Der Katalysator
Konsole kann mit der Stimme ihres Konstrukteurs, Peter Lindstrom, sprechen.“
„Ich werd’ verrückt. Ich dachte, Lindstrom sei tot.“
„Ja und nein. Ich glaube, man könnte sagen, daß er in seinem geistigen Kinde weiterlebt. Fangen Sie an. Die Maschine läuft.“
„Okay. Maschine, mein Name ist Paul Blandford. Ich habe ein paar Fragen.“
Sssat!
Im nächsten Augenblick waren auf dem Ausdruckstreifen der Konsole einige Zeilen erschienen, HALLO, PAUL BLANDFORD. ICH WARTE AUF IHRE FRAGEN.
Paul runzelte die Stirn. Dann wandte er sich an Serane. „Wie bekomme ich die Stimme?“
Der Chemiker grinste und deutete auf einen anderen Schalter, auf dem VOKAL stand.
Paul berührte den Schalter. Dann sagte er: „Was ist bei folgender Gleichung als höchster theoretischer Prozentertrag verzeichnet: Sechs Urea ergibt ein Trialin plus sechs Ammoniak plus drei Kohlendioxyd?“
„Zweiundzwanzig“, antwortete die Konsole mit einer sonoren Baritonstimme.
„Bedingungen?“
„Temperatur: dreihundert Grad Celsius; Druck: einhundertvierzig at, in Edelstahl-Autoklav; Reaktionszeit: dreißig Minuten. Serane, J. S. U. S. Patent 5.601.432.2003.“
„Höchstertrag bei atmosphärischem Druck?“ fragte Paul.
„Fünf Komma sechs Prozent.“
„Bedingungen?“
„Temperatur: dreihundertfünfundzwanzig Grad Celsius; Reaktionszeit: zehn Minuten; Quarzröhre über Kieselsäure-Katalysator. Serane, J. S. U. S. Patent 5.997.306.2004.“
„Welches ist der theoretische Maximalertrag bei atmosphärischem Druck?“
„Achtundneunzig Prozent.“
Paul wechselte einen Blick mit Serane.
„Bezug Serane 5.997.306: Modifiziere die Bedingungen, um theoretischen Maximalertrag zu erreichen.“
„Daten leider nicht ausreichend.“
„Würde eine substantielle Temperaturveränderung den Ertrag bei 5.997.306 signifikant erhöhen?“
„Nein.“
„Würde eine substantielle Veränderung der Reaktionszeit den Ertrag erhöhen?“
„Nein.“
„Würde ein substantiell anderer Katalysator den Ertrag signifikant erhöhen?“
Die Maschine schien zu zögern. „Es käme darauf an, wie Sie substantiell anders definieren.“
„Ein Katalysator, der nicht aus Kieselsäure besteht.“
„Die Antwort ist nein. Der Katalysator sollte Kieselsäure enthalten.“
Paul schaute Serane ratlos an. „Was gibt’s denn noch?“ fragte er den Wissenschaftler flüsternd.
Aber Serane ließ sich nicht beirren. Er sprach in sein Handmikrophon. „Serane hier. Würde eine geringfügige – ich wiederhole: eine geringfügige – Veränderung der Temperatur, der Reaktionszeit oder des Katalysators den Ertrag bei atmosphärischem Druck vergrößern?“
„Ja, Dr. Serane.“
„Was für eine Veränderung?“
„Eine Veränderung des Katalysators.“
„Müßte die Kieselsäure modifiziert werden?“
„Ja.“
„In welcher Weise?“
„Daten leider nicht ausreichend.“
„Müßten wir die Kieselsäure aktivieren?“
„Ja.“
„Wie?“
„Daten leider nicht ausreichend.“
Sie waren in einer Sackgasse angelangt. Paul deutete auf das Visi, das bisher tot gewesen war. „Funktioniert der Holo-Monitor?“ fragte er die Maschine.
„Selbstverständlich.“
„Zeig mir ein Optimalflußdiagramm für eine Urea-Trialin-Hochdruck-Produktionsanlage.“
Augenblicklich formte sich vor dem Monitor ein dreidimensionales Bild.
Serane beugte sich vor und studierte das Arrangement. Schließlich lehnte er sich wieder zurück. „Keine Veränderung seit letzter Woche.“ Flüsternd sagte er zu Paul: „Es kommt dem, was ich für unsere eigene
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