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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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Shei­la. „Bit­te laß uns in die Kü­che ge­hen und dort re­den.“
    „In Ord­nung.“ Er folg­te ihr durch die Eß­ni­sche in die Kü­che. Dort setz­ten sie sich an den Tisch, und sie goß den Kaf­fee ein. Er nahm sich Sah­ne und Zu­cker von ei­nem sil­ber­nen Ser­vice.
    „Warum, Shei­la? Warum hat er das ge­tan?“
    „Weil er es woll­te“, ant­wor­te­te sie schlicht. „Er war fer­tig. Mit mir, mit al­lem. Es war das bes­te.“
    Er starr­te sie an.
    Sie lä­chel­te et­was schief. „Ich will dir ein paar Din­ge zei­gen.“ Sie stand auf und deu­te­te auf ein rad­för­mi­ges Ge­rät mit ei­nem Durch­mes­ser von et­was mehr als ei­nem hal­b­en Me­ter, das auf dem Näh­ma­schi­nen­tisch stand. Es sah aus wie ein Mi­nia­tur­rie­sen­rad auf ei­ner Kir­mes, nur daß es an­stel­le der Gon­deln klei­ne be­leuch­te­te Com­pu­ter­schrift­dis­plays trug.
    „Was um al­les in der Welt …?“
    „Paß auf“, sag­te Shei­la. „Ba­stard!“ schrie sie.
    Paul fuhr hoch und sah sie er­schro­cken an.
    Shei­la zeig­te auf das Rad. Es dreh­te sich, und die Dis­plays blitz­ten auf. Je­der der be­leuch­te­ten Schrift­zü­ge war der glei­che: „Uriah ist ein blö­der Ba­stard.“ Sie lä­chel­te grim­mig. „Es funk­tio­niert mit je­dem Schimpf­wort, das man sich aus­den­ken kann. Na­tür­lich muß man schrei­en. Es hat ei­ne be­stimm­te De­zi­bel­schwel­le.“ Pauls ver­blüff­ter Ge­sichts­aus­druck amü­sier­te sie. „Er war sehr be­le­sen. Er hat­te von den Ge­bets­müh­len ge­le­sen, die in den ti­be­ta­ni­schen Ber­gen stan­den. Es wa­ren große, stei­ner­ne Rä­der, die hüft­hoch auf­ge­hängt auf höl­zer­nen Ach­sen ro­tier­ten. Rings­um wa­ren Ge­be­te ein­ge­ritzt. Der des Le­sens un­kun­di­ge, aber from­me Rei­sen­de läßt das Rad ein-, zwei­mal ro­tie­ren, und da­mit gel­ten al­le er­for­der­li­chen Ge­bets­for­meln als ge­spro­chen. Uriah fand, daß mei­ne dau­ern­den Kla­gen über ihn sich her­vor­ra­gend für ei­ne Ge­bets­müh­le eig­ne­ten: Sinn­lo­se Wie­der­ho­lun­gen. Zum Be­weis bau­te er die­ses Rad.“ Sie zog den Ste­cker aus der Wand. Lang­sam kam das Rad zum Ste­hen. „Dies war das ers­te Mal, daß ich die­ses ver­damm­te Ding an­ge­rührt ha­be. Es steht seit Mo­na­ten hier. Ich kam nicht ein­mal mehr an die Näh­ma­schi­ne her­an. Es war Haß, es war Ver­zweif­lung. Na­tür­lich war er ver­rückt.“
    Sie will auf die­ses En­de hin­aus, dach­te Paul. „Wei­ter“, sag­te er.
    „Nun, und ei­nes Abends in der ver­gan­ge­nen Wo­che frag­te ich ihn, ob wir bis in al­le Ewig­keit so wei­ter­le­ben woll­ten, denn in die­sem Fall wür­de ich ihn ver­las­sen. Da rückt er da­mit her­aus, in kla­rem Eng­lisch: Er sag­te, er wer­de es mich in ein paar Ta­gen wis­sen las­sen. Es be­steht al­so noch Hoff­nung, den­ke ich. Zu­min­dest re­det er wie­der mit mir, von An­ge­sicht zu An­ge­sicht. Aber so mein­te er es über­haupt nicht. Er fuhr dann nach Wa­shing­ton – nur daß er eben gar nicht nach Wa­shing­ton fuhr, son­dern in die­ses schmie­ri­ge Ho­tel in Broo­klyn. Und dort nahm er … das hier.“ Sie deu­te­te auf zwei Ka­nis­ter, die in der Die­le auf ei­nem Tisch­chen stan­den. „Die Po­li­zei hat sie mir ges­tern zu­rück­ge­bracht.“
    Paul be­trach­te­te die bei­den Me­tall­zy­lin­der. Auf den ers­ten Blick sa­hen sie aus wie Feu­er­lö­scher, aber dann sah er, was auf den Eti­ket­ten stand: LUFT - EX . EX­KLU­SIV­VER­TRIEB DURCH EUTHA­NA­SIA GMBH.
    Und jetzt be­gann er zu be­grei­fen, auf wel­che Wei­se Uriah ge­stor­ben war. „Du meinst …?“
    Shei­la nick­te ver­bit­tert. „Ge­nau die. Sie ent­hal­ten Mo­le­kül­ab­sor­ber­fil­ter mit ei­ner Po­ren­grö­ße, die Sau­er­stoff­mo­le­kü­le ab­sor­biert, aber Stick­stoff­mo­le­kü­le durch­läßt.“
    Die Ka­nis­ter­ven­ti­le wa­ren mit et­was ver­bun­den, das aus­sah wie ei­ne Ser­vo­schal­tung. Paul be­schloß, nicht da­nach zu fra­gen. Wenn Shei­la es ihm er­klä­ren woll­te, gut, dann wür­de er zu­hö­ren.
    Sie re­de­te wei­ter. „Er ging zu Bett. Viel­leicht schlief er ein. Wir wis­sen es nicht, und es ist auch oh­ne Be­deu­tung. Ge­gen Mit­ter­nacht

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