Der Katalysator
erschienen und verschwunden waren und daß die letzte Auflage nicht einmal ein Buch, sondern ein lächerliches kleines Ding war, das man Perle nannte – nicht größer als sein Daumennagel. Er tolerierte die Existenz dieser anderen Ausgaben, aber er wußte, daß seine die einzige verbindliche war. Die übrigen betrachtete der bestenfalls als gutgemeinte Versuche, die Fakten der Chemie zu verändern, und er wußte nur zu gut, daß dies unmöglich war.
Es wurde schon gesagt, daß Mary Derringer, Seranes Sekretärin, in Columbia Psychologie studiert und sich ursprünglich um eine freie Stelle in der Personalabteilung beworben hatte. Aber als sie schließlich vor der Wahl stand, für Humbert zu arbeiten oder Seranes Sekretärin zu werden, hatte sie sich für Serane entschieden.
Mary trug meist eine dunkle Tunika, die ihr bis an die Knie reichte. Sie wirkte nicht besonders sexy auf Paul, aber seine Blicke schienen aus eigenem Antrieb immer wieder zu ihr zurückzuwandern, wenn er Serane aufsuchte. Manchmal sah sie dann von ihrer Schreibmaschine auf, und dann ertappten sie einander, wie sie sich gegenseitig anstarrten. Dann lächelte sie, und er entdeckte ein Zwinkern in ihren haselnußbraunen Augen. Sie war als unverheiratet registriert. Jemand hatte es ihm erzählt. Oder hatte er gefragt?
Jeden Morgen um acht Uhr zwanzig steuerte Barbara Moulin den kleinen Electric auf den Parkplatz und ließ ihren Mann bei dem Pförtnerhäuschen aussteigen. Robert Moulin nickte dem Wachmann zu und betrat den Südeingang. Er stieg die Treppe zur Stickstoffabteilung hinauf, ging in den Waschraum, und wenn er an seinem Arbeitsplatz in der Mahlkammer angekommen war, hatte Mary Derringer ihm bereits seinen Kaffee eingegossen, den er schlürfte, während er seine Ohrenschützer anlegte und seine Anlage bereit machte. Mr. Moulin war äußerst geschickt bei der Steuerung der Mahlvorgänge, was kaum überraschen konnte, denn er tat tagaus, tagein nichts anderes, seit jenem Morgen vor zwei Jahren, als er seinen Electric rückwärts in seine Einfahrt gesetzt und dabei seinen zweijährigen Sohn überfahren und ihm den Schädel zermalmt hatte. Danach hatte er nie wieder gesprochen.
Die neuartigen Ultraschallmühlen waren eigentlich für einen geräuschlosen Betrieb gebaut, aber Serane hatte ihre Frequenzen verändert, so daß sie ein schrilles, rhythmisches Stampfen produzierten. Bei diesem Lärm versuchte niemand, den Müller in ein Gespräch zu verwickeln.
Die Mahlkammer lag am Eingang der Abteilung, und jeder, der hinein wollte, mußte an Bob Moulin vorbei. Sie winkten ihm zu, und er nickte zurück. Zweimal täglich wiederholte er die gleichen Experimente. Sie waren recht einfach: Katalysatoren wurden in einer Reihe von Sonarmühlen zerkleinert. Aber man benötigte dazu eine große Menge von Schüttelsieben, Gittern und anderen Gerätschaften, und vor dem Hintergrund der kreischenden Mühlen vermittelte dies alles den Eindruck von harter Arbeit. Mr. Hedgewick, der in regelmäßigen Abständen aus New York herüberkam, vermerkte in der Personalabteilung mit Befriedigung, daß wenigstens einer aus Seranes Gruppe stets beschäftigt sei, wenn er dort vorbeikomme. Hedgewick genehmigte die von Serane vorgeschlagenen Gehaltserhöhungen für Moulin routinemäßig. Serane überwies das Gehalt über den Kreditcomputer direkt an die Bank, wo Mrs. Moulin ein Girokonto unterhielt.
Manchmal, gegen Ende seiner Freitagskonferenzen, sammelte Serane seine eigene Gruppe in vertraulichem Gespräch um sich und brachte den leidgeprüften Müller zur
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