vi­ze­prä­si­den­ten für die bes­te im gan­zen La­bor hiel­ten. Heim­tückisch und hin­ter sei­nem Rücken. Er hat­te Se­ra­ne ge­gen­über nichts Bö­ses im Schil­de ge­führt, aber den­noch hat­te Se­ra­ne ihm dies an­ge­tan.
    Sie hät­ten ihn längst feu­ern sol­len. War es jetzt zu spät? Viel­leicht nicht. Aber es wür­de sehr viel schwie­ri­ger sein und ei­ne aus­führ­li­che Pla­nung er­for­dern. Und er wür­de Ver­bün­de­te brau­chen. Die könn­te er viel­leicht be­kom­men – je nach­dem, wer die Stel­le des La­bordi­rek­tors be­käme, die seit Dr. Scriv­e­ners Tod un­be­setzt war. Un­ter sol­chen Über­le­gun­gen ver­sank er dann schließ­lich wie­der in un­ru­hi­gem Schlaf.
     
     
    In Pauls Au­gen be­saß Se­ra­nes Hand­schrift et­was un­be­stimmt Ver­trau­tes, als hät­te er sie schon lan­ge be­vor er in die Fir­ma ein­ge­tre­ten war ge­kannt. Die Buch­sta­ben wa­ren klein, und am An­fang ei­nes Ab­sat­zes stan­den die Schrift­zü­ge bei­na­he senk­recht. Aber je mehr der Schrei­ber sich für sei­ne Auf­ga­be er­wärm­te, de­sto wei­ter neig­ten die Buch­sta­ben sich nach vorn, und ei­ne

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